Winterthur (awp) - Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter hat 2022 massiv weniger Bestellungen erhalten als im Vorjahr. Einerseits wegen einer Normalisierung im Vergleich zum sehr starken Vorjahr, andererseits wegen einer gedämpften Nachfrage seitens der Kunden.

Der Auftragseingang reduzierte sich um 48 Prozent auf 1,16 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Dabei haben sich die Bestellungen im Hauptgeschäft mit neuen Maschinen der Division Machines & Systems mehr als halbiert. Die Division Components hat den Auftragseingang leicht gesteigert, während sich im dritten Geschäftsbereich, After Sales, ebenfalls ein zweistelliges Minus ergeben hat.

Die Marktlage sei gekennzeichnet von Investitionszurückhaltung aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten, höheren Finanzierungskosten und von Konsumzurückhaltung in wichtigen Märkten, umschreibt Rieter die aktuelle Situation.

Bezogen auf den Auftragsbestand von Anfang 2022 von 1,84 Milliarden verzeichnete das Unternehmen Stornierungen von Aufträgen von unter 10 Prozent. Der Bestellungsbestand per Ende 2022 lag bei 1,54 Milliarden Franken. Er ergibt laut Rieter einen Arbeitsvorrat bis weit in die Jahre 2023 bzw. 2024 hinein.

Umsatz von Akquisitionen gestützt

Der Umsatz hingegen profitierte einerseits von der Akquisition dreier Teilbereiche von Saurer und andererseits von den starken Preiserhöhungen. Er legte im Gesamtjahr um 56 Prozent auf 1,51 Milliarden Franken zu, wobei insbesondere das Neumaschinengeschäft gegenüber dem schwachen Vorjahr markant anzog.

Die Umsatzrealisierung aus dem ausserordentlich hohen Bestellungsbestand habe sich besser entwickelt als erwartet, heisst es dazu. Zudem hätten sich die eingeleiteten Massnahmen zur Beseitigung von Materialengpässen im zweiten Semester und verstärkt im vierten Quartal positiv ausgewirkt.

Die Erwartungen der Analysten wurden beim Auftragseingang klar verpasst, beim Umsatz hingegen übertroffen.

Die genauen Gewinnzahlen werden erst am 9. März veröffentlicht, Rieter hat aber schon relativ genaue Angaben zur Höhe des operativen Gewinns gemacht. So wird eine EBIT-Marge von rund 2 Prozent in Aussicht gestellt. Der Gewinn auf Stufe EBIT dürfte damit auf rund 30 Millionen Franken zu liegen kommen. Im Vorjahr hatte ein operativer Gewinn von 47,6 Millionen bei einer Marge von 4,9 Prozent resultiert.

Die Entwicklung der Marge sei stark von erheblichen Kostensteigerungen beeinflusst, so Rieter. Diese hätten nur teilweise über Preiserhöhungen oder andere Gegenmassnahmen kompensiert werden können. Darüber hätten Kosten in Zusammenhang mit der Kompensation von Materialengpässen zu Buche geschlagen sowie Kosten im Zusammenhang mit den Akquisitionen.

Der Massnahmenplan zur Steigerung von Umsatz und Profitabilität soll nun weiter umgesetzt werden.

cf/uh