Winterthur (awp) - Laut dem Rieter-Chef Norbert Klapper dürfte es noch eine Weile dauern, bis die globalen Lieferketten wieder einwandfrei funktionieren werden. "Das Thema wird uns im ersten Halbjahr begleiten, vielleicht auch darüber hinaus", sagte er am Mittwoch an einer Telefonkonferenz mit Investoren.

"Man muss das als Herausforderung sehen", ergänzte er. "Wir haben es im vierten Quartal geschafft, besser als erwartet damit umzugehen." Es spielte damit darauf an, dass 2021 ein Umsatz von 969 Millionen Franken erreicht wurde, noch im Oktober war mit Verweis auf die Lieferkettenprobleme lediglich ein solcher von rund 900 Millionen in Aussicht gestellt worden. Die Teams hätten "fantastische Arbeit" geleistet bei der Umgehung der Logistik-Flaschenhälse und der Beschaffung knapper Rohmaterialien, so der Firmenchef.

Entscheidend für den CEO ist aber ohnehin, dass die Nachfrage nach den Rieter-Produkten nach wie vor hoch ist. "Die Marktstimmung ist unverändert gut", betonte er. Neben dem Aufholeffekt, weil die Spinnereien zuletzt nur sehr wenig investierten, spiele nach wie vor die sich abzeichnende Verlagerung der Spinnereiindustrie von China in andere Länder eine Rolle. Auslöser für diese Verlagerung sind bekanntlich höhere Kosten in China für Arbeit und Energie. Die grössten Bestellungen seien denn auch 2021 aus der Türkei, Indien und Usbekistan eingegangen - und nicht wie zuletzt üblich aus China.

Zufrieden ist der CEO auch mit der Qualität des Auftragsbestands, der per Ende Jahr ein Volumen von 1,84 Milliarden Franken erreichte. "Die Marge dieser Aufträge ist gesund", so Klapper. Er erinnerte daran, dass die Preise für gewisse Produkte wegen der teureren Rohstoffe um mehr als 10 Prozent erhöht wurden.

Der Schutz der Marge bleibe aber eine Herausforderung, denn es bestehe das Risiko weiterer Kostensteigerungen. "Wir denken über weitere Preiserhöhungen in gewissen Geschäftsfeldern nach", so Klapper. Zudem würden gegebenenfalls Gespräche mit Kunden geführt, und es werde auch über entsprechende Klauseln in den Verträgen diskutiert. Gleichzeitig peilt der Rieter-Chef weitere Effizienzsteigerungen an.

Als Beispiel führte er an, dass Auslieferungen neuer Maschinen mit weniger Containern erfolgen könnten. So gebe es Bemühungen, eine Grossbestellung nach Ägypten mit 900 statt 1000 Containern abzuwickeln. Denn wenn keine Massnahmen ergriffen würden, schilderte er die derzeitige Situation so: Normalerweise machten die Versandkosten im Neumaschinengeschäft 3 bis 4 Prozent des Umsatzes aus, für 2022 gehe er hingegen von 5 bis 6 Prozent aus, so Klapper.

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