FRANKFURT (dpa-AFX) - Vom Börsenliebling zur Fahrstuhlaktie: Investoren zeigen sich seit einigen Wochen äußerst wankelmütig, was die Aktie der Rib Software angeht. Und das, obwohl das Unternehmen aus der Bausoftware-Branche vergangenes Jahr mit zweistelligen Wachstumsraten aufwarten und wichtige Kooperationen schließen konnte. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI RIB SOFTWARE:

Der Anbieter von Bausoftware hatte 2017 im operativen Geschäft einen guten Lauf: Der Umsatz wuchs prozentual zweistellig, und das Unternehmen verdiente unter dem Strich gut ein Viertel mehr als im Vorjahr. Anleger konnten sich über eine höhere Dividende freuen. Das Unternehmen selbst sieht sich als Profiteur der zunehmenden Digitalisierung, die auch im Bauwesen um sich greift. Zu den Kunden von Rib gehören Bauunternehmen, Projektentwickler, Eigentümer, Investoren und Regierungen.

Auch im laufenden Jahr will Rib Software weiter kräftig wachsen. Wegen hoher Investitionen dürften beim operativen Ergebnis jedoch keine großen Sprünge drin sein. So setzt das Unternehmen derzeit seine Hoffnungen auf seine Cloud-Plattform MTWO, über die Rib seine Software für Planung, Kostenkalkulation und Management von Bauprojekten über das Internet zur Miete anbieten will. Dazu hat der im TecDax notierte Konzern mit dem US-Tech-Riesen Microsoft ein Schwergewicht als Partner gefunden. Ab 2019 sollen die Cloud-Umsätze daher deutlich steigen.

Ebenfalls viel verspricht sich Rib von einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem an der US-Börse Nasdaq gelisteten Auftragsfertiger Flex, YTWO. Im März erlöste Rib Software über eine Kapitalerhöhung brutto 131 Millionen Euro. Das Geld soll unter anderem auch in den Ausbau des Geschäfts rund um die Cloud fließen, etwa in sogenannte Managed Service Provider (MSP), die die Cloud-Infrastruktur für andere Unternehmen über das Internet einrichten und sie verwalten. Zudem soll der Barmittelbestand bei 100 Millionen Euro gehalten werden.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Noch zu Beginn des Jahres waren Analysten mit Blick auf Rib äußerst positiv gestimmt. Vor allem die Kooperationen mit Flex und Microsoft veranlassten mehrere Institute, Kaufempfehlungen für die Aktie zu geben und ihre Gewinnprognosen nach oben zu schrauben, so etwa die Berenberg Bank im Februar. Die YTWO-Plattform aus der Kooperation mit Flex könne das "nächste große Ding" werden, hieß es auch von Warburg-Analyst Andreas Wolf.

Doch im Mitte März, nachdem die Aktie ein Rekordhoch erreicht hatte, drehte sich die Stimmung plötzlich. Die Kapitalerhöhung stieß vielen sauer auf. Die Aktie verlor in den zwei darauffolgenden Handelstagen ein Drittel ihres Werts. UBS-Analyst Hannes Leitner monierte, dass es die dritte Kapitalerhöhung seit dem Börsengang 2011 sei, um Investitionen zu tätigen. Doch die Strategie dahinter sei unklar. Auch anderen Marktbeobachtern kamen Zweifel an der Geschäftsstrategie.

Warburg-Analyst Wolf wurde ebenfalls vorsichtig: Die Strategie, auch in MSP zu investieren, werde nicht wertsteigernd sein. Vielmehr lasse die Kapitalerhöhung darauf schließen, dass die Markterwartungen zu YTWO und MTWO zu euphorisch gewesen sei. So dürften sich Anleger fragen, warum das Unternehmen sein Aktienkapital verwässere, wenn das Potenzial von YTWO doch so groß sei. Er stufte die Aktie von "Kaufen" auf "Verkaufen" herab. Erst nach einer Telefonkonferenz von Rib Software mit Analysten, in der das Management versuchte, wieder Vertrauen herzustellen, und mehr Transparenz versprach, stufte er die Aktie wieder auf "Halten". Er bleibt aber skeptisch für die Entwicklung der YTWO-Plattform, die er als weniger gut planbar einschätzte.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Große Schwankungen prägen die Entwicklung der letzten vier Wochen. Nach dem Ankündigung der Kooperation mit Microsoft schaffte die Aktie Mitte März ein Rekordhoch von 36,10 Euro. Binnen zwölf Monaten hatte sich ihr Wert damit verdreifacht. Die Kapitalerhöhung machte dem Höhenflug jedoch ein abruptes Ende. Der Aktienkurs wurde Ende März auf 16,56 Euro mehr als halbiert. Weniger hatten die Papiere zuletzt im September 2017 gekostet.

Seitdem gestartete Erholungsversuche blieben immer wieder stecken. Derzeit kostet das Papier wieder rund 19 Euro. Damit liegt der Kurs aber deutlich unter dem durchschnittlichen gewichteten Kursziel der im dpa-AFX Analyser aufgeführten Analysten von 29,70 Euro./nas/mis/stw