(neu: mehr Details, Aktienkurs, Analysten)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Eine Kapitalerhöhung hat am Freitag die Aktien des Bausoftware-Anbieters Rib Software schwer belastet. Neben der Anteilsverwässerung drückten negative Kommentare von Analysten auf den Kurs der Aktien. Die Experten stellten die Unternehmensstrategie in Frage.

Am späteren Vormittag fielen die Papiere um 13,60 Prozent auf 26,80 Euro. Das TecDax-Unternehmen hatte zuvor gut 4,68 Millionen neue Papiere zu je 28,00 Euro platziert. Der Zeitpunkt scheint ideal. Die Aktien kannten seit Monaten nur eine Richtung: nach oben.

Der nun erfolgte Schritt spült Rib Software brutto 131 Millionen Euro in die Kassen. Das Geld soll nicht zuletzt in den Ausbau des Geschäfts rund um die Cloud gesteckt werden. Zudem will das Unternehmen beständig rund 100 Millionen Euro in bar halten, und zwar für sein Image als glaubwürdiger und zuverlässiger Technologieanbieter für große Unternehmenskunden und strategische Partner wie Flex und Microsoft.

Die Kooperationen mit den beiden an der US-Börse Nasdaq gelisteten Unternehmen lieferten den Aktien zuletzt Rückenwind. Anleger versprechen sich viel davon. Bereits 2016 hatte Rib gemeinsam mit der in Singapur ansässigen Flex "YTWO Formative" gegründet. Die YTWO-Plattform bietet Immobilienentwicklern und Wohnungsbauunternehmen einen Produkt- und Bauteilekatalog, sowie alle Projektmanagementfunktionen, die für die reale Umsetzung benötigt werden.

Im Februar 2018 verbündete sich Rib dann mit dem Software-Riesen Microsoft . Die Unternehmen wollen beim Aufbau der Cloud-Plattform für das Bauwesen MTWO kooperieren. Das Geschäftsmodell soll darin bestehen, Gebühren für das Abonnement der durch die beiden in der Cloud bereitgestellten Software- und Daten-Services zu erheben.

Analyst Andreas Wolf von Warburg Research wurde nun aber vorsichtig. Er verwies auf die Pläne von Rib Software, mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung auch in sogenannte Managed Services Provider (MSPs) zu investieren. Diese richten die Cloud-Infrastruktur für andere Unternehmen über das Internet ein, verwalten sie und erbringen die dazugehörigen Dienstleistungen für die MTWO-Cloud.

Eine solche Strategie werde nicht wertsteigernd sein, erklärte Wolf. Vielmehr lasse die Kapitalerhöhung darauf schließen, dass die Markterwartungen in puncto YTWO und MTWO zu euphorisch gewesen seien. Investoren dürften sich nun fragen, was der Unterschied zwischen MTWO und einer einfachen Software-Bereitstellung sei und warum das Unternehmen sein Aktienkapital verwässere, wenn das Potenzial von YTWO doch so groß sei. Wolf kassierte sein Kaufvotum und stufte die Papiere auf "Verkaufen" ab. Das Ziel strich er von 32 auf 22 Euro zusammen.

In der Folge der Deals mit Flex und Microsoft waren die Aktien bis Mitte März auf ein Rekordhoch von 36,10 Euro gestiegen. Allein seit der Ankündigung der Kooperation mit Microsoft ging es für Rib in der Spitze um fast die Hälfte nach oben. Seit Ende 2015 hatte sich der Kurs mehr als verdreifacht.

Mit einem Rutsch unter die Marke von 28 Euro bewegen sich die Papiere nun wieder auf dem Niveau, das im Januar noch ein Widerstand gewesen war, bevor der Kurs nach oben ausbrach. Damals waren sie zwischen rund 26 und etwa 28 Euro geschwankt. Solche ehemaligen Widerstände können bei Kursverlusten zur Unterstützung werden.

Dass Anleger nun aber erst einmal Kasse machten - zumal der Gesamtmarkt wegen der Furcht vor eine Negativspirale im Handelskonflikt zwischen den USA und China unter Druck steht - überrasche nicht, sagte ein Händler. Auch dürften einige Investoren auf eine Übernahme von Rib spekuliert und diese Hoffnungen nun einen Dämpfer erhalten haben.

Es sei zudem schon die dritte Kapitalerhöhung seit dem Börsengang 2011, um Zukäufe zu finanzieren, doch die Strategie dahinter sei unklar, monierte Analyst Hannes Leitner von der Schweizer Großbank UBS./mis/ck/jha/

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