INDEX-MONITOR: Rüstungsunternehmen auf dem Weg in Dax und SDax
Am 06. Mai 2022 um 17:54 Uhr
Teilen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Rüstungshersteller Rheinmetall hat im Juni gute Chancen auf einen Dax-Aufstieg. Allerdings ist ihm dabei der Konsumgüterhersteller Beiersdorf dicht auf den Fersen. Womöglich könnten laut JPMorgan-Analyst Pankaj Gupta sogar beide aufsteigen und würden dann wohl die zwei einstigen Corona-Krisengewinner Delivery Hero und Hellofresh herausdrängen.
"Rheinmetall ist auf dem besten Weg in den Leitindex, wenn der Aktienkurs auf dem aktuellen Niveau bleibt", erwartet auch Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel. Auslöser sei der Ukraine-Krieg und seine Konsequenzen für die militärische Aufrüstung auch in Deutschland. Ähnlich wie Gupta sieht er auch Chancen für Beiersdorf, bleibt aber aktuell noch skeptisch, ob es tatsächlich zwei Dax-Aufsteiger geben wird. Als Absteiger in den MDax für mittelgroße Unternehmen sieht er zudem auch die beiden Lieferdienste.
Abgesehen von diesen möglichen Platzwechseln zwischen Dax und MDax könnte laut Thorißen zudem der Solar- und Windparkbetreiber Encavis aus dem Nebenwerte-Index SDax in den Index der mittelgroßen Werte aufgenommen werden. JPMorgan-Analyst Gupta sieht dafür ebenfalls eine hohe Wahrscheinlichkeit und schließt zudem eine mögliche Wiederaufnahme der Aareal Bank in den MDax nicht aus. Als Abstiegskandidaten mögliche nennt er den Finanzdienstleister Hypoport und den Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich.
Angesichts des aktuellen Aufschwungs der deutschen Rüstungsindustrie erwartet der Index-Experte von Stifel schließlich auch die Rückkehr von Hensoldt in den SDax. Ihm zufolge dürften dann der Kohlefaser-Spezialist SGL ausscheiden, womöglich könnte es aber auch das Technologie-Unternehmen LPKF Laser treffen.
Die Deutsche Börse wird die Indizes der Dax-Familie am Freitag, 3. Juni, überprüfen und etwaige Änderungen zum Montag, 20. Juni, umsetzen.
Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden (physisch replizierende ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann./ck/jsl/he
Die Rheinmetall AG ist auf Konzipierung, Produktion und Vertrieb von Ausrüstungselementen, Komponenten und Lösungen für die Verteidigungs- und Zivilindustrien spezialisiert. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Fahrzeugsysteme (35,1 %): vielseitig einsetzbare Rad- und Kettenfahrzeuge (taktische Militärfahrzeuge, Unterstützungsfahrzeuge, Logistik- und Spezialfahrzeuge);
- Sonden und Aktuatoren (20,5 %): Aktuatoren, Anlagen zur Abgasrückführung, Drosselventile, Abgasklappen für Elektromotoren, Magnetventile, Pumpen usw. zum Einsatz in Wärmemanagement- und Fluidmanagementanwendungen in den Bereichen Mobilität und Industrie;
- Waffen- und Munitionssysteme (19,5 %): Maschinenkanonen für Land-, Luft- und Seefahrzeuge, Waffen mit glattem Lauf, Artilleriesysteme, intelligente Geschosse, Hochenergielaser usw.;
- Elektronische Lösungen (13 %): Sonden und Vernetzungssysteme, Lösungen zum Schutz im Cyberspace, Luftabwehrsysteme, Radarsysteme, Lösungen zur technischen Dokumentation, integrierte elektronische Systeme, Drohnen und automatisierte Roboter zu Lande, Schulungs- und Simulationslösungen;
- Motorkomponenten und -systeme (11,6 %);
- sonstige (0,3 %).
Ende 2022 verfügte die Gruppe über weltweit 132 Produktionsstandorte.
Die geografische Verteilung des Umsatzes sieht aus wie folgt: Deutschland (29,5 %), Europa (35,7 %), Asien und Naher Osten (16,3 %), Nord- und Südamerika (9 %) und sonstige (9,5 %).