LONDON (dpa-AFX) - Der Sagrotan-Hersteller Reckitt Benckiser hat im vergangenen Jahr von der Corona-Pandemie profitiert. Die Kunden griffen verstärkt zu den Hygieneprodukten der Briten. Gleichzeitig kommt das Unternehmen mit seinem Sparprogramm besser voran als ursprünglich veranschlagt und treibt seinen Umbau weiter voran. So kündigte Reckitt Benckiser am Mittwoch parallel zur Vorlage seiner Zahlen für das vergangene Jahr auch den Verkauf seiner Fußpflegemarke Scholl an. Im Gegenzug übernimmt der Konzern die Schmerzmittelmarke Biofreeze.

Mit den Einsparungen und der Überarbeitung seines Produktportfolios will der Konzern seine Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Zudem feilt Reckitt Benckiser an seiner Produktivität, hier wurden im vergangenen Jahr mehr Kosten gespart als veranschlagt. Zwischen 2020 und 2022 dürften dadurch die Kosten um 1,6 Milliarden statt 1,3 Milliarden Pfund sinken, erläuterte Vorstandschef Laxman Narasimhan laut Mitteilung.

Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand beim Umsatz - nach deutlichen Zuwächsen im Jahr 2020 - jedoch nur ein stabiles Geschäft bis maximal ein Plus von zwei Prozent.

An der Londoner Börse rutschte die Aktie nach anfänglichen Gewinnen bis zum Mittag leicht ins Minus. JPMorgan-Analystin Celine Pannuti beurteilte die Zahlen positiv. Das Unternehmen liefere an allen Fronten ab, auch die Prognose für das Jahr 2021 bewertete die Expertin als "beruhigend". Das Reckitt-Papier hat jedoch in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren. Vom Hoch bei rund 80 Pfund im Sommer ist es inzwischen rund ein Viertel entfernt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 konnte Reckitt Benckiser seine Erlöse auf vergleichbarer Basis um 11,8 Prozent auf rund 14 Milliarden Pfund (rund 16,2 Mrd Euro) steigern. Dies war laut den vom Unternehmen zusammengestellten Schätzungen von Analysten erwartet worden. Zum Erlösplus habe auch das stark wachsende Online-Geschäft beigetragen, das nun 12 Prozent der Gesamtumsätze ausmache, hieß es weiter. Besonders gut lief es in der Pandemie im Segment mit Hygieneprodukten, indem der Konzern seine Umsätze auf vergleichbarer Basis um mehr als ein Viertel steigern konnte.

Unter dem Strich gelang Reckitt Benckiser mit einem Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Pfund der Weg zurück in die schwarzen Zahlen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen wegen hoher Abschreibungen einen Verlust von 3,7 Milliarden Pfund ausgewiesen. Bereinigt um Einmaleffekte blieb im Jahr 2020 jedoch mit 2,3 Milliarden etwas weniger Gewinn übrig als im Vorjahr.

Mit der Neupositionierung seines Produktportfolios will sich Reckitt Benckiser auf Marken mit stärkerem Wachstum konzentrieren. Dabei hat der Konzern auch sein wichtiges Geschäft mit Babynahrung in China auf den Prüfstand gestellt, die strategische Überprüfung laufe noch, hieß es. Die nun veräußerte Fußpflege-Marke Scholl soll an die Private-Equity-Firma Yellow Wood aus den USA gehen. Der Verkauf wird bis zum dritten Quartal erwartet. Die Übernahme der Marke Biofreeze von Madison Dearborn Partners soll im zweiten Quartal abgeschlossen sein.

Reckitt Benckiser ist neben dem Desinfektionsmittel Sagrotan für seine antiseptischen Seifen der Marke Dettol bekannt. Weitere Marken im Programm sind etwa Calgon, Clearasil, Vanish oder Durex./ssc/tav/fba