Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Klimakrise wird über die Kernenergie und ihren Platz im zukünftigen Energiemix diskutiert. Derzeit liegt ihr Anteil an der weltweiten Stromerzeugung bei etwa 10 Prozent. Einige Länder gestehen der Kernenergie eine gewisse Rolle im Streben nach Klimaneutralität und bei der Beendigung des Zeitalters der fossilen Brennstoffe zu. Die Erfahrungen mit der kommerziellen Kernenergieerzeugung in den letzten sieben Jahrzehnten zeigen jedoch, dass sie mit erheblichen technischen/ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Risiken verbunden ist.

Daher wird in der europäischen Politik nach wie vor kontrovers über die Einstufung der Nutzung der Kernenergie als nachhaltig diskutiert. Als möglicher Kompromiss könnte die Kommission die Kernenergie mit einigen Einschränkungen einbeziehen - vielleicht als "Übergangslösung" klassifiziert. Die Risiken - sowohl für die Umwelt als auch für den Menschen - würden jedoch unverändert und unvorhersehbar bleiben.

Die Green EU Taxonomy stellt klar, welche Wirtschaftstätigkeiten den Umweltzielen dienen und keinen erheblichen Schaden anrichten. Das bedeutet, dass eine nachhaltige Tätigkeit zu einem oder mehreren Umweltzielen beitragen muss und kein anderes Umweltziel erheblich beeinträchtigt. Die derzeitigen Kernkrafttechnologien schaden mindestens drei der sechs Umweltziele der EU-Taxonomie, und es gibt derzeit keinen Weg, diesen Schaden zu mindern.

Umwelt- und Sozialorganisationen äußerten ihre Bedenken: Die Kernenergie mit dem Prädikat der Nachhaltigkeit zu versehen, würde die Klimaziele der EU untergraben, dringend benötigte Investitionen in den grünen Wandel umleiten und die Glaubwürdigkeit des gesamten europäischen Green Deal gefährden. Diese Argumente stützen sich auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse:

In einer Studie zeigen Forscher des Netzwerks Scientists for Future, dass die Kernenergie zu gefährlich, zu teuer und zu wenig ausbaufähig ist, um einen wesentlichen Beitrag zur Abmilderung der Klimakrise zu leisten. Darüber hinaus ist die Kernenergie ein Hindernis für die sozial-ökologische Transformation, ohne die ehrgeizige Klimaziele nicht zu erreichen sind. Auch die derzeit geförderten neuen Technologien (z. B. kleine und mittelgroße Reaktoren) sind unausgereift und weit davon entfernt, kommerziell nutzbar zu sein.

Gerade im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit als Responsible Banker und ESG-Vorreiter ist es für uns wichtig, auch zu kontroversen Themen, die letztlich auch die Gesellschaft und die Umwelt betreffen, eine klare Haltung einzunehmen. Dieser Ansatz wird auch von unseren Stakeholdern erwartet.

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Raiffeisen Bank International AG published this content on 07 December 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 07 December 2021 15:31:07 UTC.