VENLO (dpa-AFX) - Nach einigem Ringen will der US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific das Gendiagnostik- und Biotechunternehmen Qiagen für rund zehn Milliarden Euro schlucken. Thermo Fisher bietet den Qiagen-Aktionären 39 Euro je Aktie, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Damit liegt die Offerte fast 23 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag. Der Qiagen-Kurs schoss am Vormittag um knapp 19 Prozent auf 37,84 Euro nach oben. In einer ersten Einschätzung kam Jefferies-Analyst Peter Welford zu dem Schluss, dass es wohl keine Gegenangebote und auch keine rechtlichen Bedenken gegen die Übernahme geben dürfte.

Voraussetzung für einen Erfolg ist das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent des Grundkapitals. Danach müssen die zuständigen Behörden den Deal noch absegnen. Die jetzige Offerte wird laut Mitteilung von Vorstand und Aufsichtsrat unterstützt.

Bereits Ende 2019 hatte Qiagen mehrere Interessensbekundungen - unter anderem von Thermo Fischer - erhalten, was den Aktienkurs stark befeuerte. Das Management hatte einem Verkauf dann aber einen Riegel vorgeschoben - das Papier gab daraufhin wieder nach. Anfang Februar sorgten Marktbeobachter für neue Spekulationen rund um noch immer im Raum stehende Verkaufspläne - und damit für neue Kursgewinne.

Zu Gute kam der Aktie jüngst auch der Start der weltweiten Auslieferungen von Coronavirus-Testkits und deren Prüfung durch die US-Gesundheitsbehörde FDA. Damit gehört Qiagen zu den wenigen Unternehmen, die derzeit als Gewinner aus der Viruskrise hervorgehen. Ansonsten hat die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit die Märkte weltweit einknicken lassen.

Neben der Ende 2019 geplatzten Übernahme hat Qiagen auch generell ein recht turbulentes Jahr hinter sich. Wegen Problemen im Wachstumsmarkt China musste der Diagnostikspezialist seine Ziele gleich zwei Mal eindampfen, am Ende geriet er in die roten Zahlen. Anfang Oktober nahm zudem der langjährige Vorstandschef Peer Schatz überraschend seinen Hut. Eine Entscheidung zu seinem Nachfolger soll laut früheren Angaben in der ersten Jahreshälfte fallen./kro/jsl/mis