Frankfurt (Reuters) - Beim Diagnostikkonzern Qiagen hat 2023 das weggebrochene Corona-Geschäft deutliche Spuren hinterlassen.

Doch nach dem deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang im vergangenen Jahr soll es nun wieder etwas aufwärtsgehen. Qiagen bekommt aber Gegenwind von schwachen Geschäften in China und der anhaltenden Kaufzurückhaltung der Kunden, vor allem im ersten Halbjahr, wie Finanzchef Roland Sackers am Mittwoch sagte. "Das gesamte Umfeld für unsere Industrie wird in den ersten sechs Monaten kein einfaches sein. Alle sind vorsichtig, was den Ausblick für die erste Jahreshälfte angeht."

Auch der US-Laborausrüster Thermo Fisher hatte vor wenigen Tagen gewarnt, dass sich der Einbruch der Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen zur Herstellung von Therapien und Impfstoffen mindestens bis in die erste Jahreshälfte erstrecken wird. Die Nachfrage im Schlüsselmarkt China sollte sich zudem nicht erholen. Der Wettbewerber Danaher rechnet 2024 sogar mit einem weiteren Umsatzrückgang, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahr.

Qiagen erwartet zu konstanten Wechselkursen einen Umsatzanstieg von rund 1,5 Prozent auf mindestens 2,0 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll sich demnach auf mindestens 2,10 (2,09) Dollar erhöhen. Für das erste Quartal sind die Aussichten zunächst wenig rosig: Währungsbereinigt rechnet der Konzern mit einem Umsatz von mindestens 455 (Vorjahreszeitraum: 502) Millionen Dollar sowie einem bereinigten Gewinn je Aktie von mindestens 0,44 (0,52) Dollar.

Vor allem in China rechnet Sackers im ersten Halbjahr mit einer negativen Entwicklung, das gesamte Marktumfeld sei dort "nicht besonders stabil". Es gebe klare Tendenzen westliche Firmen anders zu behandeln als lokale Anbieter. Zudem hielten Kunden sich beim Kauf größerer, teurerer Laborgeräte zurück. Das Dax-Unternehmen erwartet in diesem Jahr eine steigende bereinigte operative Gewinnmarge, und das trotz geringerer Zinserträge, einer im Vergleich zum Vorjahr höheren Steuerquote sowie einer Ausweitung der Investitionen im Bioinformatik-Geschäft. Qiagen geht davon aus, dass das Geschäft mit Verbrauchsmaterialien das Wachstum vorantreiben sollte, während der Verkauf von Instrumenten herausfordernd bleibe.

2022 profitierte Qiagen noch von hohen Umsätzen mit Covid-19-Produkten, bekam aber mit dem Ende der Pandemie über das gesamte vergangene Jahr eine deutlich geringere Nachfrage nach Coronatests zu spüren. Der Umsatz sank 2023 um acht Prozent auf 1,965 Milliarden Dollar. Das Konzernergebnis schrumpfte um fast ein Fünftel auf 341 Millionen Dollar. Zu konstanten Wechselkursen erreichte Qiagen aber seine im vergangenen Sommer gesenkten Jahresziele.

Zu anhaltenden Übernahmegerüchten - Medienberichten zufolge soll es Gespräche mit der französischen bioMerieux geben - wollte sich Sackers nicht äußern. Analyst Peter Welford von Jeffries hält dies für wenig wahrscheinlich und verwies darauf, dass Qiagen an der Börse nur rund zwei Milliarden Euro weniger wert sei als bioMerieux. 2020 wollte Thermo Fisher das auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisierte Unternehmen für 11,3 Milliarden Euro kaufen. Die Übernahme scheiterte aber an den Aktionären, die das Angebot wegen der besseren Geschäftsaussichten von Qiagen im Zuge der Corona-Pandemie als zu niedrig ablehnten. Gegenwärtig hat Qiagen einen Börsenwert von gut 9,2 Milliarden Euro.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)