NEW YORK (dpa-AFX) - Der Gendiagnostik- und Biotechkonzern Qiagen könnte bald in US-Hände fallen. Der Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific aus Massachusetts habe das Unternehmen wegen einer möglichen Übernahme angesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwochabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Qiagen wollte sich dazu nicht äußern.

An der Börse schoss die Qiagen-Aktie am Donnerstagnachmittag um fast 14 Prozent in die Höhe, nachdem sie sich zuvor mehrere Monate lang auf Talfahrt befunden hatte. Eine potenzielle Offerte müsste sich, um erfolgreich zu sein, auf über 40 Euro pro Aktie belaufen, rechnete Louis-Capital-Analyst Ben Kelly in einer ersten Reaktion aus. Mit Blick auf mögliche Gegengebote sei ein höherer Wert denn auch nicht unwahrscheinlich. Mit dem jüngsten Kursplus kostete das Papier zuletzt gut 33 Euro, das bisherige Jahrestief von 22,54 Euro liegt gerade mal ein paar Wochen zurück.

Den Niederländern machen derzeit Probleme im China-Geschäft zu schaffen, das Unternehmen musste seine Umsatzprognose nach dem dritten Quartal erneut nach unten korrigieren. Zu den Schwierigkeiten kam jüngst der überraschende Rücktritt von Konzernchef Peer Schatz hinzu. Bis Anfang Oktober hatte die Aktie aufs Jahr gesehen rund ein Fünftel an Wert verloren.

In dem Kursrutsch sehen Analysten wie Vijay Kumar von Evercore einen passenden Zeitpunkt für eine Übernahme. Solch ein Deal wäre für Thermo Fisher von strategischer Bedeutung, wie der Experte schrieb. Aus kartellrechtlicher Sicht dürfte zudem ebenfalls nicht allzu viel dagegen sprechen, da sich die Geschäfte zumindest im Diagnostik-Bereich nicht zu stark ähneln würden.

So sieht es auch Jefferies-Analyst Brandon Couillard, der zugleich auf die gut gefüllten Kassen bei Thermo Fisher hinwies. Seiner Einschätzung nach wären die US-Amerikaner in der Lage, eine Übernahme im Wert von mehr als 11 Milliarden Dollar zu stemmen.

Tatsächlich könnte es für Thermo Fisher eine der bislang größten Übernahmen in der Firmengeschichte werden, wie Bloomberg von den mit der Angelegenheit vertrauten Personen weiter erfuhr. 2017 hatte der Konzern das niederländische Biotech-Unternehmen Patheon für 5 Milliarden Dollar gekauft. Zur bislang größten Übernahme kam es im Jahr 2014, als Thermo Fisher das US-Biotechunternehmen Life Technologies für 15 Milliarden Dollar übernahm. An der Börse bringt es Qiagen aktuell umgerechnet auf einen Wert von rund 8,3 Milliarden Dollar./kro/mis/jha/