Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Ernüchterung bei Nike und jüngst Adidas steht nun auch bei Puma das sonst eher weniger beachtete Lagerbestands-Management im Fokus. Hohe Lagerbestände sowie rezessions- und kostenbedingt schmale Haushaltsbudgets und Kundenzurückhaltung, die zögerliche Erholung im margenstarken chinesischen Markt sowie zu erwartende Rabattaktionen dürften auf absehbare Zeit im gesamten Sportsektor auf die Margen drücken, vor allem 2023. Auch der Spielraum für Preiserhöhungen bei Sportschuhen und Sportkleidung schrumpft. Im dritten Quartal selbst dürfte sich bei Puma das solide Wachstum ex-China fortgesetzt haben - möglicherweise mit Marktanteilsgewinnen, aber auch Margendruck sowohl bei Brutto- als auch operativer Marge.

Puma wird die Ergebnisse für das dritte Quartal voraussichtlich am Mittwoch, den 26. Oktober, vorbörslich veröffentlichen.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

LAGERBESTÄNDE - Wie ist die Ausgangsposition bei Puma? Im Wettbewerb der drei großen Sportmarken Nike, Adidas und Puma wird es in den kommenden Monaten weniger auf Neuheiten bei Sportschuhen, die die Wettbewerber erblassen lassen, ankommen. Der Schlüssel zum Erfolg wird kreatives und wettbewerbsfähiges Lagerbestands-Management sein, dessen Tempo die Konkurrenz hinter sich lässt. "Die Geschwindigkeit, mit der die Lagerbestände der Branche in den kommenden sechs Monaten abgebaut werden können, wird für die Investitionsentscheidung entscheidend sein", schreiben die Deutsche-Bank-Analysten in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Neben Tempo wird es auch darauf ankommen, die Margen möglichst zu schützen.

Bei Adidas kletterten die Lagerbestände zum Ende des dritten Quartals Ende September währungsbereinigt um deutliche 63 Prozent, wie der DAX-Konzern am Donnerstagabend vorab berichtete. Adidas nannte keine absolute Zahl. Diese hatte bereits bei Nike für Ernüchterung gesorgt. Der US-Sportartikelhersteller und Nr. 1 unter den Dreien hatte für das vergleichbare erste Geschäftsquartal per Ende August einen Anstieg der Lagerbestände um 44 Prozent auf 9,7 Milliarden US-Dollar verzeichnet, eine hohe Ausgangsbasis.

Bei Puma beliefen sich Ende Juni die Lagerbestände inklusive unterwegs befindlicher Waren auf 1,984 Milliarden Euro, sie lagen damit 43 Prozent höher als der Vorjahreswert. Zum Vergleich: Ende September 2021 betrugen sie 1,36 Milliarden Euro, knapp 12 Prozent höher als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr hatten Covid-19-Lockdowns in Südvietnam und entsprechende Verzögerungen die Produktverfügbarkeit eingeschränkt und die Lagerbestände am Ende des dritten Quartals begrenzt.


GESAMTJAHR - Nachdem Adidas erneut die Ziele für Gewinne und Margen gesenkt hat, haben mehrere Analysten auch ihre Schätzungen für Puma zurückgenommen. Puma will 2022 ein EBIT zwischen 600 und 700 Millionen Euro erreichen, dies hält der Marktkonsens von S&P Global Intelligence für erreichbar. Der Umsatzanstieg soll währungsbereinigt mindestens 10 Prozent betragen. Für 2023 peilt Puma nach früheren Angaben eine EBIT-Marge von 10 Prozent an, 2021 betrug sie 8,2 Prozent.


CHINA - Wie hat sich Puma in China im Quartal geschlagen? Bei Adidas ging der Umsatz in China währungsbereinigt stark prozentual zweistellig zurück, das Kundenaufkommen verschlechterte sich weiter, trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen. Gründe seien anhaltende umfangreiche Covid-19-Lockdowns sowie signifikante Lagerbestandsrücknahmen.

Insgesamt verzögert sich die Geschäftserholung im chinesischen Markt. Dort führt eine Mischung aus Corona-Lockdown-Maßnahmen und politischem Konsumentenboykott seit mehreren Quartalen zu geringem Absatz und somit hohen Lagerbeständen. Lokale chinesische Sporthersteller wie Li-Ning und Anta haben die Gunst der Stunde ausgenutzt und ihre Wettbewerbsposition gegenüber den westlichen Konkurrenten ausgebaut. Allerdings scheint dies nicht dauerhaft zu gelingen. Deutsche-Bank-Analysten sehen bereits Tendenzen, dass diese Entwicklung seit dem Ende des ersten Quartals zugunsten der westlichen Marken zurückgedreht wird.


MITTELFRISTZIELE - CEO Björn Gulden sagte Anfang 2022, die Puma SE wolle bald Mittelfristziele veröffentlichen. Die Frage ist, wann sich der Konzern dies in der volatilen Marktumgebung zutraut. Inmitten der Pandemie hatte er dies nicht für opportun gehalten.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


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.                              PROG  PROG  PROG 
3. QUARTAL                     3Q22  ggVj  Zahl   3Q21 
Umsatz                        2.304  +21%    10  1.900 
EBIT                            252  +10%    10    229 
EBIT-Marge                     11,0             12,0 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   161  +12%     4    144 
Ergebnis je Aktie              1,07  +11%     5   0,96 
 
.                              PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj22  ggVj  Zahl   Gj21 
Umsatz                        8.263  +21%    19  6.805 
EBIT                            665  +19%    19    557 
EBIT-Marge                      8,1              8,2 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   383  +24%    16    310 
Ergebnis je Aktie              2,56  +24%    19   2,07 
Dividende je Aktie             0,85  +18%    20   0,72 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von S&P Global Intelligence mit dem Stand vom 21. Oktober 2022.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/mgo

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October 21, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)