"Ein Gasfluss an deutschen Grenzübergangspunkten in Richtung östliche Nachbarstaaten ist nicht ungewöhnlich", sagte ein Behörden-Sprecher am Dienstag. "Eine Versorgung des deutschen Marktes findet über andere Transportrouten statt", betonte er. Vielmehr sei ein flexibler Gasfluss in beide Flussrichtungen an Grenzübergangspunkten in der EU Reaktion auf Marktsignale und zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit gewünscht und nach den gesetzlichen Vorgaben grundsätzlich zu ermöglichen.

Über die Erdgas-Pipeline Jamal-Europa zwischen Russland und Deutschland floss am Dienstag den achten Tag in Folge das Gas entgegen der üblichen Richtung von Deutschland nach Polen. Daten des deutschen Netzbetreibers Gascade zufolge strömten an der deutsch-polnischen Grenze knapp 1,2 Millionen Kilowattstunden (kWh/h) stündlich ostwärts. Die Auktionsergebnisse zeigten, dass der russische Gasexporteur Gazprom für Dienstag keine Transitkapazität für den Export über die Jamal-Europa-Pipeline gebucht hat. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Montag betont, es gebe trotz des Lieferstopps über diese Pipeline keine Versorgungsengpässe.

Die Pipeline ist eine wichtige Route für russische Gasexporte nach Europa. 2020 wurden rund 260 Terawattstunden (TWh) Gas über den Grenzübergabepunkt Mallnow nach Deutschland importiert, das waren 18 Prozent der gesamten Importmenge. Die Kapazität ist deutlich geringer als die der Hauptröhre Nord Stream 1. Generell importiert Deutschland mehr Gas, als es selbst verbraucht, denn ein Teil wird an europäische Nachbarländer weitergeliefert.