FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen geht es zum Start in die Woche weiter aufwärts. "Nach den starken Verlusten der vergangenen Wochen ist nun eine kräftige Gegenbewegung drin", sagte ein Marktteilnehmer bereits vor Handelsbeginn. Angeführt wird sie von Rohstoffaktien - für den Sektor geht es um 2,8 Prozent nach oben, gefolgt von den Technologiewerten (+2,4%).

Der DAX liegt am Mittag 0,8 Prozent höher bei 13.228 Punkte, im Tageshoch notierte er mit 13.378 Zählern aber bereits deutlich höher. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,7 Prozent auf 3.558 nach oben. Der Euro legt leicht zu.

Bei den Ölpreisen tut sich wenig. Sie steigen ganz leicht vor dem Hintergrund von G7-Diskussionen über die Festlegung eines Höchstpreises für russisches Öl. Solange Länder wie Indien und China hier nicht mitspielten, dürfte dieser Plan kaum Wirksamkeit zeigen, kommentieren Beobachter.

In den Fokus besonders am Rentenmarkt rückt die dreitägige Jahrestagung der EZB im portugiesischen Sintra, die am Abend mit der Eröffnungsrede von EZB-Chefin Christine Lagarde startet. Dort wird nach Einschätzung der LBBW verstärkt nach Signalen hinsichtlich des Tempos der bevorstehenden Zins-Normalisierung und bezüglich des avisierten Anti-Fragmentierungsinstruments Ausschau gehalten werden. Am Rentenmarkt fallen die Kurse, die Renditen steigen also.


   Bärenmarktrally oder Trendwechsel? 

"Die große Frage auf dem Parkett lautet: Ist das nur eine kurze Bärenmarktrally oder ist das der Trendwechsel nach oben nach erfolgreicher Bodenbildung? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht", so QC Partners. Klar sei, dass die Anzahl der Käufer deutlich zunehme. "Klar ist aber auch, dass viele im Moment kauften, weil sie kaufen müssen und nicht weil sie kaufen wollen. Die einen müssen ihre Short-Positionen jetzt mit Verlusten glattstellen, andere haben Angst, den Anschluss zu verlieren." Die Stimmung sei weiter nicht wirklich positiv und von Skepsis geprägt, so QC Partners weiter.

Für die Marktstrategen von Unigestion ist der Bärenmarkt noch nicht vorbei. Sie erwarten, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen weiter verschärfen und die Schätzungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen dämpfen und die Aktienkurse weiter unter Druck setzen werden. Sollten die Zentralbanken, insbesondere die Fed, weiter die Inflation mit aller Macht bekämpfen, dürfte das Umfeld für Aktien giftig werden, auch wenn es Erholungsphasen nicht ausschließe.


  Prosus haussieren mit Aktienrückkauf 

Im Euro-Stoxx-50 sind Prosus nach Vorlage von Geschäftszahlen mit einem Plus von fast 17 Prozent klarer Tagessieger. Als wichtigsten Punkt im Zwischenbericht bezeichnen die Analysten von ING aber die Ankündigung eines unbefristeten Rückkaufprogramms, um den hohen Abschlag des Kurses zum Nettoinventarwert von mehr als 50 Prozent zu verringern. Prosus will das durch den Verkauf von Tencent-Aktien und den Rückkauf von Prosus-Aktien und Aktien der Mutter Naspers ändern. Daneben betonte Prosus, immer noch über reichlich Feuerkraft für Fusionen und Übernahmen zu verfügen.

Positiv kommt eine Kapitalerhöhung bei Nordex an, der Kurs zieht um rund 10 Prozent an. Im Handel heißt es, über eine Kapitalerhöhung sei bereits spekuliert worden und der Großaktionär Acciona (-0,7%) habe sie ohne Abschlag auf den Schlusskurs vom Freitag gezeichnet. Nordex fließen so knapp 140 Millionen Euro zur Stärkung der Bilanz zu.

Jungheinrich gewinnen 2,1 Prozent. "Der Kurs hat sich halbiert und ist nun günstig bewertet", so ein Marktteilnehmer. Mit den neuen Aussagen zur Zielerreichung habe er Erholungspotenzial. Jungheinrich sieht sich auf Kurs, die bis 2025 gesteckten Ziele zu erreichen, wie Vorstandschef Lars Brzoska der Börsen-Zeitung sagte. Für die Aktie des Wettbewerbers Kion geht es nach einer Hochstufung durch Morgan Stanley um 5,5 Prozent nach oben.

Morphosys machen einen Satz um fast 8 Prozent. Die Analysten von Oddo haben den schwer gebeutelten Biotechnikwert auf "Outperform" von "Neutral" erhöht


   Russland versäumt Zinszahlung auf Auslandsschulden 

Russland hat unterdessen zum ersten Mal seit 1918 versäumt, Zinsen für Auslandsschulden pünktlich zu zahlen, was eine Folge der westlichen Sanktionen ist. Die russische Regierung war nicht in der Lage, die Gläubiger für rund 100 Millionen Dollar an Zinsen in Dollar und Euro zu entschädigen, nachdem eine 30-tägige Nachfrist nach dem 27. Mai abgelaufen war. Obwohl die Regierung über die Mittel verfügt, sind die Reserven der russischen Zentralbank eingefroren, und die größten Geschäftsbanken können aufgrund der Sanktionen nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine nicht auf den internationalen Märkten handeln. Der Ausfall ist zunächst aber eher symbolisch, denn die Ratingagenturen haben die Bewertung russischer Anleihen nach den Sanktionen ausgesetzt.


 
Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.560,59       +0,8%       27,42     -17,2% 
Stoxx-50                3.501,57       +0,4%       13,40      -8,3% 
DAX                    13.239,60       +0,9%      121,47     -16,7% 
MDAX                   27.258,26       +1,1%      306,22     -22,4% 
TecDAX                  2.959,40       +1,4%       40,08     -24,5% 
SDAX                   12.365,66       +1,6%      189,80     -24,7% 
FTSE                    7.256,56       +0,7%       47,75      -2,4% 
CAC                     6.082,62       +0,2%        9,27     -15,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,53                   +0,09      +1,71 
US-Zehnjahresrendite        3,17                   +0,03      +1,66 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Mo, 8:14  Fr, 17:29   % YTD 
EUR/USD                   1,0579       +0,2%      1,0560     1,0550   -7,0% 
EUR/JPY                   142,97       +0,2%      142,53     142,55   +9,2% 
EUR/CHF                   1,0136       +0,2%      1,0115     1,0075   -2,3% 
EUR/GBP                   0,8614       +0,2%      0,8603     0,8585   +2,5% 
USD/JPY                   135,15       -0,0%      134,97     135,11  +17,4% 
GBP/USD                   1,2281       +0,1%      1,2277     1,2290   -9,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,6855       +0,0%      6,6834     6,6835   +5,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.455,92       +0,4%   21.192,61  20.951,28  -53,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 107,81      107,62       +0,2%       0,19  +49,4% 
Brent/ICE                 113,50      113,12       +0,3%       0,38  +50,5% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 130,35      129,50       +1,4%       1,85  +52,0% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.837,88    1.827,10       +0,6%     +10,78   +0,5% 
Silber (Spot)              21,49       21,15       +1,6%      +0,35   -7,8% 
Platin (Spot)             915,65      909,95       +0,6%      +5,70   -5,7% 
Kupfer-Future               3,76        3,74       +0,5%      +0,02  -15,4% 
 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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June 27, 2022 06:46 ET (10:46 GMT)