FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien der niederländischen Internet-Holding Prosus haben am Freitag an ihren jüngsten Abwärtstrend angeknüpft und erneut deutlich nachgegeben. Sie folgten damit dem Kursverfall des chinesischen Internetkonzerns Tencent, an dem Prosus mit rund 29 Prozent beteiligt ist. Gegen Mittag büßten die Prosus-Papiere 5,0 Prozent auf 41,43 Euro ein und waren damit das Schlusslicht im EuroStoxx-50-Index. Die Tencent-Anteilsscheine verbilligten sich am Freitag an der Börse Hongkong um rund 5,8 Prozent und weiteten so ihren Wochenverlust auf rund 14 Prozent aus.

Die Kurse chinesischer Internetwerte wie Tencent sind vergangenen Montag in Reaktion auf die Ergebnisse des jüngsten Kongresses der Kommunistischen Partei Chinas eingebrochen. Analysten begründeten die Abschläge mit der Enttäuschung über die neue Führungsmannschaft der Partei. Parteichef Xi Jinping, der am Sonntag seine dritte Amtszeit antrat, versammelte im mächtigen Ständigen Ausschuss ausschließlich enge Gefolgsleute um sich. Marktreformer sind dagegen nicht mehr vertreten. Die Anleger sorgten sich, dass mit der Wahl so vieler Vertrauter Xis, China nun eine weniger marktfreundliche Politik betreiben könnte, hieß es.

Besonders die strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen bremst die chinesische Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet. Die Regierung wird das ursprüngliche Wachstumsziel von rund 5,5 Prozent für 2022 voraussichtlich weit verfehlen. Die Weltbank rechnet nur noch mit 2,8 Prozent. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum in China so niedrig ausfällt.

Für die Prosus-Aktien, die am Montag im Sog des Tencent-Einbruchs um mehr als 17 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mai abgesackt waren, deutet sich für die abgelaufene Woche ein Verlust von rund 16 Prozent an. Die Titel gehören damit inzwischen auch im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von rund 44 Prozent zu den größten Verlierern im EuroStoxx 50./edh/jcf/jha/