Berlin (Reuters) - Das wegen der Rezession schwächelnde Werbegeschäft verhagelt ProSiebenSat.1 den Start ins Jahr.

Der Umsatz sank im ersten Quartal binnen Jahresfrist um gut 13 Prozent auf 816 Millionen Euro, wie der Fernsehkonzern am Freitag mitteilte. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) brach sogar um 52,3 Prozent auf 53 Millionen Euro ein, der Konzernverlust lag bei 15 Millionen Euro. Die Konjunkturschwäche belaste das Werbegeschäft auch noch im zweiten Quartal, aber nicht mehr ganz so stark, sagte Konzernchef Bert Habets. "Mai und April waren schwierig", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Aber für Juni sehe man wesentliche Verbesserungen in den Werbebuchungen.

Zwischen April und Juni dürfte sich der operative Gewinn auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen. Trotz des mauen Auftakts halten die Bayern für das Gesamtjahr an ihrer Prognose fest, wenn sich die Konjunktur wieder aus der aktuellen Rezession befreien sollte. Demnach soll der Umsatz bei 4,1 Milliarden Euro weitgehend stagnieren und könnte dabei um 150 Millionen Euro nach oben oder unten abweichen. Der Gewinn dürfte auf etwa 600 Millionen (plus/minus 50 Millionen) Euro sinken. Den geplanten Wegfall von Jobs konkretisierte das Unternehmen nicht. Es hieß nur: "Im Bereich Holding und im Segment Entertainment werden wir im zweiten Halbjahr den Stellenabbau umsetzen."

ProSiebenSat.1 legt derweil den geplanten Börsengang seiner Dating-Sparte vorerst auf Eis. Vorrang habe nun, die Strukturen bei der ParshipMeet Group zu straffen und Personalkosten zu senken, sagte Habets im Reuters-Interview. "Angesichts des Investorenklimas ist ein Börsengang in diesem Jahr nicht realistisch", betonte der Manager. "Da wir uns auf die operativen Verbesserungen konzentrieren, wird sich der IPO definitiv auf die nächsten Jahre verschieben."

Reuters hatte jüngst von Insidern erfahren, dass ProSiebenSat.1 erneut mit dem US-Kabelriesen Comcast über dessen Bezahl-Sender Sky Deutschland redet. Comcast wolle Sky Deutschland so dringend loswerden, dass der US-Konzern sogar zu einer finanziellen Mitgift von mehreren hundert Millionen Euro bereit sei, hatten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen gesagt. Habets sagte nur, es seien viele Gerüchte im Markt, die er aber nicht kommentiere.

Das Verhältnis zum italienischen Großaktionär MFE-Mediaforeurope habe sich spürbar gebessert, signalisierte Habets. "Wir haben einen konstruktiven Dialog." Zudem sei man im Austausch über bestimmte Themen, wo es die Logik der Branche erlaube. Es sei ferner nachvollziehbar, dass Aktionäre vor einer Hauptversammlung ihre Stimmrechtsanteile erhöhten. Dies sei nicht nur bei MFE, sondern auch beim neuen tschechischen Investor PPF der Fall, sagte Habets. Die vom ehemaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi und seiner Familie kontrollierte MFE hält direkt 26,58 Prozent am bayerischen Fernseh-Unternehmen und kommt samt Derivaten auf 28,87 Prozent. Auf der Hauptversammlung am 30. Juni, auf der von ProSiebenSat.1 selbst gehaltene Aktien kein Stimmrecht haben, könnte MFE damit 29,7 Prozent in die Waagschale werfen.

Die ProSieben-Aktie startete mit rund vier Prozent minus in den Handel, notierte aber gegen Mittag nur noch 0,4 Prozent schwächer. Das Unternehmen habe an seiner Prognose festgehalten, das sei immerhin etwas, sagte ein Händler.

(Bericht von Klaus Lauer, Mitarbeit: Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Klaus Lauer