Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vorstandschef der Prosiebensat1 Media SE hat die Eigenständigkeit des Konzerns und seine Skepsis gegenüber einer europäischen Konsolidierung des Unterhaltungsgeschäfts betont. Er wisse sehr gut, "das länderübergreifende Plattformen funktionieren können - aber eben selten im Mediengeschäft", sagte Rainer Beaujean bei der Hauptversammlung des Konzerns. Hintergrund sind Spekulationen über die Absichten des von der Familie Berlusconi kontrollierten Medienkonzerns MFE-Mediaforeurope, der mit Zugriff auf rund 25 Prozent der Stimmrechte größter Einzelaktionär von Prosieben ist.

"Internationale Plattformen wie die Angebote der Parshipmeet Group können wir zu weltweit agierenden, führenden Anbietern auf ihrem Gebiet ausbauen, weil sich ihr Angebot länderübergreifend skalieren lässt", sagte Beaujean weiter. Das Unterhaltungsgeschäft mit dem linearen Fernsehen konzentriere sich dagegen auf lokale Inhalte, um es von den großen Streaminganbietern abzuheben und es durch zielgerichtete Werbung besser monetarisieren zu können. "Aus diesem Grund ist Konsolidierung zwar ein scheinbar einfacher Weg nach vorne, aber nicht der richtige, da es keine relevanten länderübergreifenden Synergien gibt."

Er begrüße die Meinung und die Beiträge von MFE und nehme sie ernst. "Auch wenn wir in manchen Fragen nicht einer Meinung sind: Ideen oder Anknüpfungspunkte diskutieren wir sehr gerne und wägen dabei selbstverständlich sorgfältig ab, was für Prosiebensat1 (...) von Vorteil ist und insbesondere den größten Werbebeitrag leistet", fügte Beaujean hinzu.

MFE hat im Vorfeld der Hauptversammlung für einigen Wirbel gesorgt. Ein Streit um die Besetzung von Aufsichtsratsposten wurde zuletzt abgewendet, als die Italiener sich bereiterklärten, Andreas Wiele als künftigen Aufsichtsratschef zu unterstützen und auf einen eigenen Gegenkandidaten zu verzichten. MFE hat auch angekündigt, den Vorstand für das vergangene Geschäftsjahr zu entlasten und dessen Strategie mitzutragen - den Aufsichtsrat um den scheidenden Chefkontrolleur Werner Brandt allerdings nicht. MFE moniert die fehlende Transparenz im Nachfolgeprozess. Die von MFE geforderte Einzelentlastung der Aufsichtsratsmitglieder hatte Prosieben zuvor abgelehnt.

Außerdem reißen die Spekulationen nicht ab, das MFE eine Übernahme von Prosieben plant. MFE-Finanzchef Marco Giordani hatte im März zwar gesagt, dass es aktuell keine Übernahmepläne gebe, einen solchen Schritt mittelfristig aber nicht ausgeschlossen.

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DJG/mgo/kla

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May 05, 2022 04:44 ET (08:44 GMT)