Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Wenn die Pandemie eine Flut war, die alle Boote im Konsumgütergeschäft angehoben hat, wird die Inflation zeigen, welche Marken wirklich in guter Verfassung sind.

Unternehmen, die bekannte Produkte des täglichen Bedarfs herstellen, haben in dieser Gewinnsaison starke Umsätze gemeldet. Am Donnerstag gab Nestle bekannt, dass der bereinigte Umsatz in den drei Monaten bis Dezember um 7,2 Prozent gestiegen ist. Procter & Gamble (P&G) und Unilever steigerten ihre Umsätze um beeindruckende 6 bzw 4,9 Prozent.


   Kostendruck steigt 

Für Nestlé wie auch für Unilever war dies die höchste Wachstumsrate seit etwa einem Jahrzehnt. Doch dieses Jahr wird schwieriger werden. Alle großen Branchenunternehmen haben gewarnt, dass der Kostendruck 2022 sehr hoch sein wird. Aber sie sind sich nicht einig, wie sich dies auf die Rentabilität auswirken wird.

Der Bierbrauer Heineken und Reckitt Benckiser, u.a. Hersteller von Sagrotan-Desinfektionsmitteln, gehen immer noch davon aus, dass sie ihre operativen Margen werden steigern können. Nestlé fürchtet dagegen, dass die Marge um 0,4 Prozentpunkte unter den 17,4 Prozent von 2021 liegen könnte.

Für einige Unternehmen stehen große Einschnitte an. Die operativen Margen von Unilever könnten in diesem Jahr um 2,4 Prozentpunkte niedriger ausfallen als im vergangenen. Die Unterschiede lassen sich nicht mehr vollständig durch das geografische Engagement der Unternehmen, ihre Absicherungspolitik oder die Art der von ihnen verkauften Produkte erklären.


   Alle Märkte betroffen 

Die Inflation wirkt sich jetzt auf die meisten Länder und Rohstoffe aus, und die Absicherungen, die einige Unternehmen im Vorjahr geschützt haben, laufen aus. Unilevers großes Geschäft in den Schwellenländern sollte eigentlich ein Vorteil sein: Es kann einfacher sein, höhere Preise in den Entwicklungsländern weiterzugeben. Dort haben die Einzelhändler oft nicht die Einkaufsmacht, sich dagegen zu wehren, obwohl einige Verbraucher auf billigere Alternativen ausweichen könnten. Ein großes Portfolio an Premiummarken kann dabei helfen.

Nestlé erwirtschaftet heute 35 Prozent des Konzernumsatzes mit teuren Produkten wie San-Pellegrino-Wasser oder Nespresso, die an wohlhabendere und weniger preisbewusste Verbraucher verkauft werden. Abgesehen von diesen Unterschieden im Portfolio könnte sich die Gesundheit der Marken allmählich auch in der Qualität ihres Wachstums niederschlagen. Nestlé und Procter & Gamble sehen immer noch ausgeglichen aus.

Der jüngste Umsatzanstieg von P&G war gleichmäßig auf höhere Preise und größere Verkaufsmengen verteilt. Unilever ist für sein Wachstum bereits vollständig von höheren Preisen abhängig, nachdem das Volumen im vierten Quartal stagnierte. Und bei Reckitt war das Volumen in zwei der drei Produktkategorien rückläufig.


   Suche nach den richtigen Stellschrauben 

Unternehmen mit schwachen Absatzzahlen verlieren eher Marktanteile, wenn sie die Preise anheben, und es wird teuer, diese wieder zurückzugewinnen. Nach einem Jahrzehnt der Konzentration auf Kostensenkungen wird es für große Konsumgüterunternehmen schwieriger, die Inflation durch effizientere Fabriken oder Vertriebsnetze auszugleichen.

Zwei Bereiche, in denen sie Einsparungen erzielen könnten, sind Automatisierung und Marketingbudgets. Eine Verlagerung der Ausgaben auf digitale Werbung könnte den Unternehmen helfen, die Kunden für weniger Geld genauer anzusprechen.

Die Käufer haben die höheren Preise im Lebensmittelgeschäft bisher geschluckt, vor allem in den USA, wo das verfügbare Einkommen durch die staatlichen Konjunkturpakete angekurbelt wurde. Doch schwächelnde Umsätze bei einigen Unternehmen deuten darauf hin, dass diese Entwicklung möglicherweise schon wieder vorbei ist.

Die Anleger werden bald erfahren, auf welche Marken die Verbraucher verzichten können und auf welche nicht.

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DJG/DJN/jhe/smh

(END) Dow Jones Newswires

February 17, 2022 09:50 ET (14:50 GMT)