WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen-Konzern hat wegen hoher Sonderkosten im dritten Quartal trotz eines ordentlichen Laufs im Tagesgeschäft einen spürbaren Gewinneinbruch erlitten. Im eigentlichen Geschäft konnten die Wolfsburger deutlich zulegen, auch weil das Vorjahresquartal stark von Covid-Einschränkungen geprägt war. Eine milliardenschwere Abschreibung auf den vor drei Jahren mit großen Hoffnungen begleiteten Einstieg bei der US-Softwarefirma Argo lastete aber unter dem Strich auf dem Gewinn. Zudem fielen hohe Sonderkosten für die Aussetzung der Geschäfte in Russland und für den Porsche-Börsengang an. Die Ziele für die Auslieferungen im Gesamtjahr musste der Konzern wegen Problemen in der Teileversorgung außerdem eindampfen.

Die VW-Aktie gab nach dem Handelsstart nach, das im Dax notierte Vorzugspapier verlor im frühen Handel bis zu dreieinhalb Prozent auf etwas mehr als 126 Euro und gehörte damit zu den Schlusslichtern im deutschen Leitindex. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach allerdings von starken Resultaten, wenn die Sonderbelastungen wie für Russland und den Porsche-Börsengang aus dem operativen Ergebnis herausgerechnet würden. Es habe zwar viele Sondereffekte gegeben, aber die Zahlen sähen nicht so schlimm aus wie befürchtet, schrieb Stifel-Experte Daniel Schwarz. Auch die Porsche-AG-Vorzüge gaben ebenfalls gut dreieinhalb Prozent nach.

Im Tagesgeschäft des dritten Quartals fuhr VW Umsatz- und Ergebnisanstiege ein. Die Auslieferungen lagen mit 2,18 Millionen Fahrzeugen schließlich auch 11 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahr, als der Mangel an Elektronikchips die Produktion besonders stark eingeschränkt hatte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um mehr als die Hälfte auf 4,3 Milliarden Euro zu. Und es wäre noch stärker aufgefallen, hätte VW nicht 1,6 Milliarden Euro für die eingestellten Geschäfte in Russland und für den milliardenschweren Börsengang der Stuttgarter Porsche-Tochter zu schultern gehabt. Unter dem Strich blieben nach Steuern aber nur 2,13 Milliarden Euro übrig, das ist gut ein Viertel weniger als vor einem Jahr.

Das in dieser Woche verkündete Aus für die Software-Beteiligung Argo, bei der Volkswagen zusammen mit Ford Software für das autonome Fahren entwickeln lassen wollte, fällt bei dem Konzern nun auch finanziell ins Gewicht - die Abschreibungen dafür betrugen 1,9 Milliarden Euro. Auch wenn VW-Konzernchef Oliver Blume den Schritt als Fokussierung der Softwareambitionen darstellte, zeigt das Ende für Argo doch auch, welche schwierigen Aufgaben auf den neuen VW-Chef in Sachen Auto-Software warten. Zuletzt hatte VW auch in seiner konzerneigenen Softwaresparte Cariad mit Problemen zu kämpfen, die teils Modellanläufe verzögerten und mit ein Grund für das Aus von Ex-Chef Herbert Diess waren.

Auch die Teileknappheit ist der Konzern noch nicht los. So wurde der Konzern beim Blick nach vorne etwas vorsichtiger. Die Auslieferungen weltweit erwartet das Management jetzt nur noch auf Vorjahresniveau, als bei ungefähr 8,9 Millionen verkauften Fahrzeugen. Bisher stand noch ein Plus von 5 bis 10 Prozent in den Plänen - dies galt aber ohnehin als sehr ehrgeizig angesichts der bisherigen Verkaufszahlen. Grund für die gekappten Aussichten seien im wesentlichen Probleme in den Lieferketten, sagte VW-Konzern-Finanzchef Arno Antlitz in einer Telefonkonferenz.

Die Teileverfügbarkeit werde im vierten Quartal besonders herausfordernd, hieß es etwa vom Finanzvorstand der Kernmarke VW Pkw, Patrik Andreas Meyer. Die Markengruppe Premium um Audi, Lamborghini, Bentley und Ducati schraubte ihre Ziele für die Verkäufe zurück und sprach von einer anhaltend herausfordernden Versorgungslage. Allerdings sieht Antlitz keine Gefahr für die Konzernziele bei Umsatz und operativem Ergebnis. Der Erlös soll weiter um 8 bis 13 Prozent wachsen gegenüber den 250 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Vom Umsatz sollen 7 bis 8,5 Prozent als operatives Ergebnis hängen bleiben, und zwar eher am oberen Ende der Spanne.

Die Renditeperle Porsche AG konnte rund um ihren Börsengang deutlich zulegen. In den ersten neun Monaten legte der Umsatz - inklusive der Finanzdienstleistungen - um knapp 16 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis zog von knapp 3,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,05 Milliarden Euro an. Porsche AG-Finanzchef Lutz Meschke bleibt dabei, den Erlös dieses Jahr auf 38 bis 39 Milliarden Euro steigern zu wollen und eine operative Marge zwischen 17 und 18 Prozent zu erreichen. Nach den ersten drei Quartalen hat Porsche AG dabei einen gewissen Puffer: Bisher stehen 18,9 Prozent Marge zu Buche./men/zb/stk