FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien aus dem Volkswagen-Konzern sind am Dienstagnachmittag deutlich angesprungen. Grund war eine Pressebericht über den voranschreitenden Börsengang der Sportwagentochter Porsche. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Kreise, dass sich im Zuge dessen auch ein Wandel der Aktionärsstruktur anbahnen könnte. Gerüchte über eine Porsche-Abspaltung gibt es bei VW schon länger.

Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien verstärkten ihre jüngste Erholung mit einem Kurssprung um 8,6 Prozent. Dem folgten mit ähnlichem Tempo auch die Papiere der Konzernholding Porsche SE, die neuerdings auch im Dax gelistet sind und nicht mit dem Sportwagenbauer verwechselt werden sollten. Sie zogen um 8,5 Prozent an. Verhaltener ging es bei den VW-Stammaktien zu, die lediglich 1,1 Prozent gewannen.

Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Kreise berichtete, bereitet der Konzern unter dem Projektnamen "Phönix" ein separates Listing der Sportwagenmarke vor, um Kapital für den Konzernumbau hin zur Elektromobilität einzunehmen. Die Familien Porsche und Piëch, die derzeit über die Holding Porsche SE die Stimmrechtsmehrheit am VW-Konzern bündeln, stünden als Käufer von Anteilen des Sportwagenbauers bereit, hieß es weiter. Dafür könnten sie laut dem Bericht auch Anteile am Volkswagen-Konzern verkaufen.

Wie Analyst Frank Schwope in einer am Dienstag vorliegenden Studie betonte, werde das Porsche-Thema seit Monaten oder Jahren schon "gespielt" und nun durch die Variante eines Anteilskaufs durch die Familien Porsche und Piech ergänzt. Er sieht das im Bericht erwähnte Prozedere kritisch, da es seiner Ansicht nach das Konzerngebilde noch unübersichtlicher mache. Die einzelnen Marken seien außerdem in den letzten Jahrzehnten so eng miteinander verzahnt worden, dass ein Herauslösen der Marke Porsche eigentlich keinen Sinn mache.

Sollte Geld für Investitionen benötigt werden, würde Schwope einen Verkauf der Lkw-Tochter Traton oder von Marken wie Lamborghini, Bugatti oder Ducati bevorzugen. Er stellte sich außerdem die Frage, ob die Familien Piech und Porsche es wirklich bevorzugen werden, einen größeren Anteil an der Sportwagenmarke Porsche zu halten und dafür ihre Mehrheit an Volkswagen vielleicht zu opfern. Dem Vernehmen nach wollen die Familien aber wieder mehr Zugriff auf den Autobauer erreichen.

Die VW-Vorzugsaktien waren in den vergangenen Wochen und Monaten schlecht gelaufen. Die jüngsten Sorgen vor einer Ausbreitung der Coronavariante Omikron hatten sie erst vor wenigen Tagen bis knapp unter die 160-Euro-Marke gedrückt und damit auf ein Tief seit Anfang Februar. An der Börse wurden dabei fehlende Fortschritte im Bereich der Elektromobilität moniert. Auch VW-Chef Herbert Diess stand zuletzt stärker in der Kritik./tih/jsl/jha/