ÜBERBLICK

Ausgabe 2021/2022

Poenina verfolgt seit jeher eine Wachstumsstrategie und plant nun den Zusammenschluss mit der auf Elektrotechnik spezialisierten Burkhalter Gruppe. Seit vergangenem Sommer im Amt, blickt CEO Christoph Arnold auf eine ereignisreiche Zeit zurück. Im grossen Interview erzählt er, wie er den Start bei Poenina erlebt hat, wie sich die Gruppe im Geschäftsjahr 2021 entwickelt hat und worin er die Vorteile einer Fusion mit Burkhalter sieht.

Herr Arnold, Sie haben sich innert kürzester Zeit und bis auf Weiteres als CEO zur Verfügung gestellt. Wie sind Sie gestartet?

Mein grosser Vorteil war, dass ich Poenina als Verwaltungsrat und als Vertreter der Caleira Gruppe schon sehr gut gekannt habe. Viele Kon­takte zu Geschäftsleitern bestanden bereits, das hat den Start ungemein erleichtert. Wir hat­ten glücklicherweise kurz nach meinem Amts­antritt die Gelegenheit, den Verwaltungsrat und die Geschäftsleiter an einen Tisch zu bringen. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, uns kennen­ zulernen, Vergangenes zu bewältigen und über die Zukunft zu reden.

Sie sind inzwischen seit rund sieben Monaten im Amt. Was haben Sie bisher erreicht?

Poenina ist erfolgreich, weil erfolgreiche Unter­ nehmer zusammengefunden haben. Und Poenina wird noch erfolgreicher, wenn wir enger zusam­ menarbeiten und die Gruppe gemeinsam weiter­entwickeln. Dieses Credo war mir von Anfang an sehr wichtig und hat mich motiviert, die Funk­tion als CEO zu übernehmen. Poenina hat ein enormes Potenzial in der gruppenübergreifenden Zusammenarbeit, das wir voll ausschöpfen wollen. Man stelle sich vor, bis vor meinem Amts­ antritt haben sich - pandemie­ und wachstums­ bedingt - nicht einmal alle Geschäftsleiter persön­ lich gekannt. Den internen Austausch haben wir in den letzten Monaten verstärkt. Wir haben die Bedürfnisse der Gesellschaften erkannt unddaraus interne Ziele definiert sowie Initiativen und Projekte abgeleitet, die wir nun gemeinsam vorantreiben.

Sie publizieren heute den Geschäftsbericht.

Sind Sie mit dem Geschäftsverlauf 2021 zufrieden?

Wir sind sehr zufrieden. Der Auftragseingang war konstant hoch und unsere Mitarbeitenden haben hervorragende Arbeit geleistet. Mit den drei unterjährigen Akquisitionen haben wir unsere Wachstumsstrategie konsequent fortgesetzt. Die Rentabilität wurde durch fortlaufende interne Prozessverbesserungen und durch den geringen Einfluss der Corona­Krise positiv beeinflusst.

Wie hoch wird die Ausschüttung an die Aktio-närinnen und Aktionäre ausfallen?

Wir behalten unsere Dividendenpolitik bei und wer­den der Generalversammlung vom 30. Mai 2022 eine Ausschüttung an die Aktionärinnen und Aktionäre von CHF 2.20 pro Aktie beantragen.

Poenina hat den Beschluss bekannt gegeben, mit Burkhalter fusionieren zu wollen. Was hat Sie zu diesem Schritt motiviert?

Die Energiestrategie des Bundes sieht eine fakti­ sche Halbierung des Energiebedarfs des beste­henden Gebäudeparks in der Schweiz bis 2050 vor. Dieses Ziel kann unter anderem durch moderne, gewerkübergreifende Gebäudetechnik erreicht werden, deren Fokus auf Raumwärme, energetischen Optimierungen des Betriebs der

bestehenden Gebäude und dem Einsatz von Gebäudeautomation liegt. Damit wird die Nach­frage nach integrierten Gesamtlösungen in diesem Bereich über die nächsten Jahre steigen. Der Zusammenschluss mit Burkhalter stärkt unsere Positionierung im Markt, da wir zukünftig ganzheitliche Lösungen aus einer Hand anbieten können. Dank demselben Geschäftsmodell werden wir quasi zum grössten KMU der Schweiz.

Welche Vorteile sprechen für eine Fusion?

Mit der Fusion wird die Wachstumsstrategie beider Gesellschaften konsequent weiterverfolgt, und es entsteht eine Schweizer Anbieterin von integrierten Gesamtlösungen im Gebäudetechnik­ bereich mit rund 4600 Mitarbeitenden und 80 Gesellschaften an 150 Standorten. Die anhaltend hohe Bautätigkeit, der bestehende Sanierungs­ bedarf von Gebäuden und die steigende Nachfrage nach energieeffizienten Gebäudehüllen führen zu weiterem Wachstumspotenzial. Zudem dürfte sich der Zusammenschluss positiv auf die Markt­ kapitalisierung auswirken und den Free Float erhöhen, was die Attraktivität der Aktie steigern und die Marktliquidität erhöhen dürfte.

Wie geht es weiter: Was wird sich für Poenina und deren Gruppengesellschaften ändern?

Der Fusionsvertrag wurde am 30. März 2022 unterzeichnet. Die Verwaltungsräte von Poenina und Burkhalter beantragen an ihren Generalver­sammlungen Ende Mai 2022 die Genehmigung des Fusionsvertrags sowie den Zusammenschluss der beiden Gesellschaften mittels Absorptions­fusion. Poenina wird im Rahmen der Fusion in Burkhalter aufgehen. Poenina­Aktien werden am 30. Juni in neue Burkhalter­Aktien getauscht werden. Poenina wird per 29. Juni 2022 von derBörse dekotiert. Es kommt uns zugute, dass wir stets die Gruppengesellschaften in den Fokus ge­rückt und mit Poenina im Hintergrund agiert haben. Poenina wird als Marke zwar verschwin­den, doch die starken Marken vor Ort werden bleiben. Um die Stabilität zu gewährleisten, werde ich das operative Geschäft der Poenina Gruppen­ gesellschaften weiterhin führen. Das ist mir wichtig und ich bin hoch motiviert, die angefan­genen und neuen Projekte voranzutreiben.

Christoph Arnold

Christoph Arnold wurde 1975 geboren und ist schweizerisch­kanadischer Doppelbürger.

Aktuelle Tätigkeiten

  • • CEO der poenina holding ag, Opfikon (seit 2021)

  • • Geschäftsleiter der Heizung/Sanitär Arnold AG, Schattdorf (seit 2014)

  • • Verwaltungsratspräsident der C. + A. Management Services AG, Flüelen

Beruflicher Werdegang

  • • Projekt­ und Regionalleiter für Siemens Schweiz (1998-2004)

  • • Diverse Führungsfunktionen bei Siemens Canada (2005-2014)

Ausbildung

  • • Heizungs­/Sanitärmonteur (1994/1995)

  • • Diplom als dipl. Ing. HTL/HLK (1998)

  • • Executive MBA (2012)

Nach dem schnellen Wachstum von 9 auf 29 Gesellschaften seit dem Börsengang vor vier Jahren sah sich Poenina mit vielen verschiedenen IT-Infrastrukturen innerhalb der Gruppe konfrontiert.

Wie können die aktuellen Sicherheitsstandards in Zukunft gewährleistet werden? Wo bestehen Synergiepotenziale? Mit Fragen wie diesen hat sich Poenina intensiv auseinandergesetzt. Im Interview gibt der Verantwortliche erstmals Einblick in dieses umfangreiche IT-Projekt.

Reto Castellazzi

Teamleiter IT­Infra­struktur & Security poenina manage­ment ag, Opfikon

Es ist ein Dienstagnachmittag, 13.59 Uhr.

Ein akustisches Signal ertönt und Reto Castellazzi, Teamleiter IT­Infrastruktur & Security bei der poenina Gruppe, erscheint auf meinem Bildschirm. «Du bist pünktlich, das ist nicht selbstverständ­lich», lacht er. Ende Juni 2021 ist bei der poenina management ag die Migration auf die neue IT­ Infrastruktur erfolgt und seither nutzen wir Micro­ soft Teams für die Audio­ und Videotelefonie.

«Ich bin immer pünktlich», antworte ich und freue mich darauf, gleich mehr über das grösste in­ terne Projekt zu erfahren, das zurzeit bei Poenina umgesetzt wird. Reto ist ausgebildeter Auto­matiker mit einem Bachelor of Science in Tele­kommunikation und Informatik und einem Executive MBA mit Vertiefung in IT­Management.

Ausgangslage und Lösungsfindung

Die Geschichte beginnt bei Retos Eintritt vor knapp drei Jahren. «Einige Infrastrukturen waren nahe bei End of Life und gewisse veraltet, insbesondere bei kleineren Unternehmen. Investitionen wären sowieso angestanden.» Es hat sich schon nach kurzer Zeit gezeigt, dass der Full­Cloud­Ansatz am geeignetsten für Poenina wäre. «Ich habe

einen Green­Field­Ansatz empfohlen, um zu schau­

en, welche Lösung am besten passt. Poenina verfolgt eine Akquisitionsstrategie und wächst schnell. Mit dem Full­Cloud­Ansatz haben wir die grösste Flexibilität, da alles planbar und die Kosten kalkulierbar sind. Unsere Mitarbeitenden sind mobil und können dank dieser Lösung von überall her auf ihre Daten zugreifen.»

Zur Diskussion standen Cloud­, Hybrid­ und On­ Premise­Lösungen. «Wir haben uns für die Cloud­ Lösung entschieden, da die Security standard­ mässig auf einem hohen Level gewährleistet wird, mobiles Arbeiten möglich und die Elastizität der Systeme gegeben ist.» Das Projekt startete mit einer Due Diligence, wo die Ausgangslage und zukünftige Infrastruktur gemeinsam mit einem externen Partner geprüft wurde. «Wir wollten die externe Sicht, um zu prüfen, ob das angedach­te Vorgehen passt. Das Schwierige ist, dass die Gesellschaften einerseits als Gruppe zusammen­gehören und wir gleichzeitig den Unternehmen viel Autonomie lassen möchten. Zudem wollten wir bei der Cloud­Lösung nicht zu sehr vom Standard abweichen, um wenig Zusatzkosten zu generieren.»

Umsetzung und Roadmap

Nach einer ausgiebigen Analyse hat sich Poenina entschieden, innerhalb von rund zwei Jahren bei allen 29 Gruppengesellschaften eine Microsoft­ 365­Lösung einzuführen. «Wir haben zu Beginn

ein durchschnittliches Unternehmen gesucht, mit dem wir das Pilotprojekt umsetzen können.» Im Oktober 2020 folgte der erste Roll­out bei der Scherrer Haustechnik AG in Schaffhausen. Im März 2021 folgte die nächste Gesellschaft. «Hätte der Pilot nicht funktioniert, hätten wir das Projekt gestoppt.» Reto schmunzelt, als er sagt, dass noch nicht viele Fachapplikationen in der Gebäudetechnikbranche auf Cloud­Infra­ strukturen funktionieren. «Oft sind wir die Ersten, welche diese Lösung gemeinsam mit dem Soft­ware­Lieferanten umsetzen. Es war eine Heraus­ forderung, diese Applikationen auf einer virtuali­sierten Serverumgebung zum Laufen zu bringen.»

Reto und sein Team, das sind fünf interne Mit­arbeitende und circa zehn Mitarbeitende des Providers, benötigen zurzeit circa drei Monate für die Umstellung einer Gruppengesellschaft. Teilweise werden mehrere Gesellschaften gleich­ zeitig migriert. «Wir machen diese Projekte nebenbei, da wir alle in Gesellschaften tätig sind und die Infrastrukturen vor Ort am Laufen halten müssen.» Er selbst arbeitet «nebenbei» als Leiter IT bei der Willi Haustechnik AG in Chur. Die Umstellungen erfolgen jeweils am Wochenende. Die Mitarbeitenden arbeiten bis Freitagabend, und wenn sie am Montagmorgen wieder ins Büro kommen, liegen der neue Laptop und das Headset auf dem Pult bereit. Das Telefon ist verschwunden. «Wir stellen vorab Schulungsvideos zur Verfügung und be­gleiten die Mitarbeitenden die ersten zwei bis drei Tage nach der Migration intensiv. Zudem haben wir ein Support­Tool im Einsatz, das den Mitarbeitenden ermöglicht, selbst nach einer Lösung zu suchen oder Tickets zu erstellen.»

Das Ziel der IT­Abteilung ist es, eine Gesellschaft innerhalb von nur einem Monat integrieren zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt sind 12 von insge­ samt 29 Gruppengesellschaften migriert, aber schon die Hälfte aller Mitarbeitenden der gesam­ ten Gruppe. «2022 wird stark geprägt sein von weiteren Migrationen, Anfang 2023 folgt der letzte Go­live.»

Synergiepotenziale und Kulturveränderungen

Auf meine Frage, ob er neben den hohen Kosten auch Einsparpotenzial sieht, antwortet Reto: «Wir haben eine geografisch unabhängige, zen­trale IT­Abteilung aufgebaut, die alle Gruppen­ gesellschaften sehr effizient betreut. Bei der Inf­ rastruktur dürfen wir Äpfel nicht mit Birnen vergleichen: Vorher hatten wir eine günstigere Lösung, die nicht dieselben Anforderungen er­füllt hat. Sicherheits­ und lösungstechnisch sind wir heute topmodern unterwegs, das ist nicht vergleichbar mit der Umgebung, die wir vorher hatten.» Weiter werden IT­Prozesse standardi­ siert. «Wir wollen Prozesse weiter harmonisieren. Wenn mehrere Anfragen zum selben Thema bei uns ankommen, können wir mehreren Gesell­schaften und manchmal sogar der ganzen Gruppe ein und dieselbe Lösung bieten. Die Umstellung ist für alle eine Herausforderung. Wir sind aber laufend dabei, alles zu optimieren und zu verbes­sern, damit wir unseren Mitarbeitenden die best­ mögliche Lösung bieten können.»

Wer Reto zuhört, merkt, mit wie viel Leidenschaft er bei der Sache ist. Die Zeit vergeht wie im Flug, inzwischen ist es kurz vor 15 Uhr, der nächs­te Termin wartet bereits. Ich bedanke mich für den spannenden Austausch und wünsche Reto

weiterhin viel Erfolg. Interview: Marlene Caduff

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Poenina Holding AG published this content on 28 March 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 31 March 2022 08:25:02 UTC.