Wien (Reuters) - Österreichs konservativ-grüne Regierung will den bisher primär für die Versorgung von Deutschland vorgesehenen Gasspeicher Haidach nahe Salzburg an das heimische Gasnetz anbinden.

"Im oberösterreichischen Haidach gibt es einen der modernsten Gasspeicher Europas, doch obwohl er in Österreich liegt, dient er derzeit primär der Versorgung deutscher Kunden", sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch nach der Kabinettssitzung der Regierung.

Der Speicher spielt aber für Österreich strategisch eine wichtige Rolle, da ein Teil des nach Deutschland fließenden Gases wiederum in die westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg zurückfließt. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Unsicherheiten rund um die Gasversorgung sollen künftig nach Plänen der Regierung alle Speicher, die auf österreichischem Staatsgebiet liegen, an das heimische Netz angeschlossen werden. Das bedeutet, dass das Gas aus dem Speicher Haidach direkt an Österreich geliefert werden soll.

Ebenfalls ein Dorn im Auge ist der Regierung, dass der Speicher Haidach derzeit leer sei. Der nahe der bayerischen Grenze liegende Speicher ist der zweitgrößte Erdgasspeicher Europas, der zum Teil von einer Tochter des russischen Gasriesen Gazprom betrieben wird. "Diese lagert seit Monaten in diesen Speicher nicht ein, das heißt, der Speicher wird nicht befüllt", sagte Gewessler. Für die Regierung sei dieser Zustand nicht mehr länger tragbar. "Wenn nicht Gazprom speichert, dann bekommen auch andere Zugang. Das ist absolut gerechtfertigt."

Österreich bezieht 80 Prozent seines Gases aus Russland und zählt damit zu den am stärksten abhängigen Ländern in der Europäischen Union. Um für den nächsten Winter vorzusorgen will die Regierung nun die Gasspeicher bis zur nächsten Heizsaison zu mindestens 80 Prozent befüllen. Die strategische Gasreserve soll um 7,4 Terawattstunden (TWh) auf insgesamt 20 TWh aufgestockt werden, was etwa dem Verbrauch von zwei Wintermonaten entspricht. Die zusätzlichen Mengen will die Regierung mit nicht-russischem Gas decken. Woher das Gas kommen soll, ist bisher allerdings noch unklar. Durch die Aufstockung der Reserve soll der russische Anteil laut Gewessler jedenfalls um zehn Prozentpunkte auf 70 Prozent sinken.