Kiew/London/Berlin (Reuters) - Der Krieg in der Ukraine hat den Gas-Fluss in Richtung Europa und Deutschland eingeschränkt.

Man liefere zwar weiterhin Gas über die Ukraine in Richtung Westen, allerdings weniger als zuletzt, teilte der russische Gazprom-Konzern am Mittwoch mit. Zuvor hatte der ukrainische Netzbetreiber GTSOU erklärt, er könne eine Verdichterstation wegen des Konflikts in der Region Luhansk nicht mehr betreiben. Daher werde der Gas-Fluss ab Mittwoch über diese Route eingestellt. Sie steht ukrainischen Angaben zufolge für fast ein Drittel des Transits durch das Land. Laut Bundesregierung beobachtet das "Krisenteam Gas" die Lage genau, die Versorgung sei derzeit gewährleistet. Der Verband "Zukunft Gas" betonte, zunächst einmal müssten die wirklichen Gas-Flüsse nach Deutschland abgewartet werden. In der Branche hieß es, erst nach zwei oder drei Tagen könnten diese beurteilt werden.

In der ostukrainischen Region Luhansk treffen verschiedene Pipelines zusammen, die in die Leitung Transgas münden. Diese wiederum kommt in Österreich und Süddeutschland an. Darüber hinaus gibt es mit Nord Stream 1 und der Jamal-Pipeline weitere große Verbindungen, die aus Russland Richtung Deutschland und Europa führen.

Der österreichische Regulator E-Control meldete, dass am Übernahmepunkt Baumgarten derzeit zwar ein leicht gesunkener Gasfluss verzeichnet werde. Für die Versorgung mit Gas habe dies aber im Moment keinerlei Auswirkungen, sagte eine Sprechern der Nachrichtenagentur Reuters. Der österreichische Energiekonzern OMV teilte mit, er erhalte seine Gaslieferungen gemäß seiner Bestellungen.

GAZPROM: UMLEITUNG TECHNISCH NICHT MÖGLICH

Laut dem ukrainischem Netzbetreiber GTSOU haben pro-russische Separatisten in Luhansk Transit-Gas in von ihnen kontrollierte Gebiete geleitet. Die Region um den Knotenpunkt ist bereits seit Wochen unter Kontrolle der Separatisten. GTSOU zufolge wäre es aber möglich, Transit-Gas auch weiter nördlich durch die Ukraine fließen zu lassen. Gazprom bestritt dies als technisch nicht möglich. Die Buchungen über die Knotenstelle in der Region Luhansk fielen nach Angaben des Netzbetreibers am Mittwoch auf Null. Gazprom erklärte, man liefere am Mittwoch 72 Millionen Kubikmeter Gas, nachdem es am Dienstag 95,8 Millionen Kubikmeter gewesen seien. Man selbst erfülle alle mit den Kunden eingegangenen Verpflichtungen.

Europa und vor allem Deutschland ist weiter abhängig von russischem Gas. Etwa 35 Prozent des deutschen Bedarfs stammen noch von dort. Selbst durch den verstärkten Import von Flüssiggas aus anderen Weltregionen wird man nach Einschätzung der Bundesregierung noch bis 2024 auf russische Lieferungen angewiesen sein.