Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Zwischen Impfstoff-Hoffnungen und steigenden Corona-Infektionszahlen haben sich die US-Indizes am Mittwoch lange Zeit in engen Grenzen seitwärts bewegt. Im Schlussgeschäft gerieten sie aber ins Rutschen und gingen letztlich schwächer aus dem Tag. Für Verunsicherung und Angst vor weiteren Lockdowns sorgte da unter anderem, dass in New York als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie die Schulen wieder geschlossen werden.

Die Hoffnungen auf einen bald verfügbaren Impfstoff gegen das Coronavirus hatten zunächst noch gestützt, nachdem Pfizer und Biontech mit der Nachricht aufgewartet hatten, dass der entwickelte Corona-Impfstoff in den Endergebnissen eine Wirksamkeit von 95 Prozent zeigt.

Erst am Montag hatte das US-Biotechnologieunternehmen Moderna Hoffnungen geschürt mit der Nachricht einer Wirksamkeit von 94 Prozent eines eigenen Impfstoffs. Weil es in beiden Fällen aber noch eine Weile, möglicherweise Monate, dauern wird bis die Impfstoffe zum Einsatz kommen und gleichzeitig die Infizierten-Zahlen weiter steigen und immer neue Restriktionen auslösen, agierten die Anleger vorsichtig - zumal auf den rekordhohen Niveaus.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,2 Prozent auf 29.438 Punkte. Der S&P-500-Index kam ebenfalls um 1,2 Prozent zurück, die Nasdaq-Indizes um 0,8 Prozent. Alle Indizes schlossen nur knapp über den Tagestiefs. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1.324 (Dienstag: 1.695) Kursgewinner, 1.753 (1.396) -verlierer und 91 (81) unveränderte Aktien.

Als Belastungsfaktor wiesen Marktteilnehmer auch darauf hin, dass das in den USA schon lange erhoffte staatliche Stimuluspaket weiter auf sich warten lässt. "Die Aussichten für ein kurzfristiges Hilfspaket oder ein größeres mittelfristiges haben sich eingetrübt", sagte Stratege James McCormick von NatWest Markets. Auch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Dienstag erneut die beachtlichen Hürden für die Wirtschaft und die Unsicherheit wegen der Dynamik der Corona-Pandemie hervorgehoben. Er sieht schon seit geraumer Zeit die Fiskalpolitik am Zug, der Wirtschaft und der Bevölkerung unter die Arme zu greifen.


   Pfizer und Biontech erholt - Kein 737 MAX-Schub für Boeing 

Die zuletzt wegen des Moderna-Konkurrenzprodukts deutlich gefallenen Kurse von Pfizer und Biontech konnten sich erholen und zwar um 0,8 bzw 4,0 Prozent. Moderna fielen dagegen um weitere 4,6 Prozent zurück. Die Gewinne vom Montag sind damit wieder verschwunden. Die Analysten von BMO hatten die Aktie zuletzt als ausgereizt bezeichnet. Seit Jahresbeginn liegt sie über 370 Prozent im Plus, bei Biontech sind es 155 Prozent.

Boeing lagen lange im Plus, schlossen aber 3,2 Prozent im Minus. Dass die US-Flugaufsichtsbehörde dem Problemflieger 737 MAX wieder die Starterlaubnis erteilt hat, stützte den Kurs nur vorübergehend. Die Maschinen des Typs waren im März 2019 nach zwei Unfällen aus dem Verkehr gezogen worden. Nach der Entscheidung der FAA müssen nun aber erst auch noch andere Aufsichtsbehörden grünes Licht geben. Die Entscheidung fällt zudem in eine Zeit, in der der Flugverkehr und entsprechend die Nachfrage nach Flugzeugen extrem beeinträchtigt ist.

Die Aktie des Einzelhändlers Lowe's fiel trotz guter Umsatzzahlen um über 8 Prozent zurück. Der Gewinn entsprach zwar den Erwartungen, war aber dennoch rückläufig. Die Aktie hatte sich vom Märztief bis zum Jahreshoch im Oktober bereits verdreifacht, so dass hier auch Gewinnmitnahmen den Kurs gedrückt haben könnten. Am Vortag hatten bereits die Aktien von Home Depot und Walmart trotz guter Geschäftszahlen nachgegeben.

Weiter kurstreibend wirkte bei der Tesla-Aktie die angekündigte Aufnahme in den S&P-500-Index am 21. Dezember. Tesla legten um 10,2 Prozent zu.

Einen Satz um gut 15 Prozent machte die Nikola-Aktie. Hier trieb die Fantasie auf eine Zusammenarbeit des Hybrid-Lkw-Entwicklers mit General Motors, die im September noch verschoben worden war, nachdem, Vorwürfe gegen Nikola wegen angeblicher Falschinformationen aufgekommen waren. Am Donnerstag wird sich General Motors auf einem Investorentag zum Geschäftsverlauf äußern und könnte dabei auch etwas zur Kooperation mit Nikola sagen. Die Aktie ging 1,8 Prozent höher aus dem Handel.


   US-Ölpreis auf 11-Wochen-Hoch 

Am Devisenmarkt tat sich wenig, der Dollar tendierte insgesamt knapp behauptet, während er zum Yen etwas deutlicher zurückkam. Ein festerer Yen gilt gemeinhin als Zeichen für die Suche der Anleger nach Sicherheit.

Die Ölpreise stiegen um bis zu 1 Prozent, US-Öl der Sorte WTI erreichte phasenweise ein 11-Wochen-Hoch. Im Handel wurde dazu auf die Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff verwiesen und bei einer dadurch zu erreichenden Normalisierung des Lebens wieder eine steigende Ölnachfrage. Die neuesten US-Ölvorratsdaten waren derweil gemischt ausgefallen. Zwar stiegen die Ölvorräte, aber nicht ganz so stark wie erwartet und vor allem nicht so stark wie die Bestände des Branchendiensts API vom Vorabend.

Der Goldpreis gab um rund ein halbes Prozent nach, während die US-Staatsanleihen behauptet tendierten. Bei letzteren lag die Zehnjahresrendite eine Tick höher bei 0,88 Prozent.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                29.438,42      -1,16       -344,93           3,15 
S&P-500              3.567,79      -1,16        -41,74          10,43 
Nasdaq-Comp.        11.801,60      -0,82        -97,74          31,53 
Nasdaq-100          11.894,71      -0,69        -82,78          36,20 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,16       -1,6          0,18         -104,1 
5 Jahre                  0,38        0,0          0,38         -154,0 
7 Jahre                  0,64        2,2          0,62         -161,1 
10 Jahre                 0,87        1,6          0,86         -157,1 
30 Jahre                 1,60       -0,3          1,61         -146,3 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mi, 8:20 Uhr  Di, 17:16 Uhr    % YTD 
EUR/USD                1,1852     -0,10%        1,1867         1,1870    +5,7% 
EUR/JPY                123,10     -0,42%        123,47         123,68    +1,0% 
EUR/CHF                1,0801     -0,10%        1,0816         1,0810    -0,5% 
EUR/GBP                0,8933     -0,14%        0,8952         0,8958    +5,6% 
USD/JPY                103,87     -0,31%        103,92         104,21    -4,5% 
GBP/USD                1,3267     +0,02%        1,3273         1,3250    +0,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,5601     +0,17%        6,5387         6,5568    -5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             17.726,76     +0,66%     18.246,75      17.338,00  +145,9% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               41,87      41,65         +0,5%           0,22   -25,3% 
Brent/ICE               44,25      43,75         +1,1%           0,50   -27,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.870,00   1.879,10         -0,5%          -9,10   +23,2% 
Silber (Spot)           24,28      24,55         -1,1%          -0,28   +36,0% 
Platin (Spot)          943,98     931,55         +1,3%         +12,43    -2,2% 
Kupfer-Future            3,19       3,20         -0,3%          -0,01   +12,9% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 18, 2020 16:14 ET (21:14 GMT)