Der skandalgebeutelte Handelsriese Steinhoff will die milliardenschweren Klagen von Aktionären und anderen Geschädigten mit einem Vergleich beilegen und damit sein Überleben sichern.

Die Kläger sollen sich nach dem am Montag vorgelegten Vorschlag mit insgesamt 850 Millionen Euro begnügen, kaum mehr als zehn Prozent der über als sieben Milliarden, die sie von dem südafrikanischen Unternehmen mit deutschen Wurzeln fordern. Die Hälfte der Entschädigung soll in bar fließen, die andere Hälfte in Aktien der afrikanischen Einzelhandelstochter Pepkor. "Der Vergleichsvorschlag ist der Höhepunkt von zwölf Monaten intensiver Bemühungen", erklärte Steinhoff-Chef Louis du Preez. Er sei "im besten Interesse aller Beteiligten". Ohne eine Einigung mit den Klägern drohe dem Unternehmen das Aus.

Vor zweieinhalb Jahren hatte Steinhoff eingeräumt, dass in der Bilanz mehr als sechs Milliarden Euro fehlten. Die ehemalige Führung des Unternehmens, das an der Börse zeitweise mehr als 20 Milliarden Euro wert war, hatte Umsätze durch Scheingeschäfte aufgebläht und Verluste damit vertuscht. Die Aktie stürzte ins Bodenlose, der Konzern schrammte knapp an der Pleite vorbei. Die neue Führung arbeitet seither daran, die Finanzen zu ordnen und Steinhoff auf einen gesunden Kern zurückzuschneiden. Töchter in Europa wie die Beteiligungen an den "Poco"- Billigmöbelmärkten in Deutschland, den österreichischen "Kika"- und "Leiner"-Möbelhäusern sowie vor kurzem auch der französischen Möbelkette "Conforama" wurden verkauft.

Doch die Klagen schweben wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. Wenn die ohnehin mit 9,2 Milliarden Euro verschuldete Holding die Kläger voll entschädigen müsste, würde sie zerschlagen werden, räumte Steinhoff am Montag ein. Der Vergleichsvorschlag umfasst rund 90 Klagen in Südafrika, dem Holding-Sitz in den Niederlanden und in Deutschland im Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro. Zu den Klägern gehört auch der ehemalige Großaktionär von Steinhoff, der südafrikanische Milliardär Christo Wiese. Weitere milliardenschwere Klagen würden davon nicht erfasst.

Vorstandschef Louis du Preez forderte alle Kläger auf, den Vergleich anzunehmen. Daneben müssen auch die Gläubiger und die Aufsichtsbehörden zustimmen. Für Steinhoff-Aktionäre, die die Papiere am Markt gekauft haben, sind darin 266 Millionen Euro vorgesehen. Aktionäre, die ihr Geschäft an Steinhoff verkauft hatten und dafür teilweise in Aktien bezahlt wurden, sollen knapp 600 Millionen Euro bekommen. Die in den Kleinwerteindex SDax zurückgekehrte Steinhoff-Aktie legte sechs Prozent auf 5,2 Cent zu.