Wien (Reuters) - Höhere Ölpreise und ein boomendes Chemiegeschäft haben dem Wiener Öl- und Gaskonzern OMV im zweiten Quartal zu einem kräftigen Gewinnsprung verholfen.

Das operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS Ebit) verneunfachte sich auf 1,3 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Rund die Hälfte des operativen Ergebnisses komme von der neuen Konzernsparte Chemicals & Materials. Der neue Geschäftsbereich - neben der Suche und Förderung von Öl- und Gas sowie dem Raffinerie- und Tankstellengeschäft - hat sich damit nach der milliardenschweren Übernahme des Petrochemiekonzerns Borealis im Vorjahr zu einem wichtigen dritten Standbein gemausert.

Unter dem Strich (CCS Überschuss) verdiente OMV im zweiten Quartal 643 Millionen Euro nach 65 Millionen Euro in dem von der Corona-Pandemie schwer getroffenen Vorjahresquartal. Der Konzern konnte damit stärker zulegen als gedacht. Analysten hatten im Schnitt mit einem CCS Ebit von 1,24 Milliarden Euro und einem CCS Überschuss von 578 Millionen Euro gerechnet.

Die Sparte Chemicals & Materials erwirtschaftete einen operativen Gewinn vor Sondereffekten von 647 Millionen Euro nach 78 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Profitiert habe die OMV hier neben der Vollkonsolidierung von Borealis von rekordhohen Polyolefin-Margen, positiven Lagerbewertungseffekten und gestiegenen Verkaufsmengen.

Deutlich besser lief es in der größten Sparte Exploration & Produktion. Der operative Gewinn vor Sondereffekten drehte auf 498 Millionen Euro nach einem Verlust von 152 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Ölpreis und Marktnachfrage hätten sich erholt, nachdem die Corona-bedingten Reisebeschränkungen gelockert wurden, erklärte der Konzern. Die Produktion sei dank einer höheren Förderung in Libyen, Malaysia und Tunesien um 26.000 Barrel auf 490.000 Barrel pro Tag gestiegen. Für das Gesamtjahr rechnet die OMV mit einer Förderung von rund 480.000 Barrel, abhängig von der Sicherheitslage im krisengebeutelten Libyen und durch Regierungen auferlegte Produktionskürzungen. Die Ölpreisentwicklung schätzt das Management nun optimistischer ein als zuletzt. Für 2021 werde nun ein durchschnittlicher Brent-Preis zwischen 65 und 70 Dollar je Barrel erwartet nach bisher 60 bis 65 Dollar je Barrel.

Schwächer entwickelte sich das Raffineriegeschäft. Der operative Gewinn schrumpfte um 22 Prozent auf 181 Millionen Euro. Die Raffineriemarge sank um zwei Prozent auf 2,21 Dollar je Barrel.