Frankfurt (Reuters) - Die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise sorgen bei OMV für sprudelnde Gewinne.

Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS Ebit) erhöhte sich im zweiten Quartal auf einen Rekordwert von 2,94 (Vorjahr: 1,29) Milliarden Euro, wie der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern am Donnerstag mitteilte. OMV übertraf damit die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 2,79 Milliarden gerechnet hatten. Der Konzern profitierte von höheren Öl- und Gaspreisen, die eine geringere Produktion wegen ungeplanter Ausfälle an mehreren Standorten und der Herausrechnung der russischen Mengen wettmachten, sowie von gestiegenen Treibstoff-Margen.

Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 1,42 Milliarden Euro von 643 Millionen vor Jahresfrist. Der Umsatz verdoppelte sich wegen der stark gestiegenen Energiepreise auf 14,79 Milliarden Euro. Für 2022 erwartet OMV weiterhin eine Gesamtproduktion von rund 390.000 Barrel pro Tag. Bei der Raffinerie-Referenzmarge, die ausschlaggebend für die Ertragskraft der Raffineriesparte ist, geht der Konzern nun von einem Anstieg auf rund 15 Dollar je Barrel. Bisher war er von einer Marge deutlich über dem Vorjahresniveau von 3,70 Dollar je Barrel ausgegangen. Im ersten Halbjahr stieg sie auf 13,45 Dollar pro Barrel, vor allem wegen geringerer Importe aus Russland.

OMV, die zuletzt mit rückläufigen Gaslieferungen aus Russland zu kämpfen hatte, rechnet nicht mit einem vollständigen Stopp der Erdgasexporte aus dem Land. "Jedoch bleibt die Unsicherheit über zukünftige Kürzungen bestehen und könnte zu weiteren Verlusten führen, falls die abgesicherte Menge von den tatsächlichen Lieferungen abweicht", hieß es im Quartalsbericht. Falls die Versorgung aus Russland doch unterbrochen werde, könne OMV das im Speicher befindliche Gas nutzen, um ihre Kunden zu versorgen. Zudem habe sie Zugang zu anderen europäischen Handelsplätzen für Erdgas, bis die Regulierungsbehörde Maßnahmen zur Energiesteuerung ergreife.

Herausfordernd ist für OMV auch die Treibstoffversorgung. Nach einem Zwischenfall in Schwechat bei Wien ist die Raffinerie dort derzeit nur mit 20 Prozent ihrer Kapazität im Einsatz. OMV geht davon aus, die Raffinerie, die unter anderem Fluggesellschaften und den Flughafen Wien mit Kerosin versorgt, im September/Oktober wieder voll in Betrieb nehmen zu können. Bis dahin wurde ein neues Versorgungssystem aufgebaut, um Kunden beliefern zu können. Dabei arbeitet die OMV auch mit Partnern zusammen, um mögliche Engpässe auszugleichen. Um die Versorgung zu sichern, musste auch der österreichische Staat einspringen und einen Teil seiner Treibstoffreserve zur Verfügung stellen.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Alexander Hübner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)