Wien (Reuters) - Der Wiener Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV kann noch nicht genau einschätzen, was im Fall einer Übergewinnsteuer für Energieunternehmen auf ihn zukommt.

"Das war gestern eine Ansprache von Ursula van der Leyen, die Präzisierung von dem Gesetz fehlt noch", sagte Vorstandschef Alfred Stern am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. "Wir werden das entsprechend im Auge behalten, weil das schon massiven Einfluss haben kann", fügte er an.

Grundsätzlich sei der genannte Vergleichszeitraum für den Manager nicht nachvollziehbar, da die Jahre zwischen 2019 und 2021 von der Corona-Pandemie geprägt waren und der Ölpreis damals unter 25 Dollar je Barrel und der Gaspreis unter 10 Euro je Megawattstunde lag. "In diesem Zeitraum hat es viele Öl- und Gasunternehmen gegeben, die massiv gekämpft haben", sagte Stern.

Nach den Plänen der EU sollen zur Entlastung der Verbraucher übermäßige Gewinne von Energiefirmen künftig abgeschöpft und umverteilt werden. Kommissionspräsidentin von der Leyen kündigte einen Gesetzesvorschlag gegen die hohen Energiepreise an, der die Gas- und Ölkonzerne merklich treffen würde. Laut dem Entwurf sollen sie auf Profite des laufenden Jahres, die 20 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre lagen, eine Solidaritätsabgabe von 33 Prozent zahlen.

Die Energieexperten von Redburn gehen davon aus, dass die Abgabe nur für europäische steuerpflichtige Gewinne gelten würde. "Da die vorgelagerte Produktion in der EU selbst relativ unbedeutend sei, würden wir davon ausgehen, dass dies in erster Linie die nachgelagerten Bereiche und insbesondere die Raffination betreffen würde", heißt es in einer Analyse. Eine Möglichkeit, das relative Risiko zu ermitteln, bestehe darin, den prozentualen Anteil der europäischen Raffinerie am Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2022 zu betrachten. Demnach sei Repsol am stärksten exponiert, gefolgt von Galp, OMV, Total und Eni. "Einige dieser Unternehmen haben kleinere Upstream-Aktivitäten in den Niederlanden, Dänemark, Österreich und Italien, aber dies dürfte das relative Risiko unten nicht wesentlich verändern", so die Analysten.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)