Wien (Reuters) - Der Wiener Öl- und Gaskonzern OMV verkauft sein Tankstellennetz in Deutschland an die britische EG Group und macht damit einen weiteren großen Schritt bei seinem angekündigten Konzernumbau.

Der Tankstellenbetreiber aus Blackburn, dem schon rund 1000 deutsche Esso-Tankstellen gehören, zahle 485 Millionen Euro für die 285 OMV-Tankstellen im süddeutschen Raum, teilte OMV am Montag mit. Teil der Vereinbarung sei es, dass der Käufer darüber hinaus ausstehende Leasingverpflichtungen übernimmt. Der Kaufpreis entspreche damit einem Unternehmenswert von rund 614 Millionen Euro, hieß es.

"Wir setzen damit einen weiteren entscheidenden Schritt unseres angekündigten Devestitionsprogramms von zwei Milliarden Euro und realisieren mit dieser Veräußerung einen Entschuldungseffekt für die OMV von etwa einer halben Milliarde Euro zum Zeitpunkt des Closings", sagte Vorstandschef Rainer Seele. Die OMV hatte angekündigt, sich bis 2021 von Firmenteilen im Wert von zwei Milliarden Euro trennen zu wollen. Durch den Verkauf von 51 Prozent an der Pipelinetochter Gas Connect an Österreichs größten Stromkonzern Verbund bekam die OMV 271 Millionen Euro in die Kassen. Der jüngste Schritt passt zur Strategie des Unternehmens, sich zunehmend auf die Petrochemie zu konzentrieren. Die OMV versucht wie die Branchenriesen ExxonMobil, Chevron oder Shell neue Geschäftswege einzuschlagen und mit der Ausrichtung hin zur Petrochemie unabhängiger vom Erdöl zu werden. Die Corona-Krise und der Preisverfall machten den Konzernen schwer zu schaffen.

Ein großer Schritt Richtung Petrochemie gelang der OMV mit dem 4,7-Milliarden-Dollar schweren Kauf des Chemiekonzerns Borealis. Auch die verbleibenden Aktivitäten in Deutschland würden sich künftig auf die Petrochemie in der Raffinerie Burghausen konzentrieren, erklärte die OMV.

Der Verkauf des Tankstellennetzes, für das es ursprünglich über 40 Interessenten gab, wurde seit Monaten verhandelt. Bis Jahresende wollte die OMV den Deal über die Bühne bringen. Die EG Group, die zu den größten europäischen Tankstellenbetreibern zählt, ist in Deutschland bereits aktiv: 2018 kaufte sie das deutsche Tankstellennetz von ExxonMobil und übernahm damit rund 1000 Esso-Tankstellen. "Dieses attraktive Portfolio von Tankstellen mit signifikantem Retail und Gastronomie-Tätigkeiten ist eine spannende Möglichkeit, um EGs Fußabdruck in Deutschland auszubauen - einem Schlüsselmarkt in Europa, in dem wir signifikantes Wachstumspotenzial für unser Unternehmen sehen", sagten die Gründer und Konzernchefs, die Brüder Mohsin und Zuber Issa. Die beiden britischen Milliardäre hatten auch die britische Supermarktkette Asda vom US-Einzelhandelsriesen Walmart gekauft.

Geprüft werden muss die Transaktion noch durch die Wettbewerbsbehörden. Beim Bundeskartellamt ist die Transaktion einem Sprecher zufolge bislang nicht angemeldet worden. Die Pläne könnten bei den Bonnern landen - oder bei der EU-Wettbewerbsbehörde angemeldet werden.