Wien (Reuters) - Die kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise haben dem Wiener OMV-Konzern einen Gewinnsprung beschert.

Im dritten Quartal schnellte der um Lagereffekte bereinigte operative Gewinn (CCS Ebit) auf 3,5 Milliarden Euro nach 1,8 Milliarden Euro im Jahr davor, wie der Öl-, Gas- und Chemiekonzern am Freitag mitteilte. Unter dem Strich stieg der bereinigte Gewinn (CCS Überschuss) auf 1,2 Milliarden Euro nach 781 Millionen Euro. Die Österreicher liegen damit operativ über den Erwartungen. Analysten hatten laut einer Erhebung des Konzerns im Schnitt für das abgelaufene Quartal ein CCS Ebit von 3,2 Milliarden Euro und einen CCS Überschuss von 1,2 Milliarden Euro prognostiziert.

Die OMV reiht sich damit zu den anderen Ölkonzernen, die angesichts der hohen Energiepreise milliardenschwere Gewinne einfahren. Um die Aktionäre an dem außerordentlichen Erfolg teilhaben zu lassen, will der teilstaatliche Konzern nun für 2022 zusätzlich zur regulären Dividende eine Sonderdividende in Höhe von 2,25 Euro je Aktie ausschütten. Die Höhe der regulären Dividende steht noch nicht fest. Für 2021 wurden 2,30 Euro je Anteilsschein ausgezahlt. Auch in den kommenden Jahren will der Vorstand abhängig von der unternehmerischen Entwicklung Sonderdividenden in Erwägung ziehen.

SPRUDELNDE GEWINNE IM ÖL- UND GASGESCHÄFT

Im dritten Quartal klingelte vor allem im Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl- und Gas (Exploration & Produktion) die Kasse. Der operative Gewinn vor Sondereffekten kletterte von Juli bis September auf 2,7 Milliarden Euro nach 834 Millionen Euro. Die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise konnten damit die nachteiligen Effekte im Zusammenhang mit Russland-Geschäften mehr als kompensieren, erklärte der Konzern. Da die Aktivitäten in Russland nicht mehr konsolidiert werden, schrumpfte die Produktion um 89.000 Barrel auf 381.000 Barrel pro Tag. Die OMV ist mit knapp 25 Prozent an Teilen eines Gasfeldes in Sibirien beteiligt. Wegen des Krieges in der Ukraine und den verhängten Sanktionen gegen Russland dürfen die Gewinne aber nicht abgeschöpft werden. Die OMV prüft seit geraumer Zeit die strategischen Optionen für die Beteiligung bis hin zu einem Verkauf.

Einen Verlust fuhr der Konzern auch im Zusammenhang mit den reduzierten Erdgaslieferungen aus Russland ein. Der Bereich Gas Marketing Westeuropa habe das Ergebnis um 162 Millionen Euro reduziert, hieß es. Früheren Angaben zufolge bekommt die OMV nur 30 Prozent der bestellten Mengen aus Russland. Beide Russland-Effekte zusammen hätten das Ergebnis um insgesamt 268 Millionen Euro geschmälert.

Die Gewinne sprudelten auch im Raffineriegeschäft, also der Weiterverarbeitung von Öl zu Treibstoffen. Der CCS Gewinn vor Sondereffekten stieg auf 600 Millionen Euro nach 342 Millionen Euro. Die Raffinerie-Referenzmarge in Europa hat sich auf 14,4 (4,2) Dollar je Barrel mehr als verdreifacht. Vor allem für Diesel und Flugzeugtreibstoff seien die Margen stark gestiegen. Belaset wurde das Ergebnis durch den Unfall in der Raffinerie Schwechat, der zu einem Produktionsausfall führte. Früheren Angaben zufolge schätzt die OMV die Kosten auf 200 Millionen Euro. Die Zahlungen aus der Betriebsunterbrechungsversicherung werden erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. In der Raffinerie war es während einer Wartung zu einem Unfall gekommen, der die Anlage massiv beschädigte. Nach einer monatelangen Reparatur wurde die Raffinerie im Oktober wieder hochgefahren. Aufgrund der angespannten Versorgungslage musste der österreichische Staat mehrmals Treibstoffreserven freigeben.

Einbußen verzeichnete die OMV hingegen in der Chemiesparte, wo der bereinigte operative Gewinn um 66 Prozent auf 214 Millionen Euro schrumpfte. Zurückzuführen sei dies auf einen Rückgang des Basischemikaliengeschäfts, rückläufiger Polyolefin-Referenzmargen in Europa sowie negativer Lagerbewertungseffekte und niedrigerer Verkaufsmengen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)