Wien (Reuters) - Gesunkene Öl- und Gaspreise sowie eine schwächere Nachfrage haben den Gewinn des österreichischen OMV-Konzerns deutlich geschmälert. Das um Lagereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS Ebit) sank um 46 Prozent auf 6,02 Milliarden Euro, wie das teilstaatliche österreichische Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Der CCS Überschuss fiel um 41 Prozent auf 2,59 Milliarden Euro. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten allerdings mit noch höheren Rückgängen gerechnet. Sie hatten im Schnitt ein CCS Ebit von 5,9 Milliarden Euro und einen CCS Überschuss von 2,4 Milliarden Euro erwartet.

Hauptgrund für den Ergebniseinbruch seien vor allem die gesunkenen Rohstoffpreise. Im Jahr davor sorgten die wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine massiv gestiegenen Öl- und Gaspreise bei der OMV und anderen Energiekonzernen für Rekordgewinne. Vorstandschef Alfred Stern zeigte sich dennoch zufrieden: Das Ergebnis sei das zweithöchste in der Unternehmensgeschichte. Die Aktionäre sollen eine stabile Dividende von 5,05 Euro je Aktie erhalten. Die Ausschüttung setzt sich aus einer regulären Dividende von 2,95 Euro je Aktie und einer Sonderdividende von 2,10 Euro je Aktei zusammen.

Die Rückgänge ziehen sich durch alle Bereiche. Die höchsten Einbußen verzeichnete die Chemiesparte, zu der der Petrochemiekonzern Borealis gehört. Der operative Gewinn vor Sondereffekten des Bereichs Chemicals & Materials schrumpfte um 94 Prozent auf 94 Millionen Euro. Die als Wachstumsmotor auserkorene Sparte leidet unter einer schwächeren Nachfrage und niedrigeren Margen.

Um das Wachstum des Chemiebereichs voranzutreiben, verhandelt die OMV seit geraumer Zeit mit der staatlichen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über eine Fusion der Petrochemietöchter Borealis und Borouge[BOROUGE.AD]. Der Deal, bei dem ein Chemieriese mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Milliarden Dollar entstehen könnte, werde weiter angestrebt, sagten kürzlich mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Im größten Geschäftsbereich, Energy, der die Exploration und Produktion von Öl und Gas beinhaltet, schrumpfte der operative Gewinn um 46 Prozent auf 4,36 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Brent-Rohölpreis habe sich im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 82,64 Dollar je Barrel verringert, erklärte der Konzern. Beim Erdgaspreis zeigt sich ein noch stärkerer Rückgang: Dieser sank um 66 Prozent auf 40,98 Euro je Megawattstunde (MWh). Zudem stiegen die Produktionskosten, während sich die Gesamtproduktion von Öl und Gas verringerte.

Der operative Gewinn im Bereich Fuels & Feedstock, der die Raffinerien umfasst, fiel um 9,0 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro. Die Raffinerie-Referenzmarge verringerte sich um rund ein Fünftel auf 11,70 Dollar je Barrel.

Für 2024 rechnet die OMV mit einem durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von rund 80 Dollar, für Erdgas mit einem Preis von rund 25 Euro je Megawattstunde. 2024 seien Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro geplant.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)