NEW YORK (dpa-AFX) - Der KI-Prozessor-Spezialist Nvidia hat mit seinem Zahlenwerk und Ausblick alle Erwartungen in den Schatten gestellt. Da diese extrem hoch gesteckt waren, setzte sich die Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) mit neuem Schwung fort. Die Technologiebranche war denn auch der Anlegerfavorit in den USA. Das Nvidia-Papier blieb - trotz seines bereits langen und starken Rekordlaufs - weiter auf der Überholspur.

Mit 785,75 US-Dollar erreichte die Aktie ein Rekordhoch und schloss letztlich nur knapp darunter mit plus 16,4 Prozent auf 785,38 Dollar. Das Kursplus seit Jahresbeginn beträgt damit fast 60 Prozent. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Kurs des Nvidia-Papiers mehr als verdreifacht. "Die Kursentwicklung erinnert auf den ersten Blick zwar an die eine oder andere Meme-Aktie, die man aus den vergangenen Jahren kennt. Der Vergleich hinkt allerdings und wäre Nvidia gegenüber unfair, da das Unternehmen wie erneut bestätigt auf ein sagenhaftes Wachstum mit Rekordgewinnen verweisen kann", betonte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.

Sogenannte Meme-Aktien werden über Social-Media-Kanäle wie Reddit oder Tiktok künstlich in die Höhe getrieben und danach in der Regel auch rasch wieder stark verkauft.

Der gesamte Börsenwert von Nvidia beträgt jetzt rund zwei Billionen Dollar, was dem Bruttoinlandsprodukt Kanadas entspricht. Damit hat der Chiphersteller den Handelsriesen Amazon und die Google-Mutter Alphabet überholt und ist nun nach der Nummer eins Microsoft und der Nummer zwei Apple der drittgrößte börsennotierte US-Konzern.

Der Zuwachs an Börsenwert allein an diesem Donnerstag belief sich auf rekordhohe 277 Milliarden Dollar, was mehr ist als die gesamte Marktkapitalisierung des europäischen Software-Schwergewichts SAP.

"Nvidia definiert derzeit den Begriff 'Wachstum' neu", begeisterte sich DZ-Bank-Analyst Ingo Wermann. Dabei profitiere der Konzern derart von seiner führenden Stellung bei KI-Chips, dass die US-Restriktionen für den Export nach China durch die branchenübergreifend hohe Nachfrage aus anderen Ländern bei Weitem überkompensiert werde.

Analyst Derren Nathan vom Investmenthaus Hargreaves Lansdown lobte: "Nvidia zementiert seinen guten Ruf, sich außergewöhnliche Wachstumsziele zu setzen und diese dann zu übertreffen." Dabei verwies er darauf, dass sich die Umsätze im vierten Geschäftsquartal (bis Ende Januar 2024) im Vergleich zum Jahr zuvor mehr als verdreifacht und sich der Gewinn je Aktie nahezu versechsfacht hat. Der Boom in Sachen KI treibe den Hype an. "Die Betreiber von Datenzentren rennen dem Unternehmen mit ihrer Nachfrage nach der 'Hopper' genannten Computing-Plattform geradezu die Bude ein." Nvidia zu entthronen, so Nathan, werde angesichts der "unglaublichen Komplexität" der Produkte zu einem schwierigen Unterfangen.

Beeindruckt zeigten sich Analysten auch davon, dass die KI-Nachfrage über verschiedene Kundengruppen hinweg stark stieg. Bei Nvidia überzeuge ihn vor allem das Wachstum im Bereich Datenzentren sowie die KI-Kundenvielfalt und die robuste Cash-Erwirtschaftung, schrieb Analyst Vivek Arya von Bank of America.

Er warnt aber auch vor Risiken wie eine mögliche Abschwächung der Bruttomarge, wachsender Wettbewerb und China-Restriktionen. So ergriff die US-Regierung gegen Lieferungen von KI-Technologie in das Land diverse Maßnahmen, da sie befürchtet, dass diese Technik für militärische Zwecke eingesetzt werden könnte. Nvidia ist es daher untersagt, seine modernsten Chip-Systeme, mit denen KI angelernt wird, nach China zu verkaufen. Auch für eine abgespeckte Version der Geräte erhielt der US-Konzern bisher keine Ausfuhr-Lizenz./ck/he