Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger haben am Mittwoch nur zaghaft bei Aktien zugegriffen. Denn die erwarteten Zahlen des US-Börsenlieblings Nvidia könnten die Weichen für neue Rekorde oder ein abruptes Ende der Rally der vergangenen Wochen stellen.

Dax und EuroStoxx50 standen am Vormittag je 0,3 Prozent höher bei 17.117 und 4774 Punkten. Auch einige enttäuschende Firmenbilanzen sorgten für Zurückhaltung. "Wir haben in einigen Sektoren eine leichte Schwäche in bezug auf die Gewinne gesehen, was nicht überraschend ist", sagte Daniela Hathorn, Marktanalystin bei Capital.com. Denn die Firmen müssten inflationsbedingt höhere Löhne zahlen und kämpften mit steigenden Finanzierungskosten.

Im Bankensektor sorgte eine Milliardenabschreibung in China von HSBC für lange Gesichter. Die Aktien sackten in London um acht Prozent ab. Anleger kehrten Glencore nach einer Gewinnhalbierung in 2023 den Rücken. Die Aktien des Bergbaukonzerns verloren bis zu 4,5 Prozent.

Die am Abend erwarteten Protokolle der Sitzung der US-Notenbank Fed könnten ebenso für Kursschwankungen sorgen. "Die Anleger sollten hier tatsächlich jede Formulierung auf die Goldwaage legen, um die exakte Stimmung innerhalb der FED herauszufiltern und so neue Hinweise auf den möglichen Zeitpunkt der ersten Zinssenkung zu erhalten", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

NVIDIA ENTSCHEIDET ÜBER WOHL UND WEHE AN DEN BÖRSEN

Wie es an den Weltbörsen weitergeht dürften aber vor allem Nvidia bestimmen. "Dass irgendwann einmal Zahlen und Ausblick eines einzelnen Unternehmens die weltweiten Börsen so in ihren Bann ziehen und im Vorfeld beinahe lähmen könnten, hätte vor ein paar Jahren auch noch keiner gedacht", sagte Marktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Denn der nach der Schlussglocke an der Wall Street erwartete Quartalsbericht des Spezialisten im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) dürfte zeigen, wie nachhaltig der Hype um die neue Technologie ist. Nach dem Kursplus von mehr als 40 Prozent seit Jahresbeginn hat die Aktie eine enorme Fallhöhe. "Aber auch für den Gesamtmarkt sind starke Turbulenzen vorprogrammiert, sollte Nvidia nur etwas Wasser in den Wein ihrer erfolgsverwöhnten Aktionäre kippen." Denn dann droht Strategen zufolge der Startschuss für eine Korrektur an den Aktienmärkten. Vorbörslich lagen Nvidia rund 1,6 Prozent im Minus. Angesichts der unsicheren Aussichten griffen Anleger erneut bei Gold zu. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 2031,99 Dollar je Feinunze auf den höchsten Stand seit knapp zwei Wochen.

Bei den deutschen Aktien legten Fresenius rund zwei Prozent zu. Anlegern reichten die Wachstumsziele des Gesundheitskonzerns für 2024 zwar nicht ganz aus, sagte ein Händler. Im vierten Quartal übertraf das Unternehmen allerdings die Analystenerwartungen. Aktien des Duft- und Aromenherstellers Symrise gerieten indes nach schlechten Zahlen eines US-Konkurrenten unter Druck und verloren 1,7 Prozent. Auch Givaudan gaben an der Schweizer Börse rund 0,8 Prozent nach. Händler verwiesen auf die am Dienstagabend vorgelegte schwache Prognose und die Dividendenkürzung des Chemieunternehmens International Flavors & Fragances (IFF).

Ein Kursrutsch beim US-Konzern SolarEdge zog die Aktien von SMA Solar mit nach unten. Die Papiere des nordhessischen Solartechnik-Anbieters fielen um bis zu 8,4 Prozent. Aktien von SolarEdge büßten im nachbörslichen US-Geschäft rund zwölf Prozent ein, nachdem die Firma für das erste Quartal einen trüben Ausblick abgab.

(Bericht von Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)