BASEL (dpa-AFX) - Der Verkauf seines Roche-Anteils zurück an den Wettbewerber hat dem Schweizer Pharmakonzern Novartis im vergangenen Jahr einen satten Gewinnsprung beschert. Aber auch im Tagesgeschäft lief es beim Konzern dank guter Geschäfte in der Pharmasparte 2021 besser. Den Anlegern winkt eine Dividendenerhöhung, wie Novartis am Mittwoch in Basel mitteilte. Im neu angelaufenen Geschäftsjahr will der Konzern sein Wachstumstempo zwar noch leicht erhöhen, doch vor allem der schwache Ausblick für die Generika-Tochter Sandoz verstimmte die Anleger an der Börse. Dort rutschte die Novartis-Aktie ab.

Am Mittwoch verlor die Aktie zuletzt rund zwei Prozent und notierte am Ende des Schweizer Leitindex SMI. Laut Jefferies-Analyst Peter Welford entsprachen Umsatz und bereinigtes Betriebsergebnis des Konzerns den Konsensschätzungen weitgehend. Allerdings lasse der Ausblick auf 2022 hauptsächlich wegen Sandoz erwarten, dass die Gewinnprognosen am Markt nun sinken dürften. Einige Experten bemängelten zudem, dass wichtige Hoffnungsträger schwächer als erwartet abgeschnitten hätten.

Für das neue Jahr peilt der Konzern bei Umsatz und bereinigtem Betriebsergebnis auf Basis konstanter Wechselkurse einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Treiber soll - wie im Vorjahr - die Pharmasparte sein, während für Sandoz bei einem stagnierenden Umsatz sogar mit einem Ergebnisrückgang gerechnet wird.

Zur laufenden strategische Überprüfung von Sandoz gab es unterdessen nicht viel Neues, diese schreite voran, hieß es vom Konzern lediglich. Novartis überprüfe weiterhin alle Optionen von der Beibehaltung des Geschäfts bis hin zur Trennung. Allerdings geht das Management inzwischen davon aus, "spätestens" Ende 2022 darüber informieren zu können.

Damit könnte Bewegung in die Sache kommen, denn in jüngster Vergangenheit soll es bereits einige Interessenten für die Sparte gegeben haben. Zuletzt hatten offenbar auch die Finanzinvestoren Blackstone und Carlyle ein Auge auf Sandoz geworfen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise berichtet hatte. Beide Investoren seien in Gesprächen für ein gemeinsames Angebot für die Sparte, das sich auf 25 Milliarden Dollar belaufen könnte.

Sandoz ist schon seit Jahren das Sorgenkind der Schweizer, der Generika-Hersteller kämpft insbesondere in den USA mit hartem Wettbewerb. Novartis-Chef Vasant Narasimhan hatte vor rund drei Monaten die Konsequenzen gezogen und das Geschäft auf den Prüfstand gestellt.

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2018 krempelt der Amerikaner den Schweizer Konzern schon um. Im Frühjahr 2019 brachte Narasimhan etwa die frühere Augensparte Alcon an die Börse. Die Pharmasparte fokussiert sich zudem zunehmend auf lukrative Arzneien etwa im Krebsgeschäft und innovative Ansätze wie Gentherapien. Dafür kündigte Novartis jüngst die Übernahme des Genspezialisten Gyroscope für bis zu 1,5 Milliarden Dollar an.

Im vergangenen Jahr hatte Novartis vom guten Lauf seiner Pharmasparte profitiert. Hier trieben vor allem Kassenschlager wie das Herzmittel Entresto, das Schuppenflechtemittel Cosentyx und die Gentherapie Zolgensma das Wachstum an. Der Umsatz bei Sandoz war hingegen leicht rückläufig. Somit stieg konzernweit der Erlös im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf rund 51,6 Milliarden Dollar (etwa 45,7 Mrd Euro), währungsbereinigt betrug das Plus vier Prozent. Im Schlussquartal fiel der Zuwachs zwar nominal etwas geringer aus, hier bremsten allerdings Wechselkurseffekte. Konzernweit erhöhte sich das bereinigte operative Ergebnis 2021 um acht Prozent (wechselkursbereinigt: plus sechs Prozent) auf 16,6 Milliarden Dollar.

Unter dem Strich stieg der Gewinn dank des Verkaufs des Roche-Anteils auf rund 24 Milliarden US-Dollar (21,2 Mrd Euro), das war das Dreifache des Vorjahreswertes. Die Dividende soll um 3,3 Prozent auf 3,10 Franken je Aktie erhöht werden.

Anfang November hatte Novartis überraschend das Ende seines mehr als 20-jährigen Engagements beim heimischen Wettbewerber bekannt gegeben. Der Roche-Konzern selbst hatte die Beteiligung von etwa 33-Prozent- für rund 20,7 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Aus den Einnahmen will Novartis - wie bereits im Dezember angekündigt - auch einen Aktienrückkauf von bis zu 15 Milliarden Dollar finanzieren. Im vergangenen Jahr kaufte der Konzern eigene Aktien im Wert von 2,8 Milliarden Dollar zurück, ein sehr kleiner Teil entfiel bereits auf das neue Rückkaufrogramm./tav/jcf/mis