Basel (awp) - Der Pharmakonzern Novartis und seine frühere Tochter Alcon zahlen in den USA eine hohe Busse wegen Korruptionsvorwürfen in Griechenland und in Vietnam. Die an die US-Behörden im Rahmen eines Vergleichs zu bezahlende Gesamtsumme beträgt über 345 Mio US-Dollar. Ein Grossteil davon geht auf Kosten von Novartis.

Konkret müssen Novartis und Alcon eine Busse von 233,9 Millionen US-Dollar an das US-Justizdepartement (DoJ) im Zusammenhang mit Verstössen gegen den sogenannten Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) berappen, wie das DoJ am Donnerstabend mitteilte. Eine weitere Zahlung von 112,8 Millionen US-Dollar geht an die US-Börsenaufsicht SEC.

Mit dem DoJ habe Novartis mit Blick auf die Strafuntersuchung zu den Bestechungsvorwürfen eine aussergerichtliche Einigung im Sinne eines Deferred Prosecution Agreements abschliessen können, teilte Novartis am Donnerstagabend mit. Diese Einigung enthalte keine Anschuldigungen zu Bestechungsvorwürfen griechischer Politiker, stellt der Konzern klar. Alle zum FCPA ausstehenden Untersuchungen seien nun abgeschlossen.

Allein für die Verstösse in Griechenland muss Novartis Greece im Rahmen der DoJ-Vereinbarung 225 Millionen Dollar bezahlen. Die restlichen 8,9 Millionen gehen auf das Konto von Alcon.

Vorwürfe reichen weit zurück

Der Fall in Griechenland reicht schon einige Jahre zurück. Dem Basler Pharmakonzern wurde vorgeworfen, in den Jahren 2012 bis 2015 Mitarbeiter staatlicher und staatlich kontrollierter Krankenhäuser und Kliniken in Griechenland bestochen zu haben. Konkret ging es um den Vertrieb des Augenheilmittels Lucentis. Noch weiter zurück reichen Vorwürfe rund um eine epidemiologische Studie aus dem Jahr 2009 zurück.

Die Tochtergesellschaften von Novartis hätten von Bestechungsgeldern profitiert, die Mediziner, Krankenhäuser und Kliniken dazu veranlasst hätten, Pharmazeutika der Marke Novartis zu verschreiben und chirurgische Produkte von Alcon zu verwenden, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Brian A. Benczkowski gemäss der Mitteilung.

Alcon habe derweil eine separate DPA-Vereinbarung mit dem DoJ abgeschlossen, schreibt Novartis weiter. Darin gehe es um Bestechungsgelder, welche in den Jahren 2011 bis 2014 an Gesundheitspersonal in Vietnam bezahlt worden sei. Diese Gelder seien vom vietnamesischen Vertriebspartner im Rahmen eines Beratungsprogramms zu bezahlt worden.

SEC bemängelt interne Kontrollen

Mit der SEC habe Novartis derweil eine Vereinbarung zu Verfehlungen betreffend interner Kontrollen und Aufzeichnungen von Vorgängen in Griechenland und Vietnam abgeschlossen. Jene in Griechenland stehen eng im Zusammenhang mit den Bestechungsvorwürfen. Dabei seien Bücher und Aufzeichnungen gefälscht worden, um diese Bestechungsgelder zu verbergen. Dafür muss Novartis 112 Millionen Dollar bezahlen.

Für ähnliche Verfehlungen muss Novartis in Südkorea geradestehen. Dazu befinde man sich mit den lokalen Behörden auf dem Weg zu einer Lösung der Probleme in der letzten Phase, heisst es. Und schliesslich hatte sich die SEC auch noch fehlerhaften internen Kontrollen im Zusammenhang mit der Platzierung chirurgischer Geräten durch Alcon China befasst.

Die für rechtliche Auseinandersetzungen bei Novartis verantwortliche Shannon Thyme Klinger zeigt sich in der Mitteilung erfreut darüber, dass die Untersuchungen abgeschlossen werden konnten. Die Group General Counsel spricht gar von einem Meilenstein im Bestreben, Altlasten abzubauen. Zudem seien Massnahmen umgesetzt worden, die sicherstellen sollen, dass der Konzern mit hohen ethischem Bewusstsein arbeite.

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