Basel (awp) - Der Pharmakonzern Novartis stärkt mit der Übernahme des britischen Unternehmens Gyroscope Therapeutics seine Position im Bereich der Optogenetik, also der Gentechnologie im Bereich Augenheilkunde. Für die Übernahme wird der Basler Konzern bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen. Es ist die dritte Übernahme in diesem Bereich innerhalb der letzten Monate.

Konkret wird Novartis eine Vorauszahlung von 800 Millionen US-Dollar an die Briten leisten. Darüber hinaus könnten noch weitere Meilensteinzahlungen von bis zu 700 Millionen fliessen, wie der Pharmakonzern am Mittwoch mitteilte.

Gyroscope ist auf die Behandlung von geografischer Atrophie (GA), einer Erkrankung der lichtempfindlichen Netzhaut im Auge, spezialisiert. Laut Novartis ist die GA eine fortgeschrittene Form der trockenen altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Eine zugelassene Behandlung für GA gebe es derzeit nicht.

Der Produktkandidat GT005 der Briten ist als einmalige Gentherapie konzipiert, die unter die Netzhaut verabreicht wird. GT005 zielt den Angaben zufolge darauf ab, einen Teil des Immunsystems wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Derzeit werden Sicherheit und Wirksamkeit von GT005 für die Behandlung von GA als Folge von AMD in einer klinischen Studie der Phase I/II und zwei klinischen Studien der Phase II untersucht.

Dritter Zukauf

Gyroscope ist mittlerweile das dritte Unternehmen, das Novartis im Bereich der Optogenetik in diesem Jahr übernommen hat. Zuerst kaufte der Konzern Arctos Medical, ein Spin-Off der Universität Bern, dessen Technologie ebenfalls die Behandlung von AMD bezweckt. Vor gut zwei Monaten folgte dann noch der Zukauf der amerikanischen Vedere Bio, die zwei in der Entwicklung befindliche Programme zur Behandlung von AMD führt.

Gemäss Cynthia Grosskreutz vom Novartis-Research Institut NIBR verfügt der Konzern branchenweit über eines der umfangreichsten Research-Portfolios in der Augenheilkunde. Gerade dieser Bereich sei besonders geeignet für den Einsatz von Gentherapien, sagte sie unlängst im Gespräch mit AWP. Einerseits sehe man das Organ, das behandelt werde, direkt vor sich, zudem seien das Auge und der Sehprozess mittlerweile sehr gut erforscht, so dass man sehr genau wisse, wie und wo man mit einer Gentherapie ansetzen könne.

An der Börse löst der Zukauf allerdings kaum Euphorie aus. Die Aktien fallen in einem mehr oder weniger unveränderten Markt leicht zurück. Der Zukauf passt in die Strategie des Unternehmens, vor allem ergänzende Zukäufe zu tätigen. Genügend Mittel hat der Konzern seit dem Verkauf seiner Roche-Inhaberaktien allemal.

hr/uh