HAMBURG (dpa-AFX) - Der Windkraftanlagenbauer Nordex hat seine Jahresprognose trotz Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis bestätigt. Neben geringerer Installationen außerhalb Europas und Lateinamerikas machte das Unternehmen die indirekten Auswirkungen der Pandemie und des Ukrainekrieges durch die Verwerfungen an den Energie-, Rohstoff- und Logistikmärkten für die Entwicklung verantwortlich. Firmenchef Jose Blanco äußerte sich in der Mitteilung jedoch zuversichtlich: Man werde mittelfristig von den guten Wachstumsaussichten der Windkraftindustrie profitieren. "Wir sehen weiterhin eine starke Auftragslage und verfügen über ein wettbewerbsfähiges Produktportfolio", betonte der Manager am Sonntag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Hamburg. Die Aktie startete mit leichten Verlusten in die Woche.

Von Januar bis Juni ging Nordex’ Umsatz infolge niedrigerer Installationen um gut ein Fünftel auf 2,1 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rutschte deutlich ins Minus. Hier verzeichnete Nordex einen Verlust von 173,3 Millionen Euro, nach plus 68,4 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit ergibt sich eine operative Marge von minus 8,1 Prozent. Hier soll laut dem Management zum Jahresende ein Wert zwischen minus 4 und null Prozent stehen. Bereinigt um Neuausrichtungskosten fiel der Verlust etwas geringer aus.

Analysten sehen mittlerweile Licht am Horizont sehen. Nach den Berechnungen der Experten der Investmentbank Stifel müsste die operative Marge im zweiten Halbjahr mit 1,9 Prozent positiv ausfallen, um die Jahresprognose zu erreichen. Dies entspreche aber auch den Erwartungen der Analysten und der Wettbewerber. Und auch laut Jefferies-Experte Constantin Hesse haben die Margen die Talsohle durchschritten. Er erwartet nun eine Verbesserung des operativen Ergebnisses durch höhere Verkaufspreise, die laut ihm ab dem dritten Quartal wirksam werden. Momentan lägen die Preissteigerungen aber noch unter denen der Wettbewerber.

Hesse bezeichnete Nordex' Auftragseingänge als "solide" und notierte, dass die Installationen im zweiten Quartal auch von Projektverzögerungen beeinträchtigt waren. Unterm Strich belief sich der Verlust von Nordex im ersten Halbjahr auf über 283 Millionen Euro und war damit fast viereinhalbmal so hoch wie ein Jahr zuvor.

Die Nordex-Aktie rutschte am Montag rund drei Prozent ins Minus auf 10,26 Euro. Nach der Aufwärtstendenz der vergangenen Wochen testen die Papiere nun die Unterstützung um die 10 Euro. Anfang Juli hatte die Aktie ihren bisherigen Jahres-Tiefststand bei 6,975 Euro erreicht, sich seitdem aber um rund 50 Prozent berappelt. Seit Jahresbeginn müssen die Anleger aber immer noch einen Abschlag von rund einem Viertel verkraften.

Nordex hatte die Vorlage seiner Quartalsergebnisse wegen eines Cyber-Sicherheitsvorfalls verschoben und war wegen der verspäteten Bekanntgabe aus dem Nebenwerte-Index SDax geflogen. Einziger Großaktionär ist der spanische Mischkonzern Acciona, der fast ein Fünftel an Nordex hält.

Die Hamburger waren bereits mit hohen Verlusten in das neue Jahr gestartet. Auch andere Windanlagenbauer wie Vestas und Siemens Gamesa sehen sich wegen der steigenden Kosten sowie Störungen der Lieferketten einem scharfen Gegenwind ausgesetzt. Nordex hatte zuletzt mit Unterstützung seines Großaktionärs zwei Kapitalerhöhungen durchgeführt und dabei insgesamt brutto 351 Millionen Euro eingesammelt./lew/he/mne/mis