FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es zum Start in die Woche nach oben. Der Ausgang der Bundestagswahlen wird an der Börse positiv aufgenommen. Der DAX steigt um 0,6 Prozent auf 15.625 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 0,4 Prozent auf 4.176 Punkte. Wie erwartet lieferten sich SPD und CDU/CSU ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das die SPD mit einem knappen Vorsprung für sich entscheiden konnte. Mögliche Regierungskoalitionen sind vor allem die Ampel, Jamaika sowie eine Neuauflage der Großen Koalition. Grüne und FDP dürften dabei die Rolle des Königsmachers einnehmen.

Mit Erleichterung wird zudem aufgenommen, dass ein rot-rot-grünes Bündnis unmöglich ist. Bei einer solchen Konstellation wären höhere Steuern sowie eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte zu erwarten gewesen. Dieses "Schreckgespenst" sei nun nicht mehr möglich, heißt es.


   Erleichterung über Rot-Rot-Grün-Vermeidung 

Analysten stellen sich allerdings auf schwierige und lange Koalitionsverhandlungen ein. Von Ethenea heisst es dazu: "Vieles spricht derzeit für eine Jamaika-Koalition. Zum einen sind die Schnittmengen zwischen Grünen und Union größer als zwischen FDP und SPD, zum anderen fehlt der SPD nach dem Aus von Rot-Rot-Grün der Verhandlungsvorteil und der FDP die Drohkulisse eines Linksbündnisses und damit die Rechtfertigung für eine Ampel-Koalition." Deutschland stehe an einem Scheidepunkt und die künftige Regierung werde die Zukunft des Landes entscheidend prägen, da sich alle Parteien die Digitalisierung und die Klimawende auf die Fahne geschrieben hätten.

Nach Einschätzung der Analysten von Blackrock werde eine künftige Dreierkoalition längerfristig Auswirkungen auf den Markt haben. Es könnte Veränderungen in der deutschen Fiskalpolitik geben, die Blicke richteten sich ebenso auf die Klima- und die Europa- sowie die Außenpolitik der neuen Bundesregierung. Nach Einschätzung der DWS dürfte die Aussicht auf Kontinuität mit gradueller Veränderung von den Märkten goutiert werden, auch wenn internationale Themen das Marktgeschehen schnell wieder dominieren dürften.


   Jamaika oder Ampel aus Anlegersicht ähnlich 

Ob es nach der Bundestagswahl zu einer Jamaika- oder zu einer Ampel-Koalition kommen wird, ändert nach Ansicht von Fondsmanager Christian von Engelbrechten von Fidelity nichts Wesentliches an den Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen. Trends wie eine expansivere Fiskalpolitik und verstärkte Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung dürften sich in jedem Fall fortsetzen. Eine Ampelkoalition könnte etwas mehr auf Stimulierung durch Ausgaben setzen, während mit Jamaika möglicherweise ein stärkerer Fokus auf die Ausgabendisziplin und geringere Staatsschulden verbunden wäre. Fidelity-Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld sieht mit dem Bundestagswahlergebnis die Aussicht auf einen drastischen Politikwandel abgewendet. Die Grünen dürften mit großer Gewissheit der nächsten Bundesregierung angehören. Die Wähler hätten sich klar für Klimapolitik und Umweltschutz ausgesprochen.


   "Grüne Aktien" legen zu 

Die Nachrichtenlage ist ansonsten vergleichsweise dünn. Als Gewinner zeigen sich die Aktien mit grünem Hintergrund wie die Hersteller von Windkraftanlagen. Nordex steigen um 0,1 Prozent und Siemens Gamesa legen um 0,4 Prozent zu.

Vonovia führen mit Aufschlägen von 4,0 Prozent die Gewinnerliste im DAX an. Im Handel heißt es, die Aktie profitiere von angeblichen Aussagen des Unternehmens, dass dieses keine Kapitalerhöhung wegen des Erwerbs von Deutsche Wohnen mehr anstrebe, da eine Mehrheit von mehr als 50 Prozent erreicht worden sei.

Das "Ja" im Berliner Volksentscheid für eine Vergesellschaftung großer Immobilien-Konzerne in der Hauptstadt belastet dagegen nicht. Zum einen habe der Volksentscheid keine rechtliche Bindung und zum zweiten fehle schlicht das Geld in der Kasse, um die Konzerne auszuzahlen, heißt es im Handel.

Auto1 steigen um 4,2 Prozent dank einer Hochstufung auf "Übergewichten" durch JP Morgan. K+S klettern um 3,8 Prozent, sie wurden von der Bank of America auf "Neutral" nach zuvor "Underperform" hochgestuft.

Zooplus legen um 4,4 Prozent zu auf 486 Euro dank eines neuen Gebotes durch EQT. Dieses liegt mit 470 Euro über dem Gebot von Hellmann & Friedman (H&F) von 460 Euro. H&F hatte zuvor das Gebot kräftig von 390 auf 460 Euro aufgestockt. Im Handel wird daher ein neues Gebot von H&F nicht ausgeschlossen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.175,83      +0,4%         17,32         +17,5% 
Stoxx-50                3.556,91      +0,2%          6,56         +14,4% 
DAX                    15.625,25      +0,6%         93,50         +13,9% 
MDAX                   35.446,72      +0,5%        164,18         +15,1% 
TecDAX                  3.870,71      -0,8%        -30,84         +20,5% 
SDAX                   16.910,53      +0,4%         74,07         +14,5% 
FTSE                    7.065,12      +0,2%         13,64          +9,1% 
CAC                     6.667,65      +0,4%         29,19         +20,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,21                    +0,02          +0,37 
US-Zehnjahresrendite        1,49                    +0,03          +0,57 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1704      -0,1%        1,1717         1,1711   -4,2% 
EUR/JPY                   129,85      +0,1%        129,69         129,65   +3,0% 
EUR/CHF                   1,0841      +0,0%        1,0863         1,0836   +0,3% 
EUR/GBP                   0,8543      -0,4%        0,8567         0,8568   -4,3% 
USD/JPY                   110,95      +0,2%        110,68         110,70   +7,4% 
GBP/USD                   1,3699      +0,3%        1,3677         1,3669   +0,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,4646      +0,0%        6,4621         6,4656   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.915,51      +2,2%     42.962,01      42.192,76  +51,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  74,85      73,98         +1,2%           0,87  +56,4% 
Brent/ICE                  79,20      78,09         +1,4%           1,11  +55,6% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.749,19   1.750,50         -0,1%          -1,32   -7,8% 
Silber (Spot)              22,57      22,44         +0,5%          +0,12  -14,5% 
Platin (Spot)             989,70     980,88         +0,9%          +8,83   -7,5% 
Kupfer-Future               4,28       4,29         -0,1%          -0,00  +21,4% 
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September 27, 2021 07:02 ET (11:02 GMT)