Der neue Konzernchef Makoto Uchida rechnet für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2019/20 nur noch mit einem Betriebsgewinn von 85 Milliarden Yen (umgerechnet rund 712 Millionen Euro), wie die Japaner am Donnerstag mitteilten. Bislang war er von 150 Milliarden Yen ausgegangen. Nissan steckt nach der Entlassung von Konzernchef Carlos Ghosn wegen Veruntreuungsvorwürfen vor gut einem Jahr in einer tiefen Krise und versucht, mit einem massiven Personalabbau und der Schließung von Produktionsstandorten sein Überleben zu sichern.

Die gekappte Gewinnprognose lastete auch auf den Aktien von Nissans französischem Partner Renault. Dessen Papiere gaben um 3,6 Prozent nach und waren damit Schlusslicht im Leitindex FCHI an der Pariser Börse.

Für den Zeitraum Oktober bis Dezember wies Nissan einen Nettoverlust von 26,1 Milliarden Yen aus, der Erste seit Anfang 2010. Dadurch steigt der Druck auf das Management, die Sanierung zu verschärfen: "Wir machen Fortschritte, aber das Verkaufsvolumen war schwach, so dass wir mehr Umstrukturierungen vornehmen müssen als ursprünglich geplant", kündigte der Uchida an. Er ist schon der dritte Vorstandschef seit September.

DÜSTERE AUSSICHTEN

Nissan versucht seit Monaten, eine Wende herbeizuführen. Das Image der Marke hat allerdings unter den noch unter Ghosn jahrelang gewährten Rabatten auf dem für Nissan wichtigen Markt in den USA stark gelitten. Diesen Trend versucht Uchida umzukehren, kommt dabei aber langsamer voran als gedacht. Im Zeitraum Oktober bis Dezember schrumpfte der Absatz weltweit um elf Prozent. In Nordamerika, wo Modelle wie der kompakte SUV Rogue und die Limousine Sentra weniger gefragt waren, sanken die Verkäufe um 18 Prozent. Deutlich kleiner war das Minus mit 0,6 Prozent in China. Für das gesamte Jahr kündigte Nissan einen Absatz von rund fünf Millionen Fahrzeugen an, das wäre der niedrigste Stand seit 2013.

Insider hatten die Situation jüngst bereits als "düster" beschrieben. Nissan werde daher mindestens 4.300 Stellen streichen und zwei Standorte schließen. Dadurch sollen bis 2023 mindestens 480 Milliarden Yen eingespart werden. Nissan gehört der Allianz mit Renault und Mitsubishi an, bei der Ghosn alle Fäden in der Hand gehalten hatte. Seit seinem Rausschmiss bröckelt der Dreier-Bund. Der einst gefeierte Manager war im Herbst 2018 von japanischen Behörden festgesetzt und angeklagt worden. Er steht in Japan wegen Untreue und finanziellen Fehlverhaltens unter Anklage. Ghosn bestreitet die Vorwürfe. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte sich der 65-Jährige unter spektakulären Umständen in den Libanon abgesetzt.