Per Gerichtsbeschluss vom Donnerstag, den die Staatsanwaltschaft vergeblich anfocht, musste der wegen Finanzverstößen angeklagte Manager 500 Millionen Yen (4,45 Millionen Euro) hinterlegen. Wenige Stunden später verließ er die Haftanstalt. Der einst hoch angesehene Automanager muss außerdem strikte Auflagen befolgen. Das Bezirksgericht von Tokio erklärte, Ghosns Bewegungsprofil und seine Kommunikation würden eingehend überwacht, um eine Flucht aus Japan oder das Verschleiern von Beweisen zu verhindern. Sein Verteidiger erklärte, Ghosn dürfe seine Ehefrau Carole nur nach behördlicher Erlaubnis kontaktieren oder treffen.

Ghosn steht in Japan unter Anklage wegen Untreue und finanziellen Fehlverhaltens beim japanischen Renault-Partner Nissan. Im April war er wegen neuer Vorwürfe ein zweites Mal festgenommen worden, kurz bevor er in einer Pressekonferenz seine Sicht der Dinge darlegen wollte. Zuvor hatte er mehr als 100 Tage in Japan in Untersuchungshaft gesessen und war gegen die Zahlung von einer Milliarde Yen freigekommen. Mittlerweile gibt es vier verschiedene Anklagen gegen den früheren Top-Manager der französisch-japanischen Auto-Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi. Ihm wird vorgeworfen, sein Einkommen als zu niedrig angegeben, Nissan um fünf Millionen Euro geschädigt und sich persönlich bereichert zu haben.

Ghosn hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Per Video erklärte er Anfang April, das Opfer einer Verschwörung bei Nissan zu sein. Die Führung des japanischen Autobauers habe mit den Vorwürfen aus Furcht vor einer vollständigen Verschmelzung die von Ghosn angestrebte engere Zusammenarbeit hintertrieben.