BEIRUT (dpa-AFX) - Nach einer fünftägigen Befragung durch ein Team aus französischen Untersuchungsrichtern hat sich der einstige Autoboss Carlos Ghosn zufrieden gezeigt. Ghosn sei "glücklich", weil er die Chance gehabt habe, seine Position vor Vertretern einer Justizbehörde darzulegen, sagte einer seiner Anwälte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dort war der Ex-Topmanager seit Montag wegen des Verdachts auf finanzielles Fehlverhalten befragt worden.

Ghosn ist Architekt des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi. Er war im November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution entlassen. Ende Dezember 2019 floh er unter dubiosen Umständen in einem Privatjet in Richtung Beirut. Er soll in einer Kiste versteckt gewesen sein.

Ghosn hatte die Vorwürfe mehrmals zurückgewiesen. Japan bemüht sich bislang vergeblich um seine Auslieferung. Tokio hat mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen. Der frühere Manager besitzt neben einem französischen auch einen libanesischen und einen brasilianischen Pass.

Bei der Befragung in Beirut seien auch ein libanesischer Staatsanwalt und Ghosns Verteidiger anwesend gewesen, hieß es aus lokalen Justizkreisen. Die Befragung sollte sich auch um private Partys drehen, die Ghosn im Schloss von Versailles organisiert haben soll./jku/DP/men