PEKING (dpa-AFX) - Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat sich bei seinem Besuch in China für fairen Welthandel und einen Ausbau der bilateralen Wirtschaftskooperation eingesetzt. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie Premier Li Keqiang empfingen Kurz und Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Sonntag in Peking. Aus Anlass des einwöchigen Staatsbesuches unterzeichneten Unternehmen beider Länder 30 Wirtschaftsvereinbarungen im Umfang von 1,5 Milliarden Euro. Die beiden Politiker sind mit der größten Delegation in der Geschichte ihres Landes nach China gereist, um die Kooperation mit der zweitgrößten Volkswirtschaft auszubauen.

Vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskonflikts zwischen den USA und China plädierte der Bundeskanzler für offene Märkte. "Unser Ziel ist ein gerechter Welthandel", sagte Kurz der Deutschen Presse-Agentur. Auf eine Frage nach Problemen wie mangelnder Marktzugang oder Technologiediebstahl, die amerikanische und auch deutsche Unternehmen in China beklagen, sagte der österreichische Regierungschef. "Die Probleme, die sie ansprechen, gibt es bei uns auch." Das sei auch Thema seiner Gespräche in Peking.

China ist für Österreich der größte Handelspartner in Asien und nach den USA der zweitwichtigste Markt in Übersee. Während die Importe aus dem Reich der Mitte 2017 8,5 Milliarden Euro erreichten, exportierte Österreich mit nur 3,7 Milliarden Euro weniger als halb soviel nach China. Immerhin wuchsen die Ausfuhren um 11,6 Prozent so kräftig wie seit drei Jahren nicht mehr, während die Importe aus China um 6,6 Prozent zulegten. Rund 900 Firmen aus Österreich sind in China tätig.

Trotz aller Klagen über Probleme in China erwarten 90 Prozent der Unternehmen in den nächsten zwei Jahren eine positive Entwicklung ihrer Branche. Jedes zweite plant neue Investitionen in China, ergab eine Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Auf der "Wirtschaftsmission der Superlative", wie die Reise der 250-köpfigen Delegation genannt wird, nehmen Kurz und Van der Bellen am Dienstag auch am Wirtschaftsforum in Bo'ao teil. Das Treffen auf der südchinesischen Insel Hainan ist Chinas Gegenstück zum Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos.

Auf dem Forum hält Präsident Xi Jinping am Dienstag eine große Rede, wobei er sich zum Handelskonflikt mit den USA äußern dürfte. Der Streit war vergangene Woche über US-Vorwürfe des Diebstahls von Technologie offen ausgebrochen und hat Sorgen über Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft ausgelöst. Nachdem die USA 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatten, konterte China mit Strafabgaben in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA. US-Präsident Donald Trump legte nach, indem er weitere Strafzölle auf Einfuhren von 100 Milliarden US-Dollar plant.

Zum Abschluss ihrer Reise besuchen Kurz und Van der Bellen am Mittwoch noch Chengdu, um das nach Shanghai zweite Generalkonsulat in der Volksrepublik zu eröffnen. In der südwestchinesischen Metropole rückt auch ein tierische Thema in den Mittelpunkt. Die Alpenrepublik will um ein Panda-Männchen für den Tiergarten Schönbrunn bitten. Im Wiener Zoo, bekannt für seine Panda-Zucht, war 2016 das Pandamännchen Long Hui an Krebs gestorben. Seitdem ist Pandamutter Yang Yang mit ihren im Tiergarten geborenen Zwillingen alleine.

Der Besuch der Österreicher in China dient auch der Vorbereitung auf ihre EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2018, bei der sie besonders die Beziehungen zu Asien in den Blick nehmen wollen./lw/DP/das