Ulm (Reuters) - Der italienische Lkw-Hersteller Iveco geht bei der Umstellung seines Angebots auf Elektrolaster durch seine Partnerschaft mit dem US-Start-Up Nikola einen großen Schritt nach vorne.

Bei Schwerlastern setze Iveco voll und ganz auf sein Partnerunternehmen, das ab Ende dieses Jahres die Fertigung im Ulmer Iveco-Werk aufnehmen wird, erklärte Gerrit Marx, designierter Chef der Iveco Group. Aus dem angestammten Portfolio werde der Kastenwagen Daily auf Batterie umgestellt. Bei mittelschweren Lastern experimentiere Iveco noch mit einer Kombination von Batterieelektrik und Brennstoffzelle, auch Busse sollen mit Wasserstoff fahren. "Wir elektrifizieren die gesamte Bandbreite. Wir sind nicht hintendran", betonte Marx im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch in Ulm zur Eröffnung der Nikola-Produktionsanlage auf dem Werksgelände von Iveco[L8N2QH1OI]. Anfang 2019 hätte man Iveco noch als Nachzügler in Sachen E-Mobilität betrachten können. "Aber jetzt nicht mehr."

Die in Europa in den kommenden Jahren gebauten Nikola-Lkw werden Marx zufolge den Italienern helfen, die CO2-Reduktionsziele in der Europäischen Union zu erfüllen. "Die CO2-Vorteile der emissionslosen Trucks werden zu 100 Prozent auf den Footprint von Iveco angerechnet."

Nikola-Chef Mark Russell gab unterdessen den Startschuss für die Serienproduktion des ersten batterieelektrischen Sattelschleppers, den Nikola Tre. Im kommenden Jahr sollen in Ulm rund 100 Exemplare produziert werden, wobei der Hamburger Hafen als erster Kunde die Abnahme von 25 Exemplaren zusagte. Die Politik hilft der Logistikbranche in Deutschland beim Umstellen vom Diesel auf klimaschonende Antriebe durch Subventionen auf die Beine, indem der Steuerzahler 80 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zu einem neuen Diesel bezahlt. In zwei Jahren will Nikola für die Langstrecke den Schwerlaster Nikola Two mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt bringen. Die Produktionskapazität im Werk Ulm könne im Endausbau 3000 Stück im Jahr erreichen. Das Hauptwerk Coolidge, das in einem Monat eröffnen werde, sei auf 35.000 ausgelegt. Das sei auch das Absatzziel, erklärte Russell. "Natürlich wären wir gerne ausverkauft." Ziel sei es, dass die Gesamtkosten der Laster - Kaufpreis, Antriebsstrom und Wartung - von Anfang an nicht höher seien als die eines Diesel-Lasters.

Der zum italienischen Konzern CNH Industrial gehörende Nutzfahrzeugbauer soll Anfang nächsten Jahres abgespalten werden und an die Mailänder Börse gehen. Dies solle so früh wie möglich 2022 geschehen, sei aber von regulatorischen Vorgaben abhängig, erklärte Marx. "Wir sind völlig im Zeitplan."