Der Ausbruch des Coronavirus in China macht den Sportartikelkonzernen Adidas und Puma einen Strich durch die Rechnung.

Adidas erwartet angesichts des lang darniederliegenden Einzelhandels einen Umsatzeinbruch in China um bis zu eine Milliarde Euro. Ob sich das bis zum Jahresende wieder aufholen lässt, ist fraglich. Der Lokalrivale Puma hat die Hoffnung bereits aufgegeben, dass sich die Lage rund um den Virus-Ausbruch schnell wieder normalisiert. Eine solche Verbesserung sei "trotz erster, ermutigender Signale aus China" nicht absehbar, zumal sich das Virus auf andere Länder in Asien und nach Europa ausbreite, setzte Puma ein dickes Fragezeichen hinter seine erst vor drei Wochen abgegebene Prognose.

Für beide Sportartikelhersteller gehört China zu den größten Absatzmärkten, zugleich lassen sie dort bis zu einem Fünftel ihrer Schuhe und Textilien produzieren. Adidas, die Nummer zwei auf dem Weltmarkt hinter Nike, warnte, der Umsatz in China werde in den ersten drei Monaten um 800 Millionen bis eine Milliarde Euro unter dem Vorjahr liegen. Beim operativen Gewinn fehlten damit 400 bis 500 Millionen Euro. China steht für rund 20 Prozent des weltweiten Umsatzes von Adidas, zugleich sind die Margen dort so hoch wie nirgendwo sonst. Ein Großteil der Läden in China war wegen der Epidemie wochenlang geschlossen, in die geöffneten kamen kaum Kunden. Adidas erklärte, seit Anfang März erhole sich das Geschäft wieder. Immerhin sei bei den meisten Lieferanten von Adidas und Puma in China die Produktion wieder angelaufen, wenn auch nicht mit voller Kapazität.

Puma sprach von "ersten Anzeichen einer Verbesserung" in China, nachdem die Umsätze zeitweise um 85 Prozent eingebrochen waren. Die meisten Läden seien wieder offen, am Wochenende seien wieder mehr Kunden gekommen. Doch berichten beide Konzerne, dass es auch in Ländern wie Südkorea und in Japan, die ebenfalls von der Epidemie betroffen sind und normalerweise von Touristen aus China profitieren, weniger Kundschaft gebe. "In ganz Europa verzeichnen wir eine niedrigere Kundenfrequenz", erklärte Puma. "Es ist unmöglich, eine Vorhersage zur Geschäftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten zu machen, und wir können den negativen Effekt auf Umsatz und Gewinne nicht quantifizieren."

Bisher hatte Puma für dieses Jahr einen währungsbereinigten Umsatzanstieg um zehn Prozent und ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) zwischen 500 und 520 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das wäre ein Plus von 14 bis 18 Prozent.

WAS WIRD AUS DER FUSSBALL-EM?

Die Prognose, die Adidas am Mittwoch gab, klammert die Folgen des Virus aus. Ohne die Epidemie rechnet Adidas mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum um sechs bis acht Prozent. 2019 hatte der Umsatz vor allem dank des florierenden Geschäfts im Internet um sechs Prozent auf 23,6 Milliarden Euro zugelegt. Zu Zugpferden sollen Nordamerika - die Heimat des größeren Rivalen Nike - und Russland werden, für Asien rechnet Adidas nur mit einstelligen Zuwachsraten. Der Nettogewinn aus dem laufenden Geschäft soll eigentlich um 10 bis 13 Prozent auf 2,10 bis 2,16 Milliarden Euro steigen. 2019 legte der Gewinn um elf Prozent auf 1,92 Milliarden Euro zu und lag damit etwas unter den Prognosen der Analysten. Adidas will eine Dividende von 3,85 Euro je Aktie zahlen, 50 Cent mehr als für 2018.

Ob und wann sich der Rückstand in China aufholen lasse und wie sich die Epidemie auf andere Länder auswirke, sei ungewiss, erklärte der Sportartikelriese. In China hatte Adidas im Februar alle Lieferungen an die Großhändler storniert, um Ladenhüter zu vermeiden. Liegengebliebene Schuhe, Hemden und Hosen sollen im Lauf des Jahres über den eigenen Vertrieb losgeschlagen werden. Für Unsicherheit sorgen auch die Verbote von großen Großveranstaltungen in vielen Ländern Europas, mit denen die Behörden die Ausbreitung des Virus verhindern wollen. Im Sommer stehen mit der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Tokio zwei sportliche Großereignisse an, die den Absatz von Adidas und Puma normalerweise ankurbeln.

Die gebeutelten Adidas-Aktien brachen am Mittwoch gegen den Trend um mehr als vier Prozent ein, seit Mitte Januar haben sie um mehr als ein Drittel nachgegeben. Puma verloren 3,3 Prozent. Bei den Papieren ging es binnen drei Wochen um 33 Prozent abwärts.