Netflix : Die Kostümbildnerinnen von „Emily in Paris“ setzen in der 2. Staffel auf markantere und leuchtendere Farben →

Von dem einzigartigen skulpturalen Blumenkleid bis hin zu dem unvergesslichen Topfhut hat die Mode der ersten Staffel von Emily in Paris beim Publikum einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. Also darf man wohl ohne Übertreibung sagen, dass der Druck ganz schön hoch war, als die Kameras für die 2. Staffel zu rollen begannen. Glücklicherweise sind sowohl die Kostümbildnerin Marylin Fitoussi als auch die Emmy-prämierte beratende Kostümbildnerin Patricia Field wieder an Bord, um Emily und Co. zu stylen. Vor dem mit Spannung erwarteten Staffelstart am 22. Dezember haben wir mit Fitoussi und Field darüber gesprochen, wie sich die Kostüme dieser Staffel unterscheiden, wie sich die Zusammenarbeit mit der Hauptdarstellerin und ausführenden Produzentin Lily Collins gestaltete und wie sie an die Entwicklung der wichtigsten Kostüme dieser Staffel herangegangen sind.

Wie haben Sie nach dem Erfolg der 1. Staffel daran gearbeitet, die Kostüme für die 2. Staffel unterschiedlich zu gestalten?

Marylin Fitoussi: Teil des Erfolgs der ersten Staffel war die Freiheit, die das Kostümbild den Leuten gab, Sachen nach Lust und Laune zu kombinieren. Es zeigte ihnen, dass sie Punkte mit Streifen tragen und verschiedene Farben mischen können, ohne sich irgendwie einschränken zu müssen. Mein Motto für diese Staffel und die letzte war immer: "Zu viel guter Geschmack ist langweilig." Mein Markenzeichen ist der Eklektizismus und die Vermischung aller Elemente. Wenn die Leute also fanden, dass die erste Staffel ein bisschen zu viel, ein bisschen schrill war, dann geht die 2. Staffel darüber noch hinaus. Und ich bin stolz darauf. Emily hat eine starke Persönlichkeit und ihre Kostüme in dieser Staffel spiegeln diese Stärke perfekt wider.

Patricia Field: Es war sehr wichtig, zu versuchen, nicht das zu wiederholen, was wir in der ersten Staffel gemacht hatten. Ich wollte unserem Publikum ein paar neue Ideen zeigen. In der letzten Staffel haben wir viel Schwarz-Weiß eingesetzt, also wollte ich davon Abstand nehmen. Auch wollten wir den Topfhut nicht schon wieder verwenden, weil wir unsere Zuschauer schließlich nicht langweilen wollen. Wir wollen nicht, dass sie sich denken: "Oh, das hab' ich schon Mal gesehen." Wir wollen ihnen etwas Neues und Aufregendes und Interessantes bieten. Mode ist im Fluss und Mode, so wie ich das sehe, das Wichtigste bei der Mode, wie auch bei anderen Kunstformen ist, dass sie ihre Zeit widerspiegelt. Egal, in welcher Zeit wir uns auch befinden, man sieht es unmittelbar an der Mode. Wir versuchen jedoch, in der Serie Modetrends aus dem Weg zu gehen. Ich sage die ganze Zeit, dass Trends jung sterben; Trends sehen sehr schnell sehr alt aus.

Können Sie davon erzählen, wie es ist, in dieser Staffel wieder mit Lily Collins zusammenzuarbeiten?

Fitoussi: Es ist wunderbar, sie hat Emilys Eigenheiten, ihr Vokabular, alles, was in Emilys ganz besonderen Look einfließt, völlig verinnerlicht. Lily ist so unglaublich professionell, dass sie nie Nein sagen würde. Es stimmt, dass es Outfits gibt, die sie überraschen. Wenn sie bestimmte Kombinationen sieht, sagt sie mit einem kleinen Lächeln: "Wirklich?" Wenn es zumindest ein bisschen verstörend ist, weiß ich, dass es gelungen ist. Wenn sie nicht schockiert ist, sage ich: "Es muss zu schlicht sein." Wir probieren viele Sachen aus, ich stelle Kataloge ihrer Outfits zusammen, um sie ihr zu zeigen, und daraus entscheidet sie sich, welche sie ausprobieren will, was sie anspricht. Sie ist sehr offen. Glücklicherweise stellen keine unserer Schauspielerinnen und Schauspieler irgendwelche Grundregeln auf. Sie vertrauen mir und sie vertrauen Patricia und es ist wunderbar so zu arbeiten, weil wir jedes Mal ein bisschen weiter gehen können. Wir können über uns hinauswachsen.

Wie sind Sie an die Beschaffung der wichtigsten Kostümelemente herangegangen?

Fitoussi: Seit sieben Jahren setze ich vermehrt auf Upcycling und Recycling. Wir kaufen nur neu, wenn etwas am nächsten Tag gebraucht wird und nicht mehr rechtzeitig geliefert werden kann. Ich liebe Secondhandläden und bin mit den meisten Besitzern der Pariser Secondhandläden befreundet. Sie rufen mich an, wenn ihnen ein einzigartiges oder ganz besonderes Teil in die Hände fällt, alles, vor dem gewöhnliche Sterbliche zurückschrecken würden. Für die 2. Staffel stellte ich mich vor die Herausforderung, ein Couture-Element, Dior oder Balmain, mit einem jungen Designer, mit einem Secondhand-Teil, mit etwas, das man bei H&M oder Zara finden könnte, zu kombinieren. Jeder muss gemäß seinen Mitteln in der Lage sein, etwas zu kaufen, das ihm das Herz schneller schlagen lässt. Kaufen Sie Designer, wenn es Ihnen möglich ist, kaufen Sie bei H&M. Ich erledige die meisten meiner Einkäufe zwischen 3:30 Uhr und 5:30 Uhr. Um diese Zeit kann ich am besten denken.

Farben scheinen bei den Kostümen, besonders bei Emilys Figur eine wichtige Rolle zu spielen. Können Sie ein bisschen über die wichtige Bedeutung der Farben in dieser Staffel reden?

Field: Ich habe kürzlich einen Ausdruck für mich geprägt, der die Reaktion beschreibt, die ich auf Kostüme sehen will, und zwar "glückliche Kleider". Ich liebe Farben. Sie erlauben mir verschiedene Kombinationen zusammenzustellen, die den Leuten ins Auge stechen. Emily ist die perfekte Frau für Farben, weil sie, wir mir zu Drehbeginn gesagt wurde, aus dem Mittleren Westen der USA stammt, also kleidet sie sich auch im Stil des Mittleren Westens. Wir haben, glaube ich, in der letzten Staffel das richtige Rezept für sie gefunden, und Farben machen eine großen Teil davon aus. Leute mögen Farben und brauchen Farben in diesen Zeiten. Als die erste Folge ausgestrahlt wurde, hörte ich immer und immer wieder, dass es gerade während der Pandemie so viel Spaß macht, sich Emily in Paris anzuschauen, und dass die Serie dabei geholfen hat, die Leute aufzumuntern. Das hat mich glücklich gemacht und deshalb hoffe ich, dass auch die Kleider in dieser Staffel das Publikum wieder glücklich machen.

Die 2. Staffel von Emily in Paris feiert am 22. Dezember auf Netflix Premiere.