Nachrichten und Einschätzungen zum russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:


Nestle hält einen Teil der Ukraine-Aktivitäten am Laufen 

Nur ein Teil der Lieferkette von Nestle in der Zentral- und Westukraine ist derzeit noch in Betrieb, nachdem das Unternehmen seine Fabriken, Lager und die Lieferkette letzte Woche nach dem Einmarsch Russlands vorübergehend geschlossen hatte. Der Schweizer Nahrungsmittel- und Getränkehersteller, der drei Fabriken und rund 5.000 Mitarbeiter in der Ukraine hat, teilte mit, dass ein Teil der Werke "an Orten, an denen es sicher ist, weiterläuft", und dass er sich weiterhin dafür einsetzt, die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit wichtigen Nahrungsmitteln und Getränken sicherzustellen.


Macron erneut im Gespräch mit Putin und Selenskyj 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat erneut mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Das Gespräch mit Putin habe eineinhalb Stunden gedauert, teilte der Élysée mit. Über den Inhalt wurde zunächst nichts bekannt. Macron hatte am Vorabend angekündigt, dass er mit Putin im Gespräch bleiben wolle, um eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Er ist der letzte westliche Staatschef, der in den vergangenen Wochen direkten Kontakt mit Putin hatte. Macron steht nach eigenen Angaben auch in regelmäßigem Austausch mit Selenskyj.


Lawrow wirft Westen Gedankenspiele über Atomkrieg vor 

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen vorgeworfen, im Konflikt mit Russland über den Einsatz von Atomwaffen nachzudenken. "Die ganze Welt sagt, dass ein Dritter Weltkrieg ein Atomkrieg sein wird", sagte Lawrow bei einer Online-Pressekonferenz. "Aber ich möchte darauf hinweisen, dass die Idee eines Atomkrieges in den Gedanken westlicher Politiker herumschwirrt, nicht in den Köpfen Russlands." Zugleich warnte Lawrow den Westen vor "jeglicher Provokation". Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Sonntag - wenige Tage nach dem Einmarsch in die Ukraine - die russischen Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Moskau hat weltweit das größte Arsenal an Atomwaffen.


Frankreich beschlagnahmt Luxusjacht von russischem Unternehmen 

Die französische Regierung hat die Jacht eines russischen Unternehmens beschlagnahmt, das dem Energiekonzern Rosneft nahe steht. Dies sei "im Rahmen der europäischen Sanktionen gegen Russland geschehen", teilte das Wirtschaftsministerium in Paris mit. Die Jacht "Amore Vero" (Wahre Liebe) gehöre einem Unternehmen, in dem Rosneft-Chef Igor Setschin Hauptaktionär sei. Die Jacht lag im Hafen von La Ciotat und hätte dort bis April repariert werden sollen. Zum Zeitpunkt der Aktion gegen die Jacht wurde diese den Angaben zufolge gerade für das Verlassen des Hafens vorbereitet - ungeachtet der noch nicht beendeten Reparaturarbeiten. Der französische Zoll habe sie dann jedoch stillgelegt und in Beschlag genommen. Laut Fachmedien handelt es sich um eine 86 Meter lange Jacht mit sieben Luxus-Suiten, Kino, Schönheitssalon und einer Garage für Wasserski-Boote.


Selenskyj verspricht vollständigen Wiederaufbau der Ukraine 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen vollständigen Wiederaufbau seines Landes nach dem Krieg mit Russland versprochen. Moskau werde wegen seines Einmarsches Reparationen zahlen müssen, kündigte er in einer Videobotschaft an. "Wir werden jedes Haus, jede Straße, jede Stadt wieder aufbauen." An den Kreml gewandt fügte Selenskyj hinzu: "Ihr werdet uns für alles, was ihr gegen unseren Staat, gegen jeden Ukrainer unternommen habt, vollständig entschädigen."


Evonik will Russland-Geschäft fortsetzen 

Der Spezialchemiekonzern will sein Geschäft mit Russland fortsetzen, sofern die Sanktionen das erlauben. Überwiegend exportiere Evonik Futtermitteladditive nach Russland, sagte Vorstandschef Christian Kullmann bei der Bilanzpressekonferenz. Ein Exportstopp würde deshalb vorrangig die russische Bevölkerung treffen, die sei aber nicht der Feind. Das Umsatzvolumen des Russland-Geschäfts bezifferte Kullmann mit knapp 200 Millionen Euro im Jahr, "gut 1 Prozent" des Gesamtumsatzes. Die Exporte in die Ukraine sind mit 10 Millionen Euro Volumen für den Konzern nicht relevant.


Russische Severstal verliert vier Board-Mitglieder 

Die Invasion Russlands in der Ukraine sorgt für personelle Veränderungen an der Spitze des russischen Stahlkonzerns Severstal. Wie das Unternehmen mitteilte, sind vier Mitglieder des Verwaltungsrats wegen "der aktuellen geopolitischen Situation" bereits mit Wirkung am Mittwoch von ihren Ämtern zurückgetreten. Dabei handelt es sich um die unabhängigen Direktoren Sakari Tamminen, Philip Dayer und Alun Bowen sowie Executive Director Agnes Ritter. Am Donnerstag hat die Londoner Börse den Handel mit Severstal-Papieren und anderen russischen Unternehmen ausgesetzt.


Unabhängiger Radiosender Echo Moskwy gibt Auflösung bekannt 

Nach der Sperrung durch die russischen Behörden hat der unabhängige Radiosender Echo Moskwy (Moskauer Echo) seine Auflösung bekannt gegeben. "Der Verwaltungsrat von Echo Moskwy hat mehrheitlich entschieden, den Radiosender und die Website aufzulösen", erklärte Chefredakteur Alexej Wenediktow auf Telegram. Die Behörden hatten den Sender wegen dessen Berichterstattung über die Invasion in der Ukraine mit einem Sendeverbot belegt. Auch der unabhängige Fernsehsender Doschd war wegen der "absichtlichen" Verbreitung "falscher Informationen" gesperrt worden. Echo Moskwy, das mehrheitlich im Besitz des Gaskonzerns Gazprom ist, wurde 1990 gegründet und gilt als eines der angesehensten Medien Russlands. Es war einer der wenigen Sender, auf denen sich auch Oppositionelle äußern konnten. Chefredakteur Wenediktow pflegte aber auch Beziehungen zum Kreml.


EU bereitet sich auf Millionen von Ukraine-Flüchtlingen vor 

Die Europäische Union bereitet sich auf die Ankunft von Millionen von Ukraine-Flüchtlingen vor. EU-Kommissarin Ylva Johansson sagte vor einem Innenministertreffen der 27 EU-Ländern in Brüssel, schon jetzt seien "fast eine Million Menschen" in die EU geflohen. Die EU-Kommission schlägt vor, Menschen aus dem Kriegsgebiet für bis zu drei Jahre Schutz zu gewähren. Dafür soll erstmals eine seit 2001 gültige Richtlinie zum temporären Schutz von Flüchtlingen aktiviert werden, die als Folge der Balkankriege beschlossen worden war. Die Menschen könnten dann in der EU arbeiten, ihre Kinder könnten zur Schule gehen. Johansson sagte, sie rechne in den kommenden Tagen mit einer Zustimmung der Mitgliedsländer, wenn die Details diskutiert worden seien.


Ost-Ausschuss: Wirtschaft steht geschlossen hinter Sanktionen 

Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft stellt sich hinter die Russland-Sanktionen und fordert gezielte Hilfen für stark betroffene Mittelständler. "Alle sind der Überzeugung, dass diese Sanktionen notwendig sind", sagte Geschäftsführer Michael Harms im ARD-Morgenmagazin. "Die deutsche Wirtschaft ist hier einheitlich in ihrer Position." Wirtschaftliche Erwägungen müssten jetzt zurückstehen. Die Auswirkungen auf Unternehmen seien "massiv", allerdings werde "es nicht viele Unternehmen geben, die wirklich existenziell betroffen sind". Betroffen seien vor allem einige spezialisierte Mittelständler. "Denen sollte dann auch gezielt geholfen werden", forderte Harms.


Deutschland liefert 2.700 Flugabwehrraketen aus NVA-Beständen an die Ukraine 

Deutschland liefert weitere Waffen an die Ukraine. Das Bundeswirtschaftsministerium genehmigte auf Antrag der Bundeswehr die Weitergabe von 2.700 Flugabwehrraketen vom Typ "Strela", wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ministeriumskreisen erfuhr. Es handele sich um Waffen sowjetischer Produktion aus ehemaligen Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR.

Kontakt zu den Autoren: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/jhe/cbr

(END) Dow Jones Newswires

March 03, 2022 07:28 ET (12:28 GMT)