Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

NESTLÉ/BARRY CALLEBAUT: Acht junge Männer aus Mali haben in den USA gegen mehrere Unternehmen eine bundesweite Sammelklage wegen Kindersklaverei in der Elfenbeinküste eingereicht. Unter den Angeklagten finden sich unter anderem Nestlé und Barry Callebaut, wie die CH-Media-Zeitung "Schweiz am Wochenende" am Samstag berichtete. Laut der Anklageschrift seien die Männer in der Elfenbeinküste gezwungen worden, Kakao für eines oder mehrere der beklagten Unternehmen zu ernten. Vertreten werden sie von der Organisation International Rights Advocates (IRAdvocates). Nestlé erklärte gegenüber der Zeitung: "Dieser Rechtsstreit bringt uns dem Ziel nicht näher, Kinderarbeit in der Kakaoindustrie zu beenden." Kinderarbeit sei ein komplexes, globales Problem, dessen Bewältigung in der gemeinsamen Verantwortung aller Beteiligten liege. Kinderarbeit sei absolut inakzeptabel und widerspreche allem, wofür Nestlé stehe. Man bekämpfe die Ursachen mit dem Nestlé Cocoa Plan. Barry Callebaut verwies auf die Selbstverpflichtung, Kinderarbeit bis 2025 aus der Lieferkette zu verbannen. (SaW, S. 15)

UBS/ROCHE: Die Nomination der Roche-Chefjuristin Claudia Böckstiegel für den Verwaltungsrat der UBS sorge in der Spitzenkreisen der Schweizer Wirtschaft für hochgezogene Augenbrauen, schreibt die "Sonntags-Zeitung". Der Grund: Roche-Chef Severin Schwan sitzt bereits im Verwaltungsrat der Credit Suisse. Das könnte zu Interessenskonflikten führen. Der Pharmakonzern verneint dies zwar: Aus Sicht von Roche ergebe sich aus der geplanten Mandatstätigkeit kein Interessenkonflikt, sagte ein Sprecher der Zeitung. "Sollte jemals eine derartige Situation entstehen, werden selbstverständlich angemessene Massnahmen ergriffen." Aber auch für Lokalrivale Novartis sei die Doppelbesetzung heikel, heisst es weiter in dem Bericht. Der Pharmariese stehe mit beiden Schweizer Grossbanken in einer Geschäftsbeziehung. Die Novartis-Chefs könnten sich nun bei strategischen Projekten wie Übernahmen oder Aktienrückkaufprogrammen nach einer Alternative umschauen. Die UBS erklärte in einer Stellungnahme, dass es eine klare Trennung der Kompetenzen zwischen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat gebe, um potenzielle Interessenskonflikte auszuschliessen. (SoZ, S. 44)

NOVARTIS: Der Pharmakonzern Novartis hat als erstes Pharmaunternehmen eine an Nachhaltigkeitsziele gekoppelte Anleihe begeben. "Wir sind im gesamten Konzern darum bemüht, ESG-Zielsetzungen zu operationalisieren. Wir beschränken Nachhaltigkeit nicht auf Power-Point-Präsentationen und Ziele in der fernen Zukunft, sondern versuchen ESG mit operativen Zielen zu verknüpfen und jährlich gute Fortschritte zu erreichen", erläuterte Finanzchef Harry Kirsch diesen Schritt im Interview mit der aktuellen Ausgabe der deutschen Börsen-Zeitung vom Samstag. (Börsen-Zeitung)

VALORA: Der Handelskonzern Valora hat im letzten Jahr gemäss der CH-Media-Zeitung "Schweiz am Wochenende" das Tempo bei den Schliessungen von P&B-Läden beschleunigt. Ende des Jahres 2019 betrieb Valora gemäss Geschäftsbericht 31 P&B-Filialen, nach 34 vor vier Jahren. Aktuell seien noch 25 Filialen des Presse- und Buchhändlers geöffnet. So sei etwa der Laden im Bahnhof Basel SBB geschlossen worden sowie eine von zwei Filialen am Hauptbahnhof Zürich. Drei Filialen am Zürcher Flughafen seien im Zuge der Coronakrise vorübergehend zugemacht worden - wann sie wieder aufgingen, sei ungewiss. Es sei vereinzelt zu Schliessungen gekommen, bestätigte ein Sprecher der Zeitung. Man sei aber grundsätzlich daran interessiert, neue Verkaufsstellen zu eröffnen, auch von Press&Books. Laut dem Vontobel-Analysten René Weber dürfte der Abbau dennoch eher weitergehen: Durch den Trend in Richtung E-Commerce werde das Konzept P&B weiter an Bedeutung verlieren, sagte er der Zeitung. (SaW, S. 16)

SWISS: Swiss-Operativchef Thomas Frick verteidigt die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags mit den Piloten. Die Kündigung sei im Rahmen der Sozialpartnerschaft ein ganz normaler Prozessschritt, sagte er in einem Interview mit der "Sonntags-Zeitung". Gerechtfertigt sei aber die Kritik an der Kommunikation. "Es ist immer unangenehm, wenn man weiss, dass über die eigene Zukunft verhandelt wird, man aber die Details nicht kennt." So komme natürlich eine Kündigung des GAV überraschend. Daher habe man nun begonnen, die Kommunikation mit den Piloten zu diesem Thema zu intensivieren. In der Sache hielt er aber daran fest, dass die Swiss von den Piloten einen substanziellen Kostenbeitrag bräuchte. So schlägt er unter anderem ein Lohnmodell basierend auf dem Arbeitsvolumen vor. Die Chancen dafür, dass sich die Schweizer Luftfahrtstiftung in den Streit einmischt, stehen derweil schlecht, wie die CH-Media-Zeitung "Schweiz am Wochenende" berichtet. Von einem Hilferuf des Cockpit-Personalverbands Aeropers fühlten sich die Verantwortlichen nicht angesprochen. (SoZ, S. 47 / SaW, S. 17; siehe auch separate Meldung)

SENSIRION: Der Sensorenhersteller Sensirion blickt mit gemischten Gefühlen auf das Geschäftsjahr 2020 zurück. "Betreffend Pandemie sahen wir sowohl Licht als auch Schatten. Als grösste Anbieterin von Sensoren für Beatmungsgeräte haben wir viele zusätzliche Aufträge erhalten", sagte CEO Marc von Waldkirch in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Samstagsausgabe). "Aber Covid-19 hat uns auch negativ getroffen, etwa im Automotive-Komponenten-Bereich, wo der Umsatz zurückging", so von Waldkirch. Im Automotive-Bereich sei es zwar seit Herbst zu einer zunehmenden Erholung gekommen, er sei sich aber über deren Nachhaltigkeit noch nicht sicher. "Wir spüren auch einige Übertreibungen, die Angst von Autobauern, zu wenige Komponenten zu kriegen", fügte er an. Denn derzeit gebe es weltweit eine Verknappung von Wavern und Elektronikkomponenten. Es sei deshalb schwer abzuschätzen, was realer Nachholbedarf sei und was Hamsterkäufe. (FuW, S. 11; siehe auch separate Meldung vom Freitag)

HYPOTHEKARBANK LENZBURG: Die Hypothekarbank Lenzburg setzt auf die Öffnung ihres IT-Systems gegenüber Drittanbietern. Das ermöglicht ihr, Kunden aus der ganzen Schweiz zu gewinnen. Beim Thema Open Banking sieht Bankchefin Marianne Wildi die Schweiz der EU voraus, wie sie im Interview mit der Zeitung "Finanz und Wirtschaft" (FuW, Samstagsausgabe) sagte. Die EU beschäftige sich in Bezug auf Open Banking vor allem mit Zahlungen und der Führung von Kontos. "In der Schweiz sind wir längst weiter: Wir arbeiten daran, Schnittstellen zu Depots zur Verfügung zu stellen oder für Hypotheken", so die CEO der Hypi Lenzburg. "Möglicherweise nutzen wir die Funktionen als Bank künftig selbst, oder wir arbeiten mit einem Fintech zusammen." (FuW, S. 9; siehe auch separate Meldung vom Freitag)

SPACS: Prominente aus der Finanzwelt werben laut der "NZZ am Sonntag" für die Anlagevehikel SPAC (Special Purpose Acquisition Companies). So präsidiere Ex-UBS-Chef und künftiger Swiss-Re-Präsident Sergio Ermotti seit Anfang Jahr die Investindustrial Acquisition Corp. (IIAC). Diese habe von ihren Aktionären 400 Millionen Dollar erhalten und sei an der New Yorker Börse kotiert. Mit dem Kapital wolle sie gemäss Prospekt eine europäische Firma im Bereich Konsum, Gesundheit, Industrie oder Technologie übernehmen. Für Ermotti habe es sich bereits gelohnt, mit seinem Namen für IIAC hinzustehen: Als Vergütung habe er Aktien für 750'000 Dollar erhalten, deren Wert seither auf 800'000 Dollar gestiegen sei. Der grosse Gewinn winke dann beim Firmenverkauf. Auch der frühere CS-Chef Tidjane Thiam präsidiere ein eher kleines SPAC, das 250 Millionen Dollar aufnehmen wolle. Eine kürzlich publizierte UBS-Studie warnt die Anleger vor einer spekulativen Überhitzung auf dem SPAC-Markt, wie es weiter heisst. Ein Nachteil seien auch die undurchsichtigen Strukturen. (NZZaS, S. 23)

TOURISMUS: Die Skisaison in der Schweiz läuft wegen der Coronapandemie etwa auf zwei Dritteln des normalen Niveaus, wie die "NZZ" in ihrer Samstagsausgabe schreibt. Der Einbruch in der laufenden Saison könnte somit eine Wertschöpfungseinbusse von etwa 1,5 Milliarden Franken bedeuten. Auf den Skipisten habe es trotz bester Bedingungen noch Platz, berichtet auch die "Sonntags-Zeitung". So liege das Skigebiet Arosa-Lenzerheide über den ganzen Winter gesehen ein Viertel hinter den Zahlen des Vorjahres. Vor allem die Luxushotellerie leidet gemäss den Zeitungsberichten, während Ferienwohnungen und Wintercamping gefragt seien. (NZZ, S. 25 / SoZ, S. 6)

CORONA I: Der Bundesrat gerät von allen Seiten unter Druck, ab Anfang März die Corona-Massnahmen zu lockern. Die Wirtschaft will laut "NZZ am Sonntag" in vier Schritten zurück zur Normalität. Economiesuisse und der Arbeitgeberverband haben dem Bundesrat diese Woche eine Exit-Strategie vorgelegt. Sie fordern erste Lockerungen ab dem 1. März. Dann sollten alle Läden wieder geöffnet werden. Die Regel von fünf Personen für Versammlungen sollte gelockert und die Pflicht zum Home Office aufgehoben werden. Weitere Lockerungen will die Wirtschaft vom Fortschritt der Impfkampagne abhängig machen - und von der Impfbereitschaft. Selbst für eine zögerliche Öffnung ist es nach Ansicht von Gesundheitsminister Alain Berset zwar eigentlich zu früh. Doch der Druck namentlich aus der Westschweiz ist gross, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Konkret sollten ab 1. März Sportanlagen und Fitnesszentren sowie Schwimmbäder wieder geöffnet werden. Einzelne Kantone wie etwa Freiburgs Staatsrätin Anne-Claude Demierre sprechen sich für eine schrittweise Öffnung der Restaurants aus, wie die "SonntagsZeitung" berichtet. (NZZaS, S. 9 / SoZ S. 5 / SonntagsBlick; siehe auch separate Meldung)

CORONA II: Finanzminister Ueli Maurer rechnet bis zum Ende der Corona-Krise mit 100'000 Gesuchen wegen Härtefällen. Eine Umfrage des "SonntagsBlick" unter allen Kantonen zeigt, wie gross der Bedarf ist. Bislang hätten mehr als 17'000 Firmen ein Härtefallgesuch gestellt. Die Tendenz sei steigend. Neben den grossen gebe es auch in den kleineren Kantonen Handlungsbedarf. Das gelte vor allem für die Romandie, wo die Programme früher gestartet worden seien. Auf dem politischen Parkett wird namentlich von linken Parlamentariern das Härtefall-Programm kritisiert. Noch immer sei der Ablauf schleppend und kompliziert. (SonntagsBlick)

CORONA III: Im zweiten Lockdown haben Eigentümer von Immobilien seltener auf einen Teil der Miete verzichtet als noch im vergangenen Frühjahr. Viele Vermieter seien derzeit weniger bereit denn je, dem Gewerbe bei der Miete entgegen zu kommen, zitiert der "SonntagsBlick" den Vizepräsidenten des Verbandes der Geschäftsmieter, Armin Zucker. Zu dieser Entwicklung beigetragen habe die Ablehnung des Geschäftsmietgesetzes im Dezember durch das Parlament. Viele Vermieter beriefen sich darauf, dass mit der Ablehnung des 60/40-Erlassgesetzes auch der Anspruch auf Reduktionen des Mietzinses verneint worden sei. Das aber sei juristisch ungeklärt. (SonntagsBlick)

CORONA IV: Die Impfkampagne in den Alters- und Pflegeheimen der Schweiz ist weit fortgeschritten. Gegen 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sei bereits geimpft worden, zitiert die "SonntagsZeitung" die Organisation Pro Senectute. All jene, die sich hätten impfen lassen wollen, hätten eine Impfung erhalten. Curaviva, der Dachverband der Heime, habe sich ebenfalls erfreut gezeigt über den Fortschritt. Fast überall seien die Impfungen vollzogen. Bis spätestens Mitte März dürften auch die Nachimpfungen mit den zweiten Dosen abgeschlossen werden. Die meisten Kantone hatten kurz vor Weihnachten mit dem Impfungen begonnen. Kantone wie Bern, die erst ab Mitte Januar zu impfen begannen, haben inzwischen aufgeholt. (SoZ, S. 7)

tt/