Vevey (awp) - Der Lebensmittelmulti Nestlé und mehrere seiner Konkurrenten sind in den USA ins Visier der Behörden geraten. Untersucht werden mögliche Absprachen bei der Vergabe lukrativer staatlicher Verträge für den Verkauf von Babymilchpulver, wie das "Wall Street Journal" (WSJ) am Mittwoch berichtet.

Die Zeitung bezieht sich dabei auf Dokumente, die auf der Webseite der US-Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) veröffentlicht worden seien. Darin erkläre die Behörde, sie untersuche, ob die Hersteller von Säuglingsnahrung "Absprachen oder Abstimmungen mit anderen Marktteilnehmern bei der Ausschreibung" für staatliche Aufträge getroffen hätten.

Dabei gehe es in erster Linie um Verträge im Rahmen des sogenannten "Women, Infants and Children formula-supply program" (WIC). Dieses bietet einkommensschwachen Familien Säuglingsnahrung und bestimmte nahrhafte Lebensmittel. Die US-Regierung stellt dafür jährlich rund 6 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, wobei die einzelnen Bundesstaaten das Programm verwalten und im Gegenzug für Preisnachlässe einen exklusiven Lieferanten von Säuglingsnahrung auswählen.

Dem Artikel zufolge sind die Verträge für die Hersteller von Säuglingsnahrung lukrativ, weil sie den Marktanteil der Unternehmen in bestimmten Bundesstaaten "erheblich steigern" können. Grund dafür ist, dass Detailhändler verpflichtet sind, die ausgewählten Produkte anzubieten. Nestlé hat gemäss den Angaben in sechs US-Bundesstaaten einen Vertrag über den Verkauf seiner Gerber-Babynahrung im Rahmen von WIC.

Bereits im Januar hat die FTC Abbott, den führenden Hersteller von Säuglingsnahrung in den USA, um Informationen für die Untersuchung gebeten, wie der US-Konzern damals mitteilte. Nestlé gab nun gegenüber dem WSJ an, ebenfalls ein entsprechendes Auskunftsersuchen der FTC erhalten zu haben. Die Behörde untersuche aber auch, ob die möglichen Absprachen über das WIC-Programm hinausgingen, heisst es weiter.

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