Nestlé in Frankreich mit Klage über 250 Millionen Euro konfrontiert
Am 20. September 2022 um 17:29 Uhr
Teilen
Toulouse (awp) - Ein französischer Anwalt fordert 250 Millionen Euro Schadenersatz von Nestlé Frankreich. Er vertritt nach eigenen Angaben 55 Opfer im Fall von mit E. coli-Bakterien verseuchten Buitoni-Pizzen.
In der Affäre um Buitonis Fraich'Up-Pizzen wurde damit ein neuer Rechtsstreit eröffnet. Das neue Verfahren läuft diese Mal auf zivilrechtlicher Ebene. Anwalt Pierre Debuisson hat Nestlé Frankreich dabei wegen "schwerer und wiederholter Fehler von Nestlé" verklagt.
Er bemängelt in seiner Klage insbesondere den "stark verschlechterten Hygienezustand" am Standort Caudry in Nordfrankreich. Dort seien die kontaminierten Pizzas hergestellt worden, wie der Anwalt am Dienstag zur Nachrichtenagentur AWP sagte.
Debuisson wirft dem multinationalen Unternehmen vor, trotz des Verdachts auf einen Ausbruch von E. coli-Bakterien ab Januar weiterhin Pizzen verkauft zu haben. "Es waren die Behörden, die im März einen Verkaufsstopp erzwangen, sonst hätte Nestlé unter völliger Missachtung von Menschenleben weitergemacht." Der Anwalt sprach vom "grössten europäischen Lebensmittelskandal" der letzten Jahre.
Keine Antwort von Nestlé
Der Lebensmittelkonzern selbst liess Anfragen von AWP zu dem Thema bisher unbeantwortet. Nestlé hatte aber letzte Woche angekündigt, dass es im November eine der beiden Produktionslinien in seiner Fabrik in Caudry wieder in Betrieb nehmen wolle.
Im Sommer hatte sich der Chef von Nestlé Frankreich, Christophe Cornu, bei den Familien der von den Kontaminationen betroffenen Kinder entschuldigt. Er kündigte die Einrichtung eines "Fonds zur Unterstützung der Opfer" an. Die mit E.coli-Bakterien verseuchten Pizzen werden mit dem Tod zweier Kindern und Dutzenden von Vergiftungen in Verbindung gebracht.
Nestlé S.A. ist der größte Lebensmittelkonzern auf der Welt. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Getränke (26,7%): Instantkaffees (Marken Nescafé und Starbucks), Kaffeekapseln (Nespresso), Schokogetränke (Nesquik, Milo, usw.), Getränke auf Teebasis (Nestea), usw.;
- Haustierfutter (20,3%): Purina, Friskies, Felix, usw.;
- pharmazeutische-, Ernährung- und Wohlbefinden Produkte (16,4%): Ernährungsergänzungsmittel (Marken Resource, Boost, Nutren, Optifast, Peptamen usw.), Säuglings- und Mutterernährungsprodukte (NAN, illuma, Cerelac, Nido, Gerber), ketogene Getränke (BrainXpert), Cerealien (Nesquick, Fitness, Cheerios, Lion, usw.) usw.;
- Fertiggerichte und Gewürzprodukte (12,5%): Tiefkühlgerichte und Gerichte aus der Kühltheke (Marken Lean Cuisine, Hot Pockets und Stouffer's), Suppen (Maggi), usw.;
- Milchprodukte und Eiscremes (11,8%): Milchpulver, gesüßte Kondensmilch, Joghurt und Dessertcremes, Eiscreme (Marken Nido, Nesvita, Carnation, La Laitière, Coffee Mate, Nestlé Ice Cream, Dreyers, Häagen-Dazs, Extrême usw.);
- Schokolade, Konfiserien und Kekse (8,7%): Kit Kat, Smarties, Cailler, Terrafertil, usw.;
- abgefüllte Mineralwasser (3,6%): Nestlé Pure Life, Vittel, Perrier, S. Pellegrino, usw.
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Schweiz (1,2%), Frankreich (3,8%), Großbritannien (3,8%), Deutschland (2,4%), Europa (12,8%), USA und Kanada (35%), China (5,9%), Asien und Ozeanien (21,4%) und Lateinamerika (13,7%).