Nestle-CEO : Trend zu gesünderer Ernährung, Konsum zu Hause bleibt
Am 27. April 2021 um 12:28 Uhr
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Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Nestle rechnet damit, dass nach Ende der Corona-Pandemie der Trend zu gesünderer Ernährung, der verstärkte Konsum von zu Hause sowie das digitale Einkaufen im Bereich Ernährung und Getränke bestehen bleiben werden. Der Schweizer Lebensmittelkonzern, dessen Portfolio zu 85 bis 90 Prozent auf den Verzehr zu Hause ausgerichtet ist, sieht sich mit seiner Wachstumsstrategie gut positioniert, von diesen Trends zu profitieren, sagte CEO Mark Schneider online im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.
Zu den am Montag vom Konzern bestätigten Übernahmegesprächen mit dem US-Vitaminhersteller The Bountiful Company wollte sich Schneider nicht weiter äußern. Informanten zufolge könnte Nestle für Bountiful einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag auf den Tisch legen. Bountiful gehört mehrheitlich dem US-Finanzinvestor KKR.
Schneider sagte allerdings, dass der Bereich Nestle Health Science, in dem das Geschäft mit Nahrungsergänzungsstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen angesiedelt ist, von Nestle als ein Wachstumsbereich definiert wurde, der auch nach der Corona-Pandemie bei den Verbrauchern populär bleiben dürfte.
Gerade im Umfeld der Pandemie habe wegen des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins die Frage "habe ich alle Nährstoffe, die ich brauche, was muss ich ergänzen", nochmal enorm an Beschleunigung gewonnen, sagte Schneider. "Da glauben wir eben, dass auch nach der Krise dieses Interesse nicht unmittelbar nachlassen wird."
Nestle Health Science verzeichnete im ersten Quartal ein organisches Umsatzplus von 9,5 Prozent, währungsbereinigt ergab sich ein Rückgang von 5,2 Prozent. Wachstumstreiber waren die Nachfrage nach Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln sowie e-Commerce.
Schneider zufolge habe Nestle in jüngster Zeit die Investitionen in Digitalisierung noch einmal erhöht.
"Lebens- und Arbeitsweisen werden sich nach der Krise nachhaltig ändern", so Schneider. Mehr und mehr Firmen würden, allein um attraktiv zu bleiben, das Arbeiten von zu Hause ganz oder teilweise ermöglichen. Das wiederum bedeute, dass mehr zu Hause konsumiert werde. Im ersten Quartal hat Nestle infolge des Homeoffice von starker Nachfrage nach seinen Kaffeeerzeugnissen profitiert.
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
Nestlé S.A. ist der größte Lebensmittelkonzern auf der Welt. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Getränke (26,7%): Instantkaffees (Marken Nescafé und Starbucks), Kaffeekapseln (Nespresso), Schokogetränke (Nesquik, Milo, usw.), Getränke auf Teebasis (Nestea), usw.;
- Haustierfutter (20,3%): Purina, Friskies, Felix, usw.;
- pharmazeutische-, Ernährung- und Wohlbefinden Produkte (16,4%): Ernährungsergänzungsmittel (Marken Resource, Boost, Nutren, Optifast, Peptamen usw.), Säuglings- und Mutterernährungsprodukte (NAN, illuma, Cerelac, Nido, Gerber), ketogene Getränke (BrainXpert), Cerealien (Nesquick, Fitness, Cheerios, Lion, usw.) usw.;
- Fertiggerichte und Gewürzprodukte (12,5%): Tiefkühlgerichte und Gerichte aus der Kühltheke (Marken Lean Cuisine, Hot Pockets und Stouffer's), Suppen (Maggi), usw.;
- Milchprodukte und Eiscremes (11,8%): Milchpulver, gesüßte Kondensmilch, Joghurt und Dessertcremes, Eiscreme (Marken Nido, Nesvita, Carnation, La Laitière, Coffee Mate, Nestlé Ice Cream, Dreyers, Häagen-Dazs, Extrême usw.);
- Schokolade, Konfiserien und Kekse (8,7%): Kit Kat, Smarties, Cailler, Terrafertil, usw.;
- abgefüllte Mineralwasser (3,6%): Nestlé Pure Life, Vittel, Perrier, S. Pellegrino, usw.
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Schweiz (1,2%), Frankreich (3,8%), Großbritannien (3,8%), Deutschland (2,4%), Europa (12,8%), USA und Kanada (35%), China (5,9%), Asien und Ozeanien (21,4%) und Lateinamerika (13,7%).