Zürich (awp) - Die Aktien des Nahrungsmittelgiganten Nestlé geben am Dienstag in einem gehaltenen Gesamtmarkt leicht nach. Anlässlich eines Investorentages in Barcelona hat das Unternehmen zwar die Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2022 leicht erhöht und die bisherige Margenguidance bestätigt. Gleichzeitig wurde aber eine strategische Überprüfung des 2020 übernommenen Erdnussallergiemittels Palforzia angekündigt, was in Marktkreisen kritisch gesehen wird.

Bis um 09.35 Uhr fallen Nestlé um 0,7 Prozent auf 112,70 Franken zurück und bremsen damit auch den Gesamtmarkt SMI (aktuell +0,02%).

Gleichzeitig mit der Prognose für 2022 hat Nestlé für den Zeitraum bis 2025 die bisherigen Mittelfristziele in etwa bestätigt. Demnach soll der Umsatz organisch, also Zukäufe und Wechselkursveränderungen herausgerechnet, auf nachhaltiger Basis jeweils im mittleren einstelligen Prozentbereich gesteigert werden, während sich die operative Marge im Bereich von 17,5 bis 18,5 Prozent bewegen soll.

In Marktkreisen wurden diese Ziele war ebenso begrüsst wie das Festhalten an den Aktienrückkäufen. Begeisterung kommt allerdings keine auf, denn die Ziele wurden mehrheitlich in diesem Bereich erwartet. Angesichts des unsicheren Umfelds sei die Bestätigung dieser Ziele beruhigend, aber nicht berauschend, meinte ein Händler.

Insgesamt seien die Ankündigungen von Nestlé wenig überraschend, so ein Kommentar des Brokers Stifel. Dieser verweist gleichzeitig auf wunde Punkte in der Mitteilung zum Investorentag. Einerseits könnte die Ankündigung, die zu Grunde liegende operative Marge wieder in den Bereich von 17,5 bis 18,5 Prozent zu verbessern als Enttäuschung aufgenommen werden, andererseits die News zu Palforzia.

Nestlé hat Palforzia erst im Herbst 2020, also vor gut zwei Jahren übernommen. Dass nun das Allergiemittel, das von den Kunden und Ärzten offenbar weniger begeistert aufgenommen wurde als von Nestlé erhofft, bereits wieder auf den strategischen Prüfstand gestellt wird, gefällt den Finanzmarktakteuren weniger. In Marktkreisen wurde Palforzia ein Umsatzpotential von bis zu 1 Milliarde Franken im Jahr zugetraut. Diese nun möglicherweise wieder wegfallenden Umsätze muss Nestlé andernorts zuerst erwirtschaften.

JPMorgan hält Nestlé immerhin die offene Kommunikation über die Probleme mit Palforzia zu Gute.

Die Bank Vontobel zeigt sich ob dem gezeigten etwas zuversichtlicher für Nestlé. Die finanziellen Ziele seien ambitiös, heisst es in einem Kommentar der Privatbank. Vontobel sieht dennoch gar eine Marge am oberen Ende der genannten Zielspanne von 17,5 bis 18,5 Prozent im Bereich des Möglichen und hält in der Folge an der Kaufempfehlung der Titel fest. Nestlé seien ein "must have".

Für Bernstein steht am Investorentag im Fokus, dass Nestlé das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des eigenen Wachstums stärken kann.

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